Initiativen zur Wiederaneignung urbaner Räume
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Radio Ö1

Gestaltung: Martina Nußbaumer

Als der französische Soziologe Henri Lefebvre im Jahr 1968 seine Forderung nach einem "Recht auf Stadt" erhob, wusste er noch nicht, dass er damit um 2000 den Schlüsselbegriff für neue städtische Protestbewegungen weltweit liefern sollte. Vor dem Hintergrund der damals spürbar werdenden Fehlentwicklungen des funktionalen Städtebaus in Frankreich, der mit der Förderung von "Wohnghettos" in den Banlieues massive Verdrängungs- und Entfremdungseffekte erzeugt hatte, formulierte Lefebvre das "Recht auf Stadt" als ein "Recht auf Nichtausschluss" von den Qualitäten und Ressourcen der urbanisierten Gesellschaft - und als ein Recht auf Teilhabe an den politischen Debatten über die künftige Entwicklung der Stadt.

Seit den späten 1990er Jahren gewinnen seine Überlegungen unter den veränderten Vorzeichen neoliberaler Stadtentwicklung und dank der Finanzkrise neue Virulenz. Verdrängung betrifft heute nicht länger nur mehr traditionell ausgegrenzte und benachteiligte Gruppen, sondern zunehmend auch vergleichsweise privilegierte Stadtbewohner/innen, die sich das Leben in gentrifizierten Innenstädten nicht mehr leisten können. Initiativen wie das Hamburger Netzwerk "Recht auf Stadt", aber auch zahlreiche Bewegungen in anderen Städten erproben daher neue Allianzen und Protestformen im Kampf um bezahlbaren Wohnraum, nichtkommerzielle Freiräume, die Erhaltung öffentlicher Grünflächen und die Ermöglichung demokratischer Mitgestaltung für alle.

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16. + 17.11.2023
 
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