30/01/2016

gefühlte provinz.
fotografie im forum stadtpark
Ein Buchprojekt
hrsg. von Andreas Heller + Nora Theiss
Verlag Forum Stadtpark, 2015
€ 24,90

KünstlerInnen:
 Eckart Schuster, Branko Lenart, Horakova/Maurer, Dominika Skutnik, Daniel Hafner, Eva Beierheimer, Christoph Grill, Larissa Zauser, Max Wegscheidler, Michael Goldgruber, Paul Bauer, Swetlana Heger, Erwin Polanc, G.R.A.M., Oliver Boberg, Marta Traquino, Clara Wildberger

Texte: Claudia Gerhäusser, Ruth Horak, Johannes Schrettle, Nora Theiss

30/01/2016

Eckart Schuster, „Forum Stadtpark“, Collage 1959-1969.
© Forum Stadtpark und Universalmuseum Joanneum

Aus der Serie "Moths" 2014.
© Clara Wildberger

"Modern Man", Kunsthalle Košice 2014.
© Daniel Hafner

"Little Boxes all the same", New York 2013/14.
© Eva Beierheimer

"Maria mit Forsythien" aus der Serie "Auf der Suche nach dem Glück".
© Erwin Polanc

Das Referat Fotografie und Film im Forum Stadtpark wurde 1959 gegründet, war damit in einer Zeit, in der Fotografie noch nicht überall als Kunstgattung anerkannt wurde, von Beginn an ein fixer Bestandteil des Programms. Für Eckart Schuster (1919-2006), dem ersten Leiter, war Fotografie „eine Sprache, die überall verstanden wird“. Schon im ersten Programmheft 1960 präsentiert er die Fotografie als „schöpferisches Medium“ und legt damit die Grundsteine zur späteren Entwicklungen.
Nach Schusters Ausscheiden aus dem Forum Ende der 1960er geriet die Fotografie zwar wieder ins Abseits. Mit der Bestellung von Manfred Willmann 1975, der Christine Frisinghelli und später dann auch noch Branko Lenart und Seiichi Furuya ins Referat holt, beginnt die goldene Zeit der Fotografie im Forum Stadtpark.
Ausstellungen mit große Namen der internationalen Fotogeschichte wurden präsentiert, Schwerpunktsymposien und Workshops abgehalten: William Eggleston, Lewis Baltz, Lee Friedlander, John Baldessari oder Cindy Sherman gelten heute als Ikonen der Fotografie in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts.
Mit dem Start der Herausgabe von Camera Austria International 1980, wurde ein nächster Meilenstein gesetzt. Bis heute zählt die Zeitschrift in Europa zu den Leitmedien für Fotografie.
Nach einer turbulenten Zeit löste sich die Mannschaft der Camera Austria 1996 aus dem Forum Stadtpark heraus und wurde ein eigenständiger Verein.
Die Fotografie fiel im Forum wieder für ein Jahrzehnt in einen Dornröschenschlaf. Seit einigen Jahren beginnt sie aber wieder deutliche Lebenszeichen zu setzen.
Mit gefühlte provinz. fotografie im forum stadtpark erschien nun eine aktuelle Standortbestimmung. Die Publikation soll kein klassisches Fotobuch sein, wie es die HerausgeberInnen Nora Theiss und Andreas Heller bei der Vorstellung anmerkten. Vielmehr sehen sie das Buch als „gedruckte Ausstellung“, als Experiment mit viel Freiraum für alle Beteiligten, „ohne Gleichberechtigung“, was die Auswahl durch die KuratorInnen betrifft.

gefühlte provinz ist aus mehreren Bausteinen zusammengesetzt. Es zeigt Fotos, unter anderem vom Gründer Eckart Schuster, die beinahe vergessen im Archiv lagen. Es präsentiert Arbeiten der Fotografen, die mit dem Forum schon lange verbunden sind wie die von Branko Lenart oder des Künstlerduos G.R.A.M.. Der Schwerpunkt liegt aber auf neuen Arbeiten der jüngeren Garde, von aktuellen FotografInnen.
Sie alle zerlegen den Begriff der Provinz, modellieren ihn frisch und formen ihn zu arabesken Gemütszuständen um. Die subjektive Rahmenanordnung dazu entspricht – wenn wir im Ausstellungskontext bleiben – einer sympathischen russischen Hängung.
Erwin Polanc bringt aus seinem die Steiermark erkundenden Langzeitprojekt Auf der Suche nach dem Glück Bilder ein, die das Thema ironisch brechen. Der Nacht und ihren Überlebenden ist Clara Wildberger in Moths auf der Spur. Ihre Fotografien sind Digitalscans von analogem 35mm Negativmaterial. Daniel Hafner hat Aufnahmen zu seinem Ausstellungsprojekt Modern Man in Košice ausgewählt, in dem er das Interagieren von Mensch, Stadt und Natur reflektierte. Eva Beierheimer wieder fokussierte ihren Blick in little boxes all the same auf Rahmen, die der Natur auf engstem Raum in New York vorgegeben werden.

gefühlte Provinz
zeigt knapp zwanzig ausgesuchte KünstlerInnen in dieser visuellen Begriffsdeutungssammlung. Leider fehlt ein Anhang mit zumindest kurzen biografischen und künstlerischen Eckdaten der aufgenommenen FotografInnen.
Als Dokumentation der Lebendigkeit der Fotografie im Forum Stadtpark ist das Buch aber eine gelungene Momentaufnahme.

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