Wien

TEL AVIV – DIE WEISSE STADT
R: Horst Brandenburg
D 2005, 15 min, Farbe, DF, ÖE
 
Die jungen und vor allem die progressiven Architekten aus Europa wurden in den besten Bauschulen ausgebildet und passten sich den envogue-Stil des damaligen Zeitgeistes des Kubismus und der semiavantgardistischen Pariser „Mode 25“ bzw. an das Klima des Mittelmeeres und sein kulturelles Umfeld an.
Arieh Sharon, Josef Neufeld, Genia Averbouch, Richard Kauffmann und Erich Mendelsohn, Dov Carmi, Zeev Rechter, Pinchas Huet, etc. sind nur einige der Architekten, die zu der Blüte der Stadt Tel Aviv beitrugen. Heute sind die Rondeaus und Prachtstrassen wie dem Rothschild Boulevard im Herzen der Weißen Stadt und die ebenso nobleren Wohn- und Geschäftstrassen an der Ben Jehuda Road oder den eleganten Einkaufsstrassen Dizengoff, Frishman, Allenby ein dicht begrüntes Wohnareal, inmitten in einer quirligen Metropole.
Nur klare Linien herrschen in der Stadtgestaltung vor. Keine Schnörkel des Jugendstils mehr, kein Historismus, keine Dekoration ohne Zweck, sondern klare Geometrie und gerade Linien im Spiel von Licht und Schatten. Nichts pompöses zum Repräsentieren, nichts zum Vortäuschen, alles hat seinen Sinn und Zweck, der Funktion angepasst: Form follows function (Form folgt der Funktion) ist das Leitmotive der Moderne und den sog. weißen Sozialismus, welches im Bauhaus von Weimar und Dessau geboren und entwickelt wurde und in Tel Aviv so konsequent umgesetzt wurde wie nirgendwo sonst auf der Welt.
Walter Gropius, Mies van der Rohe, Le Corbusier, Erich Mendelsohn, Oskar Kaufmann, Josef Neufeld und Adolf Loos sind die Formgeber und Lehrmeister; Arieh Sharon, Zeev Rechter, Shlomo Bernstein, Richard Kauffmann, Alfred Mansfeld, Munio Gitai-Weinraub, Yehuda Kurt Ungers, Paul Engelmann, Eugen Székey, Dov Karmi, Eugen Stolzer, Judith Segall und Genia Averbouch. Die meisten von ihnen kommen aus Mitteleuropa als verfolgte jüdische Flüchtlinge in das Land ihrer Vorfahren und bauen das Neue Jerusalem. Reinste Bauhausarchitektur, angepasst an die klimatischen, topographischen und wirtschaftlichen Bedingungen des Nahen Ostens beherrscht die Gestalt von Tel Aviv. Die Stadt zeigt auch den Reichtum und überraschende Vielfalt, die der in Mitteleuropa erfundene Internationale Stil zur Zeit der Neugründung von Tel Aviv hervorgebracht hat.

STADT-SINFONIE THE WHITE CITY – TEL AVIV 1926-1964 
R: V.A. (© Jewish Film Library), Israel, 1999, 75 min, englische OF

Das spannende Archiv- und Wochenschaumaterial aus den Jahren 1926 bis 1964 stammt vorwiegend aus hebräischen und anglo-sächsischen Quellen in Israel und den USA. Die kleinen Filmjuwelen Stadt-, Werbe- und Baufilme stammen vornehmlich aus dem Jewish Film Archive in Jerusalem und wurden 1999 mit großen Aufwand gerettet und restauriert vom amerikanischen Starregisseur Steven Spielberg und seiner Stiftung in Zusammenarbeit mit der Hebrew University in Jerusalem.
Neben Reportagen über die Gründung Israels und über die ersten jüdischen Ansiedlerwellen nach Israel und die Geburt der Stadt Tal Aviv im Wüstensand unter der britischen Hoheitsverwaltung nach dem Ersten Weltkrieg, kann man die rapide Entwicklung von Tel Aviv zur mondänen und luxuriösen Seebad-, Urlaubs- und Villenstadt mit Pariser Flair sehr anschaulich verfolgen. Grüne Parkanlagen, reinweiße Bauten, Straßencafés, Straßenverkäufer, Bazars, Supermärkte, moderne Kinos, Kulturbauten wie dem Nationaltheater oder den eleganten Strandcasinos prägen das hübsche Stadtbild seit 1947 als das Land unabhängig wurde. Tel Aviv ist ebenso amerikanisch geprägt mit seinem modernen stromlinienförmigen Bauten, Neonlichtern, Jazzclubs und starken Autoverkehr mit den vielen amerikanischen Straßenkreuzer, Taxis, altmodisch gekleidete Rabbiner sowie sehr elegant gekleidete Damen und dem hektischem Tempo des Individualverkehrs.

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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