-
Graz
©: Grazer Kunstverein

Eine Auswahl aus dem Center for Social Research on Old Textiles (CSROT) mit Arbeiten von Willem Oorebeek, Lucy Skaer und Christopher Williams.

Der Grazer Kunstverein setzt seine Erkundung rund um das Konzept der sozialen Abstraktion fort und präsentiert eine Auswahl aus der umfassenden Sammlung historischer Textilien, die der Sammler Seth Siegelaub (geb. 1941, The Bronx) für das Center for Social Research on Old Textiles zusammentrug. Derzeit umfasst diese Sammlung rund 650 Stücke, darunter gewebte und gedruckte Textilien, Stickereien und Trachten, die von koptischen Einzelstücken aus dem 5. Jahrhundert über präkolumbianische Textilien aus Peru und asiatische und islamische Stoffe aus dem späten Mittelalter bis zu europäischen Seiden- und Samtgeweben (Renaissance bis ins 18. Jahrhundert) reichen. Der Grazer Kunstverein wird eine Auswahl von 50 Exponaten, die neben Kunstwerke gestellt sind, zeigen.

Die Ausstellung folgt The Stuff That Matters im Raven Row Ausstellungszentrum (London) 2012, der ersten öffentlichen Präsentation der Sammlung.

Die Textilien werden in einen Dialog mit den Arbeiten dreier KünstlerInnen gestellt, Willem Oorebeek, Lucy Skaer und Christopher Williams, deren Konzeptkunst die Vorstellungen von Handwerk, industrieller Reproduktion, Modernität, Aneignung und Darstellung entsprechend reflektiert.

Die Arbeit von Willem Oorebeek (geb. 1953, Rotterdam, NL) behandelt den Status des Bildes, seine Reproduktion und Verbreitung. Mittels grafischer Drucktechniken überarbeitet er Bilder aus Massenmedien und untersucht ihre Bedeutung unabhängig von ihrem ursprünglichen Zusammenhang. Oorebeeks „Dot-Screen-Wall“ (2008), zum Beispiel, zeigt die Vergrößerung eines Punktes als primäres Element des mechanischen Druckes. Der Logik der fotografischen Vergrößerung folgend sind diese Punkte als Tapetenmuster angeordnet und umgeben eine leere Kinoleinwand. So wird die filmische Erfahrung von Sprache der Thematik der Innendekoration unterworfen.

Eine weitere Forschungsreise in die Zerstörung des Mediums Fotografie und insbesondere in seine Darstellungs- und Klassifikationsstrukturen im Rahmen der Industriekultur ist in der Arbeit von Christopher Williams (geb. 1957, Los Angeles, US) zu finden. Er nimmt Reproduktionsprozesse als Ausgangspunkt und manipuliert die Konventionen der Werbung, der Oberflächlichkeit der Fläche und schließlich die Geschichte der Moderne. Tief politisch, historisch und manchmal persönlich sollen die Fotografien unsere Wahrnehmung auf subtile Weise verändern, indem sie die Kommunikationsmechanismen und ästhetischen Konventionen hinterfragen, die unser Verständnis der Realität beeinflussen.

Lucy Skaer (geb. 1975, Cambridge, UK) führt die Analyse von Darstellung und Klassifikation durch die Erkundung der Abstraktion fort, die der Hochkapitalismus erzeugt: die Spannung zwischen Objekten, ihr „Tauschwert“ oder das mit ihnen assoziierte Bild auf der einen Seite und ihre tatsächliche materielle Natur auf der anderen, entfernt aus ihrem Kontext und ihrer Bedeutung für das jeweilige Gegenüber. Ihre Filme, Installationen und Skulpturen präsentieren eine anziehende, gleichzeitig abstoßende Wirkung zwischen der Darstellung und der noch immer erkennbaren Bedeutung und körperlichen Form ihres ursprünglichen Gegenstands.

KuratorInnen: Krist Gruijthuijsen, Direktor des Grazer Kunstvereins, und Maxine Kopsa, Direktorin des Kunstvereins in Amsterdam.

Die Ausstellung Tradition entstand in Zusammenarbeit des Marres, Centre for Contemporary Culture, Maastricht, dem Kunstverein, Amsterdam und dem Grazer Kunstverein, Graz, Österreich.

Eröffnung: 07. Juni, 18:00 Uhr

Öffnungszeiten: Mi-So 11:00 - 18:00 Uhr

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+