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Graz

Gare du Nord, Brüssel, 2000

©: Aglaia Konrad
©: GrazMuseum

Gleichzeitig mit der Eröffnung des GrazMuseums am 13. Oktober 2012 wird die Eröffnungsausstellung präsentiert.

Vernissage: 13. Oktober 201, 21:00 Uhr

Einführung: Cristina Töpfer, Co-Kuratorin
Eröffnung: Gerhard Rüsch, Stadtrat

Fotograf/-innen, die - wie der aktuelle Trend zeigt - vermehrt das Städtische in Augenschein nehmen, fokussieren damit eminent Gesellschaft. Die in in Eyes on the City versammelten internationalen Künstler/-innen verstehen Stadtraum dementsprechend nicht als statischen, homogenen Ort, der in objektiver Weise in Raum und Volumen wiederzugeben ist. Vielmehr reflektieren sie in ihren subjektiven Bildern urbane Räume als dynamische, Ort und Zeit einbeziehende Konstellationen des Städtischen.
Schließlich gilt es als ein Charakteristikum urbaner Räume, dass diese einem permanenten Wandel unterliegen und sich entsprechend der in ihnen lebenden Menschen, deren Interaktion untereinander sowie der Interaktion zwischen Menschen und der sie umgebenden Architektur stets aufs Neue konstituieren. Es gibt somit eine Vielzahl an Möglichkeiten, eine Stadt zu sehen und fotografisch zu erfassen.
Eyes on the City gewährt in der Zusammenführung dieser künstlerischen Perspektiven Einblicke in das, was Urbanität im 21. Jahrhundert bedeuten könnte.

Fotografien von:
    •    Olivo Barbieri
    •    Peter Bialobrzeski
    •    Sabine Bitter/Helmut Weber
    •    Hin Chua, Lee Friedlander
    •    Aglaia Konrad, Anne Lass
    •    Paul Albert Leitner
    •    Simona Rota
(Informationen zu den einzelnen Fotokünstlern weiter unten)

Publikation
Zur Ausstellung erscheint im Salzburger Anton Pustet Verlag eine Publikation (152 S., € 24,-). Die für dieses Buch entstandenen Texte renommierter Autor­/-innen aus den Bereichen Fotografietheorie, Architektur und Urbanismus interpretieren die komplexen und kritischen fotografischen Zugangsweisen auf Stadt und Gesellschaft.

Informationen zu den Fotokünstlern:
Olivo Barbieri bietet mit seinen aus der Vogelschau und mittels des für ihn charakteristischen selektiven Fokus aufgenommenen Fotografien gänzlich ungewohnte Perspektiven auf seltsam artifiziell wirkende urbane Situationen, die ob ihrer Unschärfe und der Miniaturisierung des städtischen Alltags irritieren. Gleichzeitig betonen diese Arbeiten auch den Charakter der Stadt als Modell von sich selbst. Peter Bialobrzeski zieht es in seinen Serien an städtische Orte jenseits des Wiedererkennungswerts der „Stadtmarke“. In Lost in Transition zeigt er von erhabener Ortlosigkeit geprägte Bilder des zeitlichen und räumlichen Übergangs, die schon kurze Zeit nach Entstehung der Aufnahmen so jeweils nicht mehr existierten. In Paradise Now sind es städtische Ruhezonen mit Grünflächen und Bäumen, hinter denen die Präsenz von Menschen in Form von Hochhäusern und Autobahnbrücken, Baukränen und nicht zuletzt der künstlichen Beleuchtung dieser Orte hindurchscheint.

Sabine Bitter und Helmut Weber reihen in ihrer Serie Boulevards, Banlieues and other Samples of Decorated Histories Gebaude aneinander, deren Nachbarschaft in der Realitat keineswegs besteht, die sich auf den Fotografien jedoch beinahe nahtlos aneinander fügen. In den daraus entstehenden Raumsituationen tun sich zwischen den unter jeweils unterschiedlichen politischen Systemen entstandenen Gebäuden Parallelen auf, die man so nicht vermutet hätte und die zur Reflexion über postmoderne Architektur und die Globalisierung von Stadtbildern anregen.

