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Graz

Bild: Courtesy, Elisabeth von Samsonow

©: Grazer Kunstverein

Elisabeth von Samsonow. The Elder Poem
 
Die Ausstellung beginnt fast 300 km von hier entfernt im Land der Göttinnen, einem üppigen und vielfältigen Ackerland in der Region Hollabrunn in Niederösterreich. Diese 3.870 Hektar große Fläche wurde 2020 von Elisabeth von Samsonow und einer Gruppe von Künstler*innen und Unterstützer*innen erworben und ist zu einem Ort tiefgreifender künstlerischer Aktivitäten geworden. Von der Enthüllung des „Brunnens von Holla“ über die Lehre zur Rolle des Holunders und der Weißen Göttin bis hin zu einem Veranstaltungsort für performative und diskursive Veranstaltungen, bietet das Land Elisabeth und ihren Kolleg*innen des Dissident Goddesses’ Network und darüber hinaus die Möglichkeit, das Territorium neu abzubilden und dabei neue Wege zu finden, sich mit Natur, Kunst, Philosophie sowie miteinander in einem zu diesem Zweck errichteten Parlament auseinanderzusetzen.
Die Verbindung zwischen der Natur und ihren Göttinnen, dem Land, dem Reisen und dem Fest des Göttlichen hat eine lange Tradition in der Steiermark, wo man im Universalmuseum Joanneum in Graz einen Kultwagen aus der Zeit um 600 v. Chr. besichtigen kann. Dieser archäologische Bronzefund aus der Hallstattzeit soll ein Opferritual mit einer Prozession darstellen, in deren Zentrum eine weibliche Figur steht. Der sogenannte „Kultwagen von Strettweg“ diente als Inspiration für von Samsonows neueste Werkserie – eine Ansammlung von Kultwägen, die die Brezelgöttin bei ihrer Umrundung der Erde unterstützen.
Bezugnehmend auf die Weiße Göttin, wie in Robert von Ranke-Graves’ gleichnamigem Buch (The White Goddess) beschrieben, beschwört von Samsonow eine Welt, in der die Geheimnisse und die Weisheit der Natur durch Poesie als Kontakt mit dem Göttlichen zugänglich sind. In von Samsonows Worten: „Territorialisierung, unbeabsichtigt oder beabsichtigt, bedeutet, in die eigene Welt zurückzukommen, sich wieder mit einem Teil der Welt zu verbinden.“ Mit ihrer kollaborativen Filmarbeit A Visit, A Ceremony, A Gift öffnet von Samsonow Portale zwischen dem Land der Göttinnen und nahen und fernen Inseln, von einem schwimmenden Hügel in Graz, bis hin zu abgelegenen Teilen von Galway an der Westküste Irlands. Von Samsonows Bestreben, die natürliche Welt in unsere alltägliche Imagination zu bringen, lässt Zeitskalen und Distanzen zusammentreffen und evoziert nicht nur die Vergangenheit, sondern auch mehrere potenzielle Zukünfte in jedem heiligen irdischen Moment, den ihre Werke erschaffen.

Elisabeth von Samsonow (geb. 1956) ist eine deutsch-österreichische Künstlerin, Aktivistin und Philosophin. Sie ist Professorin für Philosophische und Historische Anthropologie an der Akademie der bildenden Künste, Wien, und Gründungsmitglied des The Dissident Goddesses’ Network, einem Zusammenschluss von WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen, der neue Herangehensweisen zu paläolithischen und neolithischen Frauenstatuetten aus Niederösterreich erforscht. Außerdem ist sie Mitgründerin von The Land of the Goddesses, einem Projekt auf 4 Hektar Land, das dem Matriarchat, der Kunst und der Entwicklung von ökologischem Bewusstsein gewidmet ist.

  • Eröffnung: Freitag, 25. Juni 2021, 19:00 Uhr
  • Rahmenprogramm: Samstag, 26. Juni 2021, 11 Uhr:
    Gespräch von Elisabeth von Samsonow und dem Archäologen Daniel Modl/Universalmuseum Joanneum über den Kultwagen von Strettweg
Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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