– Sprache in der Kunst
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Graz

Ausstellung: Sprache in der Kunst

©: Künstlerhaus. Halle für Kunst & Medien

Die Ausstellung Sighs Trapped by Liars – Sprache in der Kunst ist dem bereits im Titel (Seufzer in der Falle von Lügnern) angedeuteten spannungsgeladenen Verhältnis der Sprache zur Kunst gewidmet. So sehr es sich hierbei auch um ein langgewachsenes und produktives Verhältnis handelt, wurde es verstärkt im 20. Jahrhundert von den künstlerischen Avantgarden nochmals radikal hinterfragt und experimentell überprüft: Von den Futuristen über die Dadaisten, den Surrealisten oder Lettristen – stets waren Überwindungen der Syntax beliebte Methoden, um Effekte des Sprachlichen freizulegen oder um ein Problembewusstsein bezüglich ihres Repräsentationscharakters zu schaffen.
In der Konzeptkunst der 1960er- und 1970er-Jahre wurde die Rolle der Sprache noch prägender, da sie oft nicht nur zum alleinigen Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung wurde, sondern auch als eigenständiges Medium künstlerischer Praxis reüssierte. Das Kunstwerk konnte nunmehr ausschließlich in der durch Sprache ausgedrückten Idee bestehen. Parallel zu Manifesten und Statements nahmen die Verbreitung und der Einsatz von Texten als Mittel der Dokumentation, die performative Aufführung begleitende oder Handlungsanweisungen beinhaltende Skripten ebenso zu, wie sich Schriftformen von KünstlerInnen über eigene Arbeiten, von KollegInnen oder allgemein zur bildenden Kunst weiter etablierten. Durch die sich gegenwärtig aufgrund steter Digitalisierung potenzierenden Möglichkeiten des Schreibens sprechen Autoren wie Kenneth Goldsmith („Uncreative Writing“) sogar von einer Neuerfindung der Sprache und begrüßen dabei die Automatisierungen in der Bedeutungsherstellung und damit einhergehenden Auseinandersetzungen mit Kreativität, Identität und Autorenschaft.

Die Ausstellung zeigt sowohl Neuproduktionen der Künstlerinnen Isabella Kohlhuber und Sue Tompkins, als auch historische Arbeiten wie etwa Ewa Partums Video Active Poetry, welches im Zerstreuen von ausgeschnittenen Buchstaben aus Papier aktivierende Bezüge auch außerhalb eines Textes aufzeigt, oder etwa die beispielhafte, am Sinngehalt des Palindroms In girum imus nocte et consumimur igni (Wir irren des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer verschlungen) angelehnte und partiell geschwärzte Neonarbeit des walisischen Künstlers Cerith Wyn Evans. Dabei eint die Arbeiten der Ausstellung, dass sie eine spezielle und schon in Sighs Trapped by Liars skizzierte Fallen-Situation in die Präsentation des Sprachlich-Poetischen miteinbeziehen. Die folgenden kennzeichnenden Fragen konstituieren die Ausstellung und halten sie offen zugleich: Welche Werke zeichnen in diesem Kontext eine Geschichte des künstlerisch-poetischen Experiments nach und welche mediale Materialisierung erfahren sie dabei heute? Welche Arbeiten versuchen sich ausgehend von den medialen Verzerrungen des Schreibens selbst in einer poetischen wie bildnerischen Praxis? Und was genau ändert sich, wenn Wörter der visuellen Sphäre der Kunstwelt ausgesetzt sind?

KünstlerInnen
Art & Language, Nanni Balestrini, Natalie Czech, Michael Dean, Heinrich Dunst, Shannon Ebner, Natalie Häusler, David Jourdan, Alison Knowles, Isabella Kohlhuber, Georg Oberhumer, Ewa Partum, Michael Riedel, Sue Tompkins, Cerith Wyn Evans.

Eröffnung: 11.03.2016, 18:00 Uhr

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