30/11/2005
30/11/2005

Der Falter Steiermark erscheint wöchentlich, jeweils am Mittwoch.

Das „Architektur Laboratorium Steiermark“ soll das größte Ausstellungsprojekt zur heimischen Architektur werden.

Was ist jetzt mit der jungen Architekturgeneration?“
Mit dieser Frage sei sie in vergangenen Jahren im Ausland immer wieder konfrontiert worden. Denn seit einer letzten umfassenderen Ausstellung im Jahr 1993, erläutert Charlotte Pöchhacker im Gespräch mit dem Falter, habe es nur wenige Aktivitäten zur Darstellung der hiesigen Architekturszene im Ausland gegeben. Dabei habe Grazer Architektur stets einen sehr guten Ruf im Ausland gehabt, sei Graz etwa 1969/70/71 mit drei „Trigon“-Jahren zu Architekturthemen „ein brennender Punkt mit höchstaktuellen Beispielen“ gewesen, hätten in diesen Ausstellungen steirische Architekten spannende und international gleichwertige Projekte gezeigt und habe die so genannte „Grazer Schule der Architektur“ und ihr Ruf im Ausland zu einem regelrechten Architekturtourismus nach Graz geführt. Allerdings habe dieses Interesse stark nachgelassen, zudem seien die jüngeren Generationen im Hintergrund geblieben. In einem aktuellen Graz-Architekturführer liege – so Pöchhacker – der Altersdurchschnitt der bauenden Architekten bei 60 Jahren, nicht unbedingt ein zukunftsträchtiges Signal, wenn man nach außen gehen wolle. Dies habe sie auch Waltraud Klasnic deutlich gemacht. Und insbesondere Peter Weibel habe der damaligen Kulturreferentin der Steiermark erklärt, dass die steirische Architektur in ihrer Repräsentation zuletzt sehr unterbelichtet war. Klasnic ließ sich überzeugen und beschloss 2005 eine großzügige Subventionierung von Pöchhackers „Architektur Laboratorium Steiermark“ (ALS).

Bereits zuvor – und als „Prolog“ von ALS – hatte Pöchhacker eine Personale von Günther Domenig kuratiert, die im November 2004 in Anwesenheit von Klasnic im Österreichischen Kulturforum in New York eröffnet worden war. Jedenfalls handelt es sich bei ALS, das nun im Rahmen der 7. MEDIEN UND ARCHITEKTUR BIENNALE GRAZ erstmals öffentlich präsentiert wird, um das derzeit größte Ausstellungsprojekt zur Außendarstellung der steirischen Architekturszene: Eine 500-Quadratmeter-Wanderausstellung mit fünfzig Positionen, realisierte Architektur, die jeweils durch einen Film des deutschen Filmemachers Heinz Emigholz und Skizzen, Aufriss/Grundriss, ab Mai 2006 in zumindest fünf westeuropäischen Architekturinstitutionen repräsentiert wird.
Als Ausstellungsort fixiert sei bislang – so Pöchhacker – bloß die Cité de l’architecture et du patrimoine in Paris, die Verhandlungen mit dem Hamburger Bahnhof in Berlin seien weit fortgeschritten, im Gespräch seien Locations in Rotterdam, Barcelona, Belgien und Mailand. An allen Orten soll die Ausstellung mit lokalen Projekten ergänzt werden und schließlich Ende 2007 in einer erweiterten und deutlich vergrößerten Variante Ende 2007 auch in Graz präsentiert werden. Zusätzlich sollen beteiligte steirische Architekten vor Ort jeweils mit Kollegen in Dialog treten und wird es zahlreiche Diskussionen als Ausstellungsrahmenprogramm geben. Die Auswahl der fünfzig Positionen sei dabei – so Pöchhacker – themenspezifisch:
Es gehe nicht um Architekten oder eine bestimmte Generation, sondern um Projekte, die in Bezug auf konkrete Themen relevant seien. Pöchhacker hat eine Vorauswahl getroffen, sowohl bei den für die Ausstellung in Frage kommenden architektonischen Projekten als auch bei den Ausstellungsthemen wie „Architektur als eminent Soziales“, das Verhältnis von bildender Kunst und Architektur oder „Urbane Ländlichkeit“. Zusätzlich sollen von auswärts geladene Experten wie der Berliner Architektursoziologe Werner Sewing oder der Antwerpener Kurator Moritz Küng für die Feinjustierung der Ausstellung Außenperspektiven einbringen und eine internationale Relevanz der Auswahl garantieren. Eine internationale Relevanz, die auch dazu führen soll – so eines von Pöchhackers Erfolgskriterien – dass steirische Architekten als Resultat des „Architekturlaboratoriums Steiermark“ zu internationalen Wettbewerben und an Universitäten eingeladen werden. Man wird sehen. "ARCHITEKTUR LABORATORIUM STEIERMARK - Produktion einer Ausstellung. Teil 2"
Erster Architekturdialog im Rahmen des internationalen Ausstellungsprojektes
WANN: Freitag, 2. Dezember 2005, von 17.00 bis 22.00 Uhr
WO: Alte Universität, Hofgasse 14, Graz

Kuratorin: Charlotte PöchhackerIm aktuellen Falter Steiermark (48/05) sind zum Thema zwei weitere Beiträge zu finden:

> Expedition und „Superlandschaft“ - von FABIAN WALLMÜLLER
Die Medien und Architektur Biennale Graz erforscht die Rolle der Architektur in der Gesellschaft – hier und anderswo....
> "EINZELKÄMPFERIN. Das System Pöchhacker" - von Herwig G. Höller

Der Falter Steiermark erscheint wöchentlich, jeweils am Mittwoch.

Verfasser/in:
Herwig G. Höller, erschienen im Falter Steiermark 48/05
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