Hin Chua dokumentiert in Theo called me a corporate whore in subjektiver Weise seinen Arbeitsalltag in einer Londoner Investmentbank, für die er bis kurz vor der Finanzkrise tätig war. Die Serie vermittelt ein unheimliches Bild des urbanen Alltags in der City of London. Zahlreiche Personen sind auf den Fotografien zu sehen, doch scheinen sie alle wie losgelöst von ihrer Umgebung und ihren Mitmenschen, wenn sie auf dem Weg von einem Termin zum nächsten durch die Stadt hetzen oder an den sich bietenden, nur wenig ein ladenden Orten Erholung suchen.

Lee Friedlanders Fotografien aus der Serie America by Car vermitteln eine beschleunigte Form des fotografischen Erkundens urbaner Räume. Jeweils vom Fahrersitz eines Mietwagens aufgenommen, reflektieren die Arbeiten eine seit der Nachkriegszeit wohl klassische Perspektive der Stadtwahrnehmung in den USA – den Blick durch die Windschutzscheibe. In Kombination mit jenem in Seiten- und Rückspiegel entstehen hochkomplexe Aufnahmen, die ihren Charakter als Fotografien oftmals ironisch reflektieren und ein dynamisches, an visueller Information reiches Bild der Stadt und ihrer „Erfahrung“ im wahrsten Sinne des Wortes bieten.

Aglaia Konrad, eine Fotokünstlerin, auf die die Bezeichnung „urbane Fotografie“ besonders zutreffend ist, macht in ihren Arbeiten die Bewegung innerhalb des urbanen Raums geradezu körperlich spürbar. In ihrem Buch Iconocity beschäftigt sie sich mit dem ikonischen Charakter moderner Architektur, mit unterschiedlichsten Siedlungsstrukturen und immer wieder mit dem Verhältnis des Menschen zu seiner gebauten Umgebung. In ICONOCOPICITY entsteht aus einfachen Schwarz-Weiß-Kopien der Buchdoppelseiten ein sich im Ausstellungsraum aufspannendes Raster, das die Aufnahmen Aglaia Konrads raumzeitlich erfahrbar macht und auf die unendliche Reproduzierbarkeit der modularen modernen Architektur ebenso rekurriert wie auf die dahinterliegenden sozialen und politischen Implikationen.

Anne Lass fotografiert Tiere, Objekte und Menschen in ganz unterschiedlichen Städten. Sie wirken oft losgelöst, ja entfremdet von ihrer Umgebung. Doch ist es keine verharrende, resignative Pose des Wartens, die hier wiedergegeben wird, sondern vielmehr ein Augenblick des Dazwischen, ein Moment des Innehaltens vor der nächsten Handlung, den die Fotografin einfängt. Den Geschichten, die sie fotografisch erzählt, fehlt die offensichtliche Aussage und eindeutige Orientierung, sie bleiben in ihrer beunruhigenden Normalität offen und ambivalent.

Paul Albert Leitner, ist ein wahrhafter Reisender, der ausgestattet mit Kamera und rotem Reisekoffer die Städte der Welt besucht und Bilder einer Sehnsucht ohne Ziel fotografiert. Nicht das Ankommen ist das Ziel seiner Reisen, sondern das plötzliche Erkennen des eigenen Selbst im Rätselhaften. Ruhigen Schrittes durchstreift er vertraute und fremde Städte, schaut hier und dort, um zumeist ephemere, bisweilen surreal anmutende Situationen des urbanen Alltags „im entscheidenden Augenblick“ fotografisch festzuhalten.

Simona Rota spürt in ihrer Serie Instant Village den baulichen Manifestationen des Tourismus nach, und wie diese die Landschaft der Ferieninsel Teneriffa geradezu besetzt haben. Von einem Erholung versprechenden Ferienparadies ist in den Arbeiten jedoch nur wenig zu sehen. Vielmehr zeugen die Fotografien von einer Dissoziation von Mensch und Natur.

Öffnungszeiten: Mi - Mo: 10:00 bis 17:00 Uhr
Diverse Führungen siehe Link grazmuseum.at, rechte Randspalte.

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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