05/11/2019

Aber Hallo! 63

Anleitung zu österreichspezifischen Umschreibungen aller Art

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Jeden ersten Dienstag im Monat veröffentlicht GAT in der Kolumne Aber Hallo! Anmerkungen von Karin Tschavgova zu aktuellen Themen von Architektur und gebauter Umwelt.

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05/11/2019
©: Karin Tschavgova

Österreichisches Wörterbuch, fiktive Auflage 11/2019. Kapitel der Umgehungen und Synonyme, anlassbezogen:

Es wird angestrebt …..
wenn möglich oder: nach Möglichkeit ….
es ist möglich, aber ….
das ist derzeit nicht möglich
weitestgehend ….
wenn alles gutgeht ….
voraussichtlich ….
gegebenenfalls ….
falls ….
schau ma mal oder: Man wird sehen ….
das geht nicht von heute auf morgen ….
es ist ein erster Schritt ….
es bedarf einer Vielzahl weiterer Aktivitäten ….
a la longue ….
es sei zu erstellen ….
es gäbe Optionen ….
es ist angedacht ….
Härten abfedern …..
Die Einhaltung des Zielpfads kann „knapp gewährleistet“ werden, wenn ….
Es ist noch in der Fertigstellung …. (die Gesamtberechnung der Maßnahmen)
Wir werden das entwickeln …. (z.B. den Wasserstoffantrieb)
Das ist derzeit nicht gesetzeskonform.
Das hat in Österreich keine gesetzliche Grundlage. (z.B. die Verneinung der Möglichkeit, in Graz städtebauliche Verträge auszuhandeln, über Jahre, bis es dann bei Reininghaus doch ging)
Das geht sich noch aus …. (Klimaziele Österreichs bis 2030 nach dem Pariser Abkommen?)

Ein Nachsatz, damit die Aufzählung der Umgehungen, Umschreibungen und Synonyme in Absichtserklärungen zur Klimapolitik und Energiewende nicht ganz luftleer und abstrakt im Raum stehen bleibt.

Aus den News des BMNT (Bundesministerium Nachhaltigkeit und Tourismus) vom 14.10.2019 (wörtlich übernommen):

"Auf Basis der Empfehlung eines internationalen Bewertungsgremiums wurde die erste Förderung im Rahmen des Programms „Energie.Frei.Raum“ des BMNT vergeben. Von mehreren eingereichten Projekten wurde das Projekt „F.R.E.SCH – Frei.Raum für Energie Experimente Schaffen“ unter der Projektleitung von AIT Austrian Institute of Technology GmbH gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Urban Mangement and Governance an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie dem Energieinstitut an der Johannes-Kepler-Universität Linz ausgewählt.
Aufbauend auf vorliegenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten sollen unter Einbeziehung relevanter Stakeholder regulatorische Herausforderungen bei der Erprobung und Implementierung von Energieinnovationen und innovativen Technologien im österreichischen Energiesystem identifiziert werden. Außerdem zielt das Projekt darauf ab, Möglichkeiten für die Umsetzung von regulatorischen Freiräumen (Regulatory Sandboxes) darzustellen und dabei die daraus entstehenden Hebelwirkungen im Sinne der Ziele der #mission2030, der österreichischen Klima- und Energiestrategie, abzuschätzen.
In der #mission2030, der österreichischen Klima- und Energiestrategie, werden Herausforderungen der Energiewende identifiziert. Das Förderprogramm „Energie.Frei.Raum“ ist ein Umsetzungsschritt des Leuchtturms 10 „Energieforschungsinitiative 2 – Programm Mission Innovation Austria“."

Na, geht doch im Klartext, nicht wahr?

Brauchen wir dann überhaupt ein Wörterbuch der Umgehungen, aktuelle Ausgabe 11/2019? Und: Müssen wir weiterhin das österreichische Kulturgut „Konjunktiv“ so intensiv pflegen, wenn eh olles so Leiwand ist? Ein kleiner Rat an unsere Politiker: schicken wir doch die Gebrüder Marx mit ihrem Siegerlied „Hättma, kenntma“ vom Protestsongkontest 2011*) nach Brüssel anstelle der geforderten Ergänzungen zum österreichischen Klimaplan. Sollen die dort in der EU gefälligst mal österreichisch lernen, um zu verstehen, wie ernst es uns ist mit unseren Absichtserklärungen und Konjunktiven im Energie- und Klimaplan, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.

*) Nachzuhören bei: https://www.youtube.com/watch?v=13aGyuLlK24

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