05/05/2023

Seit zwei Jahren warten Anrainer:innen auf einen Baum, der schon längst hätte neu gepflanzt werden sollen.

05/05/2023

Lendplatzeck ohne Baum mit Mülltonnen ©privat

Lendplatzeck, Baumlücke am Ende der Allee ©privat

Tonne statt Baum ©privat

Es ist der 5. Mai 2021, gegen 18:00 Uhr. Ein Sturm fegt über Graz, greift und zerrt an den Wurzeln einiger Bäume und haut den einen am Eck auf dem Lendplatz um. Ergebnis: die weiße Stuccolustro Fassade des Goldenen Engels hat nun riesen Risse, eine fette Delle, auf dem Asphalt liegt ein zerquetschtes "d" – ehemals ein Leuchtbuchstabe des Schriftzugs Admiral. Keine verletzten Personen. Aber, eine der großen, alten Rosskastanien ist eingeknickt und in der Hälfte zerborsten. Ihr Stumpf ragt zwei Meter aus dem Schotterwurzelbett, der Rest liegt quer über der Straße.

Ein paar Tage später: statt Baum ein Loch.

Zwei Jahre später: immer noch ein Loch statt Baum. Ein paar Mülltonnen stehen dort, wo schon längst hätte wieder ein Baum wachsen können. Die Stuccolustro Fassade ist saniert.

Der Pizzeria auf der anderen Straßenseite und dem Markt fehlen der Schatten an dieser Stelle. Als der Baum noch stand, konnte man seine Pizza essen, ohne dass sie ein zweites Mal auf dem Teller „überbacken“ oder gegrillt wurde.

Im Vorbeigehen nehmen die Spaziergängerinnen und -gänger kaum mehr wahr, dass die Allee nicht vollständig ist. Einigen ist es aber dennoch aufgefallen oder sie haben den 5. Mai 2021 noch in Erinnerung.

Das Problem an diesem Fall sei, laut Gärtner aus der Nachbarschaft, dass die Bäume am Lendplatz Rosskastanien sind. Sie sind anfällig gegen Miniermottenbefall, Pilzbefall und Bakterien. Zudem setzt den Bäumen die Klimakrise – höheren Temperaturen, geringere Niederschlag – zu. Deshalb setzt man diese Bäume nicht mehr neu.

Es müsste also, um Baumersatz zu schaffen, eine andere Baumart gepflanzt werden. Am Ende der Allee auf den ersten Blick optisch vielleicht seltsam. Aber besser schnellstmöglich einen neuen Baum pflanzen und dem Stadtklima einen Gefallen tun, als lange überlegen, was denn am besten die Lücke füllen könnte. Schließlich braucht es seine Zeit, bis neue Bäume wieder Schatten spenden.

Auf Unverständnis stößt das unnötige Zögern einen Ersatzbaum zu pflanzen in der Nachbarschaft schon länger. Man würde auch eine Baumpatenschaft übernehmen und die Baumpflege mittragen. Hauptsache es kommt recht schnell ein neuer Baum, so der Tenor am Lendplatzeck. Zwei Jahre Baumwunsch wären ein Anlass, dieses Problem zu lösen.

Fabian Wallmüller

Am Ruckerlberggürtel dasselbe Bild: Seit mehreren Jahren fehlen hier zwei Kastanienbäume, die altersbedingt entfernt wurden. Auch hier gilt: Es werden wohl keine Kastanienbäume mehr werden, sondern eine dem Klimawandel angepasste Baumart. Gegenüber bei der Straßenbahnhaltestelle Krenngasse stehen bereits Platanen, nur so zur Anregung.
Und auch hier: Seit Jahren bewegt sich nichts. Mehrere Ersuchen bei der Abteilung für Grünraum und Gewässer sowie eine persönliche Adressierung der Thematik gegenüber Vizebürgermeisterin Schwentner im vergangenen Jahr haben bisher keinen Effekt erzielt. Im Spätherbst wurde zwar ein Kanal am Ruckerlberggürtel neu verlegt (teilweise bis zu 1 Meter nahe an bestehenden Kastanienstämmen, es gibt Fotos), Ersatzpflanzungen sucht man aber bislang vergebens.
Ich weiß nicht: Da wählt Graz eine rot-grüne Stadtregierung, und dann gelingt das Einfachste und Naheliegendste nicht. Schon klar, es gibt größere Probleme in Graz, aber so schwierig kann die Neupflanzung eines Ersatzbaumes nicht sein, wenn man sich ansonsten ein grünes Graz auf die Fahnen heftet. Wozu leisten wir uns sonst eine ganze Abteilung für Grünraum und Gewässer?
Am Liebsten würde man selbst zu einer Gärtnerei fahren, einen halbwegs passenden Baum kaufen und ihn auf eigene Faust einfach einpflanzen. Sind wir wirklich schon so weit?

Mi. 10/05/2023 12:18 Permalink
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