27/08/2018

Das Wohnlabor
Gemeinsam forschen im HDA

„Wie wohnst du? Wie wohne ich? Wie kann man gemeinsam wohnen? Welche Möglichkeiten gibt es?“

In einem 5-tägigen Workshop im Haus der Architetur in Graz wurde im Rahmen des Architektursommers 2018 zu diesen Fragen zwischen 15. und 20. Juli geforscht.

Vera Schabbon berichtet für den Blog des Architektursommers 2018.

.

Die Artikel im Blog dürfen dankenswerterweise auf GAT veröffenticht werden.

.

27/08/2018

Das Wohnlabor – Gemeinsam forschen im HDA: die 'Wunderübung'

©: Mak Pavelic / Architektursommer 2018

Exkursion in die Terrassenhaussiedlung, Graz-St. Peter

©: Mak Pavelic / Architektursommer 2018

Pause vor dem HDA

©: Mak Pavelic / Architektursommer 2018

Wie wohnst du? – Wie wohne ich? – Wie kann man gemeinsam wohnen? – Welche Möglichkeiten gibt es?. In einem 5-tägigen Workshop im HDA, begleitet von Zusatzveranstaltungen, wurde über genau diese Fragen visioniert, diskutiert, sich ausgetauscht, um neue und alternative Wohnformen zu erforschen. Das Wohnlabor, gegründet von einer Gruppe junger ArchitekturabsolventInnen und -studierender (mit Bezug zu Graz) hat sich zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein zum Thema „Wohnen“ zu sensibilisieren und eine Plattform zu schaffen, auf der BewohnerInnen und Architekturschaffende sich auf Augenhöhe austauschen können, denn wie wir wissen: „Wohnen geht uns alle etwas an!“.

Die Woche des Forschens beginnt mit einer Exkursion zur Terrassenhaussiedlung in Graz-St. Peter (Werkgruppe Graz, 1978), welche einen ersten Einblick in Themen wie Partizipation (Einbeziehung der BewohnerInnen in den Gestaltungsprozess) und Qualitäten von Gemeinschaftsflächen im Wohnbau gibt. Im Anschluss folgt die „Wunderübung“ – offen für alle – im HDA. Bei diesem Experiment, inspiriert von der „Wunderfrage“ (Lösungsorientierte Kurzzeittherapie), geht es um die Frage: „Wie wohnst du in deinen Träumen?“. Zeichnend und bastelnd wird diese Frage individuell bearbeitet. Interessant ist, dass sich, obwohl die Ergebnisse einem einerseits utopischen und andererseits realitätsnahen Ansatz folgen, Überschneidungen der Bedürfnisse erkennen lassen, wie zum Beispiel Frieden, Grünraum und Gemeinschaft.
Im Rahmen des Workshops simuliert die aus etwa 19 TeilnehmerInnen bestehende Gruppe ein fiktives Baugruppenprojekt (BewohnerInnen entwickeln in Zusammenarbeit mit ArchitektInnen ein gemeinsames Wohnbauprojekt), ohne zu Beginn der Woche das genaue Endergebnis zu kennen. Um gemeinsam Inhalte zu erarbeiten, Visionen zu formulieren, Entscheidungen zu fällen und die Zufriedenheit aller zu gewährleisten, wird besonderer Wert auf eine gesunde Redekultur gelegt. Hierbei kommt Hilfestellung von dem Wohnlaborassistenten Aaron Scheer mit seinem Wissen aus der Soziologie und von Markus Zilker (eins:eins architektur, Wien), der sich einen Nachmittag Zeit nimmt, um seine Erfahrungen über Baugruppenprojekte mit dem Wohnlaborteam zu teilen, und damit einen wichtigen Input lieferte.

Die abendlichen Veranstaltungen in Form von Filmvorführungen, zum Beispiel Häuser für Menschen von Reinhard Seiß, gemeinsames Kochen und Vorträge von namhaften Architekten gestalten die Woche zu einem großen Ganzen und geben zusätzliches Denkmaterial. Bei dem Vortrag Aus Sicht der Architekten sprechen Duplex Architekten aus Zürich und eins:eins architekten aus Wien über ihre zukunftsweisenden Projekte. Humorvoll zeigt Dan Schürch von Duplex Architekten, dass wir für Menschen planen und spielerisch, zum Beispiel mit einbetonierten alten Tellern Erinnerungen an ein Zuhause bei Oma wecken können. Des Weiteren erzählt Markus Zilker, wie beim Projekt Gleis 21 in der Baugruppe Vertrauen aufgebaut, eine Vision formuliert und ein gemeinsames Wohnprojekt von Bauarbeitern, die man beim Namen kennt, realisiert wird. „Wir müssen nichts neu erfinden, sondern mit dem, was die Menschen uns geben, gemeinsam Architektur entwickeln.“

Im Verlauf des Workshops werden in mehreren Phasen, vom Kennenlernen der individuellen Wohnsituationen bis zum Diskurs über „Wie viel Wohnraum bin ich bereit zu teilen?“ drei Leitsätze formuliert:
„Achtsam mit uns schaffen wir ein gelungenes Miteinander, um Freiraum gemeinschaftlich und individuell zu leben.“
„Durch kreativen Umgang mit unseren Ressourcen nutzen wir unsere Umwelt achtsam und vorausschauend.“
„Als vielfältige und offene Gruppe gestalten wir ein anregendes und inspirierendes Zuhause.“

Doch eigentlich ist für das Wohnlaborteam der Prozess, der Weg bis zu diesem Ergebnis, das, wovon es am meisten gelernt hat. Die Vision führt zum Ziel und ist Grundlage für Entscheidungen im großen und kleinen Maßstab. Eben diese einzelnen Schritte des Prozesses gestalten die Endpräsentation, welche mit einer Podiumsdiskussion und einer ausgelassenen Feier im Anschluss ihren Abschluss findet.
Das Engagement (etwa 2000 Arbeitsstunden Vorbereitungszeit freiwillig und unbezahlt!) und die Professionalität, mit der das Wohnlaborteam, bestehend aus Rebekka Hirschberg, Anna-Maria Jäger, Jomo Ruderer, Matthias Prosekar, Julia Fröhlich, Martin Röck, Aaron Scheer, Mak Pavelic und Matthias Wild diese „Forschungstage“ organisiert und gestaltet haben, sind bewundernswert und lassen hoffen, dass es eine Fortsetzung gibt. Danke und bis bald!

Terminempfehlungen

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+