Wien

Freiluftbühne des 'Kino Moskau' in Eriwan Armenien, Gevork Kochar und Telman Gevrokyan, 1962. Foto: Archiv Lokale Modernen. (Screenshot > oegfa.at)

©: ÖGFA - Österreichische Gesellschaft für Architektur

Die drei Modernen der Sowjetunion nach 1960 und ihre Gegenwart
Vorträge von Wolfgang Kil und Georg Schöllhammer
im Rahmen des ÖGFA-Schwerpunkts 2017

Die Geschichte des Aufstieges und des Falles der Sowjetunion nach dem Tod Stalins kann auf viele unterschiedliche Weisen erzählt werden. Sie durch den Spiegel der sowjetischen Stadt, durch Architektur, Urbanismus und die Konzepte und Ideen zu lesen, die hinter ihnen liegen, ist eine der faszinierendsten.
Die Dynamik zwischen den kolonialen, nationalen und internationalistischen Konzepten, welche die Architektur der sowjetischen Nachkriegsmoderne antrieben, die komplexen Beziehungen zwischen zentraler Planung und autonomen Tendenzen in den Peripherien, sowie das schwierige Nachleben der Strukturen und Meisterwerke dieser Periode in der Gegenwart, stehen im Zentrum des Vortrags mit Wolfgang Kil und Georg Schöllhammer.

Solange die Sowjetunion als Großmacht im politischen Weltgeschehen funktionierte, brauchte die internationale Öffentlichkeit sich für die innere Verfasstheit dieses Konglomerats zahlloser Nationalitäten und Völkerschaften nicht sonderlich zu interessieren. Allein unter HistorikerInnen gab es Interesse an der – mehrfach geänderten – Vielvölkerpolitik als „ein weltweit ziemlich einmaliges Experiment multiethnischer Staatlichkeit“ (Andreas Kappeler).
Mit dem Auseinanderbrechen des östlichen Großreichs änderte sich der Blick radikal: Die konkreten Beziehungen und Konflikte zum damaligem Zentrum kehrten in den Nachfolgestaaten nicht nur andere Geschichtsnarrative hervor, sondern beeinflussen heute als neues Nationalbewusstsein (mit teils nationalistischen Untertönen) politisches Geschehen weltweit.
Die „Reisende Akademie“ konnte 2015 auf ihren bisherigen Studienfahrten eine Fülle an erstaunlichen Bauleistungen zusammentragen; nicht zuletzt hatten die Reisenden dabei aber auch manch zähe Konfliktlagen der jüngeren, kaum erst in Ansätzen aufgearbeiteten Geschichte zu erkennen und auszuhalten.
 
Wolfgang Kil 
lebt als Architekturkritiker und Publizist in Berlin. Nach dem Studium in Weimar war er u. a. angestellter Architekt im Ostberliner Wohnungsbaukombinat, ab 1978 Redakteur verschiedener Fachzeitschriften, darunter auch beim Berliner Fachmagazin Bauwelt. Seit 1995 freiberuflich, schreibt er bevorzugt über den Umgang mit DDR-Architektur, zu Hintergründen wie Folgen des demografischen Wandels, über schrumpfende Städte und die Zukunft ländlicher Räume angesichts von Klimawandel und Energiewende. In jüngster Zeit hat er sich verstärkt Osteuropa, und hier besonders dem Erbe der Sowjetmoderne zugewandt. Er ist Autor mehrerer Bücher, 1997 erhielt er den Kritikerpreis des Bundes Deutscher Architekten BDA.
 
Georg Schöllhammer 
lebt und arbeitet als Herausgeber, Autor und Kurator in Wien. Er ist Gründungsredakteur von springerinHefte für Gegenwartskunst und leitet tranzit.at. Schöllhammer hat zuletzt international an Projekten wie documenta, Manifesta, den Biennalen von Venedig, Gumrym, Kiew und Sao Paulo sowie Sweet Sixtirs, L‘internationale und Former West gearbeitet und ist Vorsitzender der Július Koller Society.
Jüngste Ausstellungen und Projekte u.a.: Július Koller, One Man Anti-Show, mumok Wien, 2016, Museum Moderner Kunst Warschau, 2015 A Traveling Academy in Postsoviet Space 2016, The School of Kyiv Kiev Biennale 2015, Soviet Postwar, Garage Museum Moskau, 2013-15, The Capital of Desires, armenischer Pavillion der Architekturbiennale Venedig 2014.
 
Das Imperium schlägt zurück. Eine reisende Akademie durch den postsowjetischen Stadtraum 2015 ist ein gemeinsames Projekt des Goethe-Instituts und tranzit.at.

ÖGFA Schwerpunkt 2017
Die Versprechen der Zukunft: Zum Verhältnis von Hoffnung, Planung und Wirklichkeit

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+