11/07/2012

Die Durchführung des Europäischen Dorferneuerungspreises 2012 wird unter anderen durch Raiffeisen, Novomatic, Siemens und die Wirtschaftskammer Österreich unterstützt.

11/07/2012
©: Europäische ARGE Landentwicklung & Dorferneuerung

Vals in Graubünden ist am 6. Juli unter 29 Einreichungen zum Sieger gekürt worden; alle fünf österreichischen Teilnehmer sind in der ersten Kategorie eingestuft; Preisverleihung: 20. bis 22. September in Langenegg, Vorarlberg.

Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis 2012 ist entschieden: Eine interdisziplinär zusammengestellte, internationale Jury hat dieser Tage nach umfassender Begutachtung vor Ort bei der abschließenden Bewertungssitzung in München die Gemeinde Vals, Graubünden, Schweiz, zum Sieger gekürt.

„Vals hat auf