27/10/2022

Caesars Fußgängerzone oder Stadt macht Hirn

Neues aus der Podcast-Tüte

Wir haben drei Podcastfolgen (nach)gehört und fassen zusammen: Es geht um Neurourbanistik, Stadtentwicklung und Mietenexplosion. Anhören lohnt sich, zumal man das auch unterwegs auf einem Stadtspaziergang machen kann.

27/10/2022

Wer aufmerksam durch die aktuellen Podcastbibliotheken streift, stößt auch immer häufiger auf Themen, die sich mit Stadt, dem städtischen Leben und mit Stadtraum beschäftigen. Das geht von politischen Fragen nach angemessenen Mieten für eine gerechte Stadt, über Expert:innengespräche über Stadtregionen und deren Entwicklung bis hin zur Neurourbanistik, den psychologischen Aspekten urbaner Lebenswelten. Vertiefend sind die Podcasts nicht. Sie machen aber mit neuen Begriffen vertraut, sind informativ und bieten einen Einstieg in die Thematik.

Drei Podcastfolgen haben wir (nach)gehört und fassen zusammen: Anhören lohnt sich, zumal man das auch unterwegs auf einem Stadtspaziergang machen kann.
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Warum stressen Städte?

15 Minuten
fluter-Podcast

Unser Gehirn ist nicht gemacht für das Leben in der Stadt, erklärt der Psychiater Mazda Adli im fluter-Podcast. Wobei das Landleben auch nicht unbedingt gesünder ist. Mazda Adli hat einen neuen Forschungsbereich benannt – die Neurourbanistik. Kernfrage dieser sind die Auswirkungen städtischer Lebensräume auf unser Hirn und wie wir mit dem Stadtstress besser umgehen können, falls das überhaupt für uns möglich ist.
Stadtstress ist, laut Adli, sozialer Stress, der sich aus dem Zusammenleben mit Menschen auf zu engem Raum ergibt oder auch durch das Fehlen eines Zusammenlebens. Das eine nennt sich Dichtestress, das andere bedeutet sozialer Isolationsstress – die Kombination aus beidem, macht die Stadt zum Gift. So gilt auch, je mehr Städter auf dem Globus, desto mehr psychische Erkrankungen in den Gesellschaften. In Anbetracht, dass die Zahl der Menschen, die in Städten leben, größer werden wird, scheint es deshalb notwendig, Städte anders als bisher zu gestalten. Dabei ist die Stadt nicht „nur“ schlecht für uns Menschen. Während sie psychisch eher krank machen soll, ist laut Studien die Stadtbevölkerung mit ihrem urbanen Lifestyle körperlich wesentlich gesünder als Menschen, die auf dem Land leben.
Wie könnten Städte letztlich ungefährlicher für die Psyche werden? Mehr Grünräume, selbst viele kleine, zeigen positive Wirkung. Wir werden diese brauchen, um den Stress abzupuffern!
Zudem lohnt ein Blick in die Geschichte: In Rom war es so laut, dass Julius Caesar tagsüber die Innenstadt zur Fußgängerzone erklärte. Wägen, Karren und Tiere mussten draußen vor den Stadttoren parken. Die Waren wurden mit Trägern von dort aus in die Stadt gebracht. Heute könnten Teile der Gig-Economy oder der Plattform Economy – bei autofreien Innenstädten – diese Dienstleistung übernehmen.

Bevor jetzt aber alles aus dem Podcast verraten wird, zwei letzte Gedanken, die Mazda Adli formuliert: Für gute und gesunde Städte bräuchte es auch gutgebaute Häuser! Hier geht es um die Bauqualität und das Angebot an ruhigem Privatraum in angemessener Größe. Zudem sei das Gegengift zur sozialen Isolation der öffentliche Raum, so Adli, „Die Zeit, die man vor der eigenen Haustür verbringt, ist gut für die Seele.“
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Talk Science to Me: Warum die Stadtentwicklung so zentral für eine nachhaltige Zukunft ist?

15 Minuten, in Englisch
Wissenschaftspodcast der TU Graz

Aglaeé Degros ist Professorin und Forscherin am Institut für Städtebau der TU Graz. Warum die Stadtentwicklung so zentral für eine nachhaltige Zukunft ist, erklärt sie im Interview auf Talk Science to Me. Ihr geht es dabei nicht nur um die Stadt, die klassische europäische Kernstadt, sondern insbesondere deren Peripherie und die Verbindungen zwischen Stadt und Region. Es sei extrem wichtig, wie Gebäude innerhalb einer Stadt organisiert werden. Sie sagt: „Wenn wir die Stadt nachhaltiger organisieren, dann können wir weniger Boden konsumieren und damit weniger Mobilität provozieren.“ Mit dem Beispiel der 15-Minutenstadt beschreibt sie, was ihr wichtig erscheint für zeitgenössische Städte. „Zuerst, wie schon erwähnt, triggert es (die 15-Minutenstadt) soziales Leben. Und natürlich sind soziale Interaktionen das Fundament einer Stadt und die Art, wie Menschen zusammenleben. Aber Allgemeinflächen sind auch ein Projekt der ganzen Gesellschaft, wo Dinge geteilt werden. Und dort kann man Ressourcen einbringen. Wenn wir über Nachhaltigkeit nachdenken, dann müssen wir den Schritt hin zu mehr Gemeinschaftlichkeit machen.“
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Mietenexplosion: Wird Wohnen auch in Österreich unleistbar?

38 Minuten
Inside Austria

Zugegeben, diese Folge ist aus dem Mai 2022 und bei den Änderungen bezüglich Energiepreise, Wohnungsmarkt und Mietpreise bildet sie nicht die aktuelle Situation ab. Aber als Zwischenstand einer rasenden Entwicklung ist der Podcast „goldwert“. Wien gilt als Mietparadies unter europäischen Hauptstädten. Noch sind Mieten nicht wie in anderen Hauptstädten horrend, sondern wegen eines hohen Anteils an kommunalem, sozialem Wohnbau scheint die Versorgung mit leistbaren Wohnungen stabil. Doch die Furcht wächst, dass auch in Österreich bald Zustände herrschen wie in Berlin oder München. Der Podcast geht der Frage nach, warum Mieten immer mehr steigen. Im Mittelpunkt steht die aktuelle Wohnungspolitik. Ob man auch in Zukunft in Wien beste Bewertungen für die Lebensqualität abgeben wird, weil Wohnen dort noch angenehm ist?

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