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Innsbruck

Hands-on Urbanism 1850-2012. Vom Recht auf Grün

©: aut.architektur und tirol

Eine Abfolge von Krisen in der Stadtentwicklung seit dem 19. Jh. hat alternative Bottom-Up Praktiken hervorgebracht. Die Ausstellung Hands-on Urbanism (Kuratorin: Elke Krasny) zeigt einen internationalen Überblick über historische und gegenwärtige Formen von Selbsthilfe, Selbstorganisation, Selbstbau und gärtnerischen Praxen.

Seit dem Modernisierungsschock der Industrialisierung sind Städte mit schwierigsten Herausforderungen konfrontiert. Zeitgenössische Krisen, Austerität und kapitalgetriebene Interessen, setzen urbane Ballungszentren weltweit unter Druck, sie machen aber auch Ansätze einer anderen Stadtentwicklung von unten sichtbar. Sowohl historisch wie gegenwärtig lässt sich immer wieder von einem Krisen-Urbanismus sprechen, der zu Landnahmen in der Stadt, zu komplexen Formationen der Selbstorganisation und zu informeller Stadtentwicklung führt. In Mangelsituationen erzeugen Stadtbewohner seit jeher Lösungen. Siedeln und Anlegen von Nutzgärten führen zu alternativen Formen des Zusammenhalts, der Nachbarschaftlichkeit und der Verteilungsgerechtigkeit. Eine andere Welt ist pflanzbar, wie heutige GemeinschaftsgärtnerInnen betonen.

Hands-On Urbanism
widmet sich einer kritischen raumpolitischen Ideengeschichte von Landnahmen im urbanen Raum und zeigt Handlungspotenziale der StädterInnen auf, die in, mit, trotz und gegen Krisen agieren und Stadt produzieren. Stadtentwicklung von unten führt zu informeller und selbstorganisierter Produktion von Stadt, die jedoch nie außerhalb des Systems agiert. Selbstorganisation ist seit jeher sowohl Reaktion auf als auch Anstoß für Stadtplanung.

Elke Krasny
stellt, basierend auf mehrjähriger internationaler kuratorischer Feldforschung, eine andere Stadtgeschichte vor, die dringliche Fragen an die Verantwortung von ArchitektInnen und PlanerInnen und an den Umgang mit Ressourcen stellt.
Gezeigt werden Fallbeispiele aus den Städten Leipzig, Chicago, Wien, Bremen, Istanbul, New York City, Mexicali, Havanna, Porto Alegre, Amsterdam, London, Colombes, Berlin, Quito, Chimalhuacan -Mexico City und Hongkong.

Was lässt sich von dieser Stadtgeschichte von unten lernen und wie agieren ArchitektInnen in diesen Prozessen? Ihre Rolle reicht von InitiatorInnen über AktivistInnen bis hin zu ForscherInnen. Wie reagiert die Stadtplanung auf solche Entwicklungen? Das Spektrum reicht von Duldung über verspätete Infrastrukturmaßnahmen bis zu behördlich unterstützenden Maßnahmen oder der Einführung neuer Gesetze und Legalisierung.

Erstmals im Az W 2012 gezeigt, wurde die Ausstellung im Jahr darauf in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig präsentiert. Für die Architekturbiennale Venedig 2012 wurde auf Einladung von David Chipperfield eine neue Installation von Hands-On Urbanism entwickelt. Die Innsbrucker Version der Hands-On Urbanism Ausstellung war zuvor bei plan12 in Köln zu sehen.

Zur Ausstellung ist das Buch Hands-on Urbanism 1850 – 2012. Vom Recht auf Grün im Verlag Turia + Kant erschienen sowie die englische Ausgabe Hands-on Urbanism 1850–2012. The Right to Green bei MCCM Creations Hongkong.

Eine Ausstellung des Az W - Architekturzentrum Wien, Kuratorin: Elke Krasny. Die Präsentation in Innsbruck ist Teil des Projekts "Wir sind Stadt –Taktiken im urbanen Raum", gefördert durch stadt_potenziale 2013, kulturimpulstirol, bm:ukk

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