Eine Topografie der Bereicherung
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Klagenfurt

Golden Sun Beach, leerstehende Tourismusarchitektur in Spanien

©: Julia Schulz-Dornburg

Die Ausstellung Moderne Ruinen, eine Topografie der Bereicherung ist das Ergebnis einer kontinuierlichen Untersuchung, die 2010 mit den ersten Recherchen über die Freizeitwelten, Geisterstädte und Landschaften der Bereicherung ihren Anfang nahm. Im Zentrum der Arbeit steht die fotografische Bestandsaufnahme von aufgegebenen Spekulationsbauten in Spanien. Gezeigt werden Landschaften mit unvollendeten, im Stich gelassenen Baukomplexen. Diese massive Errichtung von Freizeitenklaven, Tourismus- und Wohnkomplexen aller Art hat nicht nur ausgedehnte Regionen an der Küste verändert, sondern ist bis in die Binnenprovinzen des Landes vorgedrungen. Der vorzeitige, durch das Platzen der Immobilienblase ausgelöste Niedergang und Verfall dieser Ansiedlungen erzeugt Bilder von bedrohlicher Schönheit in denen das Missverhältnis zwischen der Kurzatmigkeit des Spekulationsprojektes und der Dauerhaftigkeit seiner Folgen ins Auge fällt.

Die Spekulation auf unendlichen Gewinn trieb während des Immobilienbooms die Begierde auf ungeahnte Höhen. Dieser Höhenflug endete dann allerdings in vollkommenen Abgehobenheit, nicht nur vom eigenen Territorium, dem Land und den Gebräuchen, sondern auch von der Kritikfähigkeit und der Vernunft. Die – wenn auch grotesken – Ergebnisse dieser verrückten Jahre beeindrucken und faszinieren durch ihre ruchlose Entschiedenheit, es handelt sich hier um Denkmäler von hohem symbolischen Wert. Eloquent und sichtbar symbolisieren sie das komplexe Netzwerk sozialer, wirtschaftlicher und politischer Kräfte, die ohne Ermüdungserscheinungen das Wachstum als einzige Grundlage für das Erhalten unseres Wohlstandes predigen. Zu welchem Preis?

Die Ausstellung ist weder eine Bestandsaufnahme gescheiterter Bauvorhaben, noch ist diese Sammlung der Ruinen repräsentativ, es handelt sich vielmehr um eine persönlichen Auswahl der sechzig Orte, die auf der zweijährigen, 10.000 Kilometer langen Erkundungsreise besichtigt und aufgenommen wurden. Die technischen Informationen zu der fotografischen Bestandsaufnahme stammen ausschließlich von den Bauträgern, aus den Gemeindearchiven und den Amtsblättern.

Julia Schulz-Dornburg (München. 1962) studierte Architektur bei der Architectural Association in London. Seit 1993 arbeitet sie als freischaffende Architektin in Barcelona. Ihr Werk umfasst Architekturprojekte, Austellungsdesign und Licht-Installationen. Julia Schulz-Dornburg wurde für ihre Projekte mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zu den wichtigsten gehören der spanische FAD und der amerikanische AIA Award für die Ausstellung Home Sweet Home im Jahr 1997. Einen weiteren FAD Award gewann sie 2004 für die Installation La Bossasona. 2003 erreichte Julia Schulz-Dornburg mit der Ausstellung Cosmopolis – Borges and Buenos Aires den City of Barcelona Award, und im gleichen Jahr wurde ihr für das Haus Can Rei in Tordera der Triennial Architecture Award of the Maresme verliehen. Im Jahr 2000 erschien ihr Buch Art & Architecture – New Affinities. Ihr Buch Ruinas Modernas, una topografia de lucro (Moderne Ruinen, eine Topografie der Bereicherung) erschien im Jahr 2012 und ist in der dritten Auflage. 2013 war eine gleichnamige Austellung im Museum ICO in Madrid und in der Galerie Aedes in Berlin zu sehen.

Die Ausstellung ist das Vorprogramm zur Leerstandskonferenz - Neue Perspektiven auf Architekturen des Scheiterns.

Darüber hinaus ist ebenfalls im Architektur Haus Kärnten ein Vortrag des Raumplaners Reinhard Seiß geplant.

Eröffnung im Rahmen der ORF - Lange Nacht der Museen am 5. Oktober um 20.00 Uhr in Anwesenheit von Julia Schulz-Dornburg.

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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