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Salzburg
©: Karin Wallmüller

Die Stadt Salzburg mit ihrem pittoresken barocken Kern und den großen Gärten und Grüngebieten ist weltberühmt. Im Salzburg Museum ist die besondere Aura der Stadt durch das große Rundgemälde von Johann Michael Sattler auf Dauer präsent. 

Im Jahr 2017 gibt es für Salzburg gleich zwei Jubiläen zu feiern, die in direktem Zusammenhang mit der Erhaltung der Stadt stehen. 1967, also vor 50 Jahren, wurde hier das erste Altstadterhaltungsgesetz Österreichs beschlossen. Es geht auf eine Initiative des Kunsthistorikers Hans Sedlmayr zurück, der 1965 in seinem Buch „Die demolierte Schönheit – Ein Aufruf zur Rettung der Altstadt Salzburgs“ für die Erhaltung der besonderen Architektur eintrat.
Dreißig Jahre später, 1997, wurde die Salzburger Altstadt in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen, deren Bestehen sich heuer zum zwanzigsten Mal jährt. 
Johann Michael Sattler war schon im 19. Jahrhundert mit seinem Rundgemälde als wichtiger Werber für die Stadt Salzburg im Ausland unterwegs. Seit jeher waren Künstler sehr wichtig und prägend für die Stadt, man denke etwa an die Galerien, die Theater, die Salzburger Festspiele und die Sommerakademie. Mit dieser Ausstellung wollen wir nicht nur das gebaute Salzburg zeigen, sondern stellen auch einige der visuellen bzw. multimedialen Dokumentaristen der Stadt mit ihren Werken aus der Sammlung des Museums vor.
Salzburg war und ist mehr als seine prominenten Bauten. Es ist eine lebendige Stadt, weil hier viele Künstler leben und arbeiten und weil es eine sehr aktive Kulturszene gibt. Die Stadt trägt mit dem Weltkulturerbe-Status neben der Rücksicht auf seine bauliche Geschichte auch Verantwortung für ein kulturelles Erbe, das viel weiter gefasst werden muss, für seinen Erhalt und seinen Bestand.

Kuratorisches Konzept

Der erste Teil der Ausstellung widmet sich dem Weltkulturerbe ALTSTADT SALZBURG. Dafür werden sechs prominente Plätze in der Stadt und einer im Land Salzburg bestimmt, und diese werden durch Arbeiten bekannter Künstler aus der Sammlung des Salzburg Museum präsentiert. Die zwischen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und 1993 (2016) entstandenen Werke stammen von Johann Michael Sattler, Hubert Sattler und weiteren bedeutenden Künstlern wie Gerhard Ertl, Theodor Ethofer, Felix Albrecht Harta, Rudolf Hradil, Georg Jung, Kay Krasnitzky, Alfred Kubin, Oskar Laske, Friedrich Loos, Karlmann Müller, Max Peifer-Watenphul, Carl Schneeweis, Jöchl/TRAGSEILER und Matthias Klos. Die Grafiken und Gemälde zeigen mitunter gänzlich andere Eindrücke vom selben Areal, und die jeweils persönliche Handschrift der Künstler erzeugt die sehr spezielle Atmosphäre. Der Residenzplatz wird durch die Tuschezeichnung von Rudolf Hradil luftig und leicht und erinnert beinahe an Plätze in Italien. Mit Ethofer wandert man zum Tomaselli-Kiosk am Alten Markt, und Friedrich Loos zeigt uns die alten Marktbuden, die früher auf dem Platz standen.

Bei diesem Spaziergang mit den Künstlern durch die Stadt entdeckt man die Szenen und Orte der Stadt neu. Die Stadtführung in Bildern geht dann noch weiter über den Makart- und Domplatz bis zum Neutor. Das Ende des Rundgangs liegt im Land Salzburg, in Bad Gastein. Auch auf diesen besonderen Ort hat die UNESCO einen Blick geworfen, und der zeitgenössische Künstler Matthias Klos hat Bad Gastein künstlerisch dokumentiert.

Im zweiten Teil der Ausstellung zeigen wir anhand historischer Aufnahmen, Ansichtskarten und Grafiken aus den Sammlungen unterschiedliche Ansätze bei der baulichen Erhaltung und Erweiterung der historischen Altstadt. Das 1967 eingeführte Salzburger Altstadterhaltungsgesetz hat stetig zur Sensibilisierung nicht nur bei den politisch Verantwortlichen, sondern auch in der Bevölkerung beigetragen. Man ist sich klar, wie besonders der Umgang mit der historischen Altstadt sein muss. 

Die Ausstellung präsentiert sechs Projekte und somit sechs unterschiedliche Zugänge. Wir zeigen die Geschichte des „Hotel Stein“, die Restaurierung der Universitätskirche und den Neubau der alten Diakonie mit dem denkmalgeschützten Saulichschlössl in der Imbergstraße. Der „Mississippidampfer“, ein Café, dient als prominentes Beispiel einer eher kurzlebigen Architektur, er bestand nur zwanzig Jahre. Viel länger schon existiert das Gebäude des Landesgerichts Salzburg, es wird derzeit saniert und restauriert und erhält im Innenhof einen Erweiterungsbau. Große Diskussionen begleiten das Neubauprojekt auf dem Rehrlplatz. Dort entsteht neue Architektur in einem historischen und gewachsenen Umfeld. Über dessen Nutzung und bauliche Dimension gab und gibt es Uneinigkeit. Das Projekt traf auch auf Proteste aus der Bevölkerung, und die Stadt Salzburg hat bei der UNESCO ein Gutachten in Auftrag gegeben um zu prüfen, ob dieses Bauprojekt mit den Ansprüchen des Weltkulturerbes kompatibel ist. Die aktuelle Situation auf dem Rehrlplatz wurde vom Künstlerkollektiv Jöchl/TRAGSEILER mit dem Medium Fotografie künstlerisch erfasst und dokumentiert.

Die hier präsentierten Projekte sind eine Auswahl und zeigen die Entwicklung der Stadt über eine lange Zeitspanne. Bauliche Veränderungen sind immer im historischen und zeitlichen Kontext zu sehen und vor allem die Entwicklungen in der Denkmalethik und die daraus resultierenden Änderungen der Denkmalpflege sind mit zu bedenken. Ebenso wichtig ist die Rolle der politischen Vertreter, der Bevölkerung und der Investoren. Allen gemeinsam sollte der Wunsch sein, den historischen Kern Salzburgs zu erhalten und dabei das Stadtbild mit mutigen Projekten zu ergänzen, damit auch den Nachfahren spannende bauliche Dokumente unserer Zeit hinterlassen werden, die auf Dauer schützenswert sind.

KuratorInnen
Dr. Eva Jandl-Jörg und Mag. Werner Friepesz

Eröffnung: Donnerstag, 19. Jänner 2017, 18 Uhr

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