14/06/2010
14/06/2010

Das Vorbild des Logos der "regionale10" am Fenster unseres Quartiers in Altaussee, einem Haus mit Ursprung im 16. Jhdt. (entdeckt von Sylvia Körbitz)

Das Logo unabsichtlich wirkungsvoll in Szene gesetzt, Ort: Schloss Trautenfels.

"gelungen - misslungen", beim Fotowettbwewerb dürfen nur Ortsansässige mitmachen...
Schloss Trautenfels, Umbau Manfred Wolff-Plottegg, 1990

"Baustelle Baukultur", Container in Gröbming

Landhaus Kuftner vlg. Helmgut,

Bei der Eröffnung "Baustelle Baukultur" in Gröbming, im Hintergrund die Baucontainer

Eröffnungrede von Intendant Dietmar Seiler vor der Druckerei Wallig von Arch. Herbert Eichholzer, 1936

„Das, was Sie hier sehen, könnten Sie auch auf der Architekturbiennale in Venedig sehen!"
Mit diesen Worten eröffnete Dietmar Seiler, Intendant der „regionale10", am 05.06. das Architekturprojekt „Baustelle Baukultur", das einen differenzierten Blick auf das Architekturschaffen im Bezirk Liezen werfen soll.

Das Programm wurde von Medienkünstler Richard Kriesche und von Karl Glawischnig, dem langjährigen Baubezirksleiter in Liezen, konzipiert. Es beinhaltet eine Ausstellung in fünf Baucontainern, die unter anderem Einblick in die Geschichte der Druckerei Wallig geben sowie die Einreichungen zum Fotowettbewerb laufend präsentieren. Die Container befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Druckerei (geplant von Herbert Eichholzer) im Zentrum von Gröbming. Im Rahmen der Ausstellung werden begleitende Erkundungsfahrten auf sechs verschiedenen Routen mit Blick auf das Architekturschaffen im Bezirk Liezen angeboten und ein Fotowettbewerb mit dem Titel „gelungen-misslungen" durchgeführt, an dem ausschließlich Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirkes teilnehmen können. Die Beiträge zum Fotowettbewerb werden laufend in den Containern ausgestellt.

Die erlesene Zuhörerschaft bei der Eröffnung – außer Beteiligten waren an diesem strahlenden Samstag kaum Besucher anwesend – relativiert das ambitionierte Projekt und macht wohl einmal mehr deutlich, wie schwierig Architekturvermittlung ist. Im Vorfeld erregte die Errichtung der fünf Baucontainer Aufsehen, was nicht so schlimm wäre, würde damit ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass sich ebendort ein Architekturjuwel befindet, dessen Bedeutung weit über die Region hinausreicht. Die von Herbert Eichholzer 1936 errichtete Druckerei Wallig steht nicht nur für die neue Baugesinnung ihrer Zeit, sie ist auch Zeugnis einer Architektur als Engagement. Eichholzer, einer der bekanntesten Baukünstler des 20. Jahrhunderts, wurde im Jahr 1943 im Alter von nur 40 Jahren für seine konsequente politische Haltung hingerichtet. Ein Faktum, das in der Region bislang weitgehend unbekannt war.

Bisher medial wenig beachtet, wäre es dem Projekt zu wünschen, dass sich seine Intention, nämlich den Menschen der Region einen differenzierten Blick auf das Baugeschehen vor Ort zu vermitteln, erfüllt. Es sollen jene BewohnerInnen angesprochen werden, die sich kaum mit Baukultur auseinandersetzen, obwohl sie ein Teil davon sind, weil sie dort leben, wohnen, arbeiten, spielen und verkehren. Daher wäre es wünschenwert, wenn möglichst viele von ihnen die Ausstellung besuchen, an den Touren teilnehmen, sich am Fotowettbewerb und den Diskussionsrunden beteiligen.

Selbst bei oberflächlicher Betrachtung der Tourenwahl relativiert sich der eingangs zitierte Anspruch noch einmal: Noch nie wurden bei einer Architekturbiennale in Venedig die Urheber der gezeigten Projekte – und das sind nun einmal Architektinnen und Architekten – nicht genannt! In den Tourenbeschreibungen von „Baustelle Baukultur“ sucht man sie vergebens. Welcher nicht architekturaffine Menschen weiß, wer beispielsweise für den Umbau von Schloss Trautenfels, der Kirche in Aigen und all die anderen Projekte, die bei den Fahrten gezeigt werden, verantwortlich zeichnet und wann die Objekte entstanden sind? – Ein wesentliches Faktum für den Kontext eines jeden Werkes, das bei den Projektbeschreibungen ebenfalls fehlt. Was bei den Ausstellungen der regionale10 („Der schaffende Mensch – Welten des Eigensinns“ in Schloss Trautenfels und „Play Admont“ in Stift Admont), die der bildenden Kunst gewidmet sind, selbstverständlich ist. Niemand käme auf die Idee, ein Kunstwerk auszustellen, ohne dessen Urheber zu nennen. Im Bereich Architektur geschieht dies jedoch laufend.

Damit Architekturvermittlung erfolgreich ist, sollten Architekturvermittler in der Lage sein, "ein Objekt in seinem (stadt-) räumlichen, gesellschaftlichen und zeitlichen Kontext verorten zu können, Hintergründe seines Entstehens zu beleuchten und Vorgaben zu erläutern. ...", schreibt Karin Tschavgova in ihrem kürzlich erschienen Artikel im „Spectrum“ der „Presse“ (siehe Link).

Einige Architekturprotagonisten aus Graz waren am Eröffnungswochenende übrigens auch anzutreffen und zwar bei der Ausstellung „Play Admont“ in Stift Admont. Mehr über dieses regionale10-Projekt erfahren Sie demnächst auf www.gat.st.

Abschließend eine Empfehlung für ein wunderbares Quartier in der Region:
Landhaus Kuftner "Helmgut" in Altaussee
Kontakt: Frau Renate Kuftner
Fischerndorf 19, A-8992 Altaussee.

Verfasser/in:
Ute Angeringer-Mmadu, Bericht von der regionale10
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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