30/03/2014

gat.st veröffentlicht in der Serie young theory  theoretische Diplomarbeiten und Dissertationen, die im Zusammenhang mit Architektur, Städtebau und Umwelt stehen.

Der politische Architekt und die Welt auf der Flucht von Alexander Poschner ist 2012 als Diplomarbeit an der TU Graz entstanden.

Betreuer
O.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Architekt Jean Marie Corneille Meuwissen,
Ass.Prof. Mag.art. Dr.phil. Daniel Gethmann

30/03/2014

"You are here“. Quelle: http://www.d-quaker.de/start.php?id=galerie&cat=2; überarbeitet, collagiert;

"Migration und Asyl". Quelle: Peter Paul Rubens „Der Raub der Europa“ in Url: http://nl.wikipedia.org/wiki/Bestand:Rubens_-_El_rapto_de_Europa.jpg; überarbeitet, collagiert;

"Migration Europa". Quelle: Eigene Graphik auf Basis der Dymaxion Karte, Buckminster; Datenquelle: Worldbank, World Migration Report, UNHCR, International Organisation for Migration

"Hallenbad Traiskirchen". Quelle: Joseph Kosuth „one and three chair“ in Url: http://www.wikipaintings.org/en/joseph-kosuth/one-and-three-chairs, überarbeitet, collagiert

Zusammenstellung „Fallbeispiel Erstaufnahmestelle Traiskirchen“. Quelle: http://europa.eu/about-eu/countries/index_de.htm; überarbeitet, collagiert. Datenquelle: http://www.migreurop.org/?lang=de

"Bewegungsanalyse Graz-Gries". Quelle: http://www.graz.at/cms/beitrag/10183377/4076127; überarbeitet und collagiert
Datenquelle: Statistikamt Graz

"Vernetzung Erstberatungsstelle Graz". Quelle: http://www.graz.at/cms/beitrag/10183377/4076127; überarbeitet und collagiert

©: Petra Kickenweitz

Diese Diplomarbeit zum Themengebiet Asyl, Migration und Städtebau dient der Veranschaulichung einer politischen Verantwortung der Architektur und hinterfragt deren Einfluss auf die Gesellschaft. Die Thematik wird anhand der Asyl-Erstaufnahmestelle Traiskirchen (Österreich) abgehandelt und soll mit dem erarbeiteten Konzept „Erstaufnahme in der Stadt Graz“ zur aktuellen Diskussion beitragen und Alternativen zum heutigen System der organisierten Desintegration aufzeigen.

Architektur sollte mehr sein als reine Schönheitschirurgie. Gibt es eine gesellschaftliche, eine politische Verantwortlichkeit der Architektur in einer Welt, in der Macht und Ressourcen ungleich verteilt sind und wo der globale Raum alles andere als gleichberechtigt erscheint?

Während ArchitektInnen in den 60ern und 70ern nahezu selbstverständlich gesellschaftliche Strukturen kritisierten und aufzeigten, hat die Architektur der letzten Jahre diese Funktion verloren bzw. haben ArchitektInnen diese Funktion kaum wahrgenommen. Fehlt es heutzutage an kritischen ArchitektInnen, bzw. fehlt es an kritischen Architekturen? Diese Arbeit versucht das aktivistische Potential der Architektur aufzuzeigen, und die Architektin, den Architekten als notwendigen Kritiker einer Gesellschaftsstruktur neu zu entdecken.

Einleitend zunächst einige für diese Arbeit wesentliche Aspekte im Zusammenhang mit dem vorherrschenden Wirtschaftssystem, dem Neoliberalismus. Staaten agieren in vernetzten Wirtschaftsräumen, die von internationalen Organisationen, Konzernen und Banken, deren Budget weit größer ist als das so mancher Staaten, strukturiert werden. Während Milton Friedman die Machtkonzentration in den Regierungen kritisierte und zugleich forderte, dass Regierungen eine Nebenrolle spielen sollten, um eine freie Gesellschaft, die durch einen freien Markt entsteht, verwirklichen zu können, muss der daraus entstandene Raubtierkapitalismus, sprich Neoliberalismus in Frage gestellt werden. Der „freie Markt“ ist nach Ha-Joon Chang ein Euphemismus, in dem die Wahlfreiheit eingeschränkt und Rahmenbedingungen vorbehaltlos akzeptiert werden. Der Markt ist seiner Ansicht nach politisch, da auch die Anhänger des „freien Marktes“ politische Motive verfolgen. Wenn sich nun die Anhänger des sogenannten „freien Marktes“ gegen Regulierungen wehren, dann ist das eine politische Meinung, welche die Rechte derer, die durch diese Regulierungen geschützt werden, nicht anerkennt oder missachtet. Einer der Hauptwidersprüche des Neoliberalismus besteht nach David Harvey darin, „dass die Kluft zwischen den erklärten öffentlichen Zielen des Neoliberalismus - dem Wohlbefinden aller - und seinen tatsächlichen Ergebnissen - der Wiederherstellung der Klassengesellschaft - deutlich erkennbar wird.“

Der freie Markt, mit freien Waren- und Kapitalströmen bezieht sich in einer globalisierten Welt nicht auf ein globales „Wir“, also die Menschheit als gesamtes, sondern auf ein Wir „nationalstaatlich integrierter »Volks« - Wirtschaften“. Die „sogenannten »Migrationsströme« [sind] von dieser Regel ausgenommen [...]. Denn sie sind natürlich ebenso »schlecht« wie freie Waren- und Kapitalströme natürlich »gut« sind.“ Dass es „capital flow“ nicht ohne „migration flow“ geben kann, wird ignoriert.

Während sich die Menschen in Europa mit der Finanzkrise auseinandersetzen und dabei nach und nach das Vertrauen in die Politik, aber auch generell an das vorherrschende System verlieren, sind dies auch die Mechanismen, die Menschen dazu zwingen, sich in ihren Ländern in Bewegung zu setzen und ihr Land zu verlassen. (...)

Die Langfassung der von Alexander Poschner für gat.st gekürzten Diplomarbeit steht als Download in der rechten Randspalte zur Verfügung.

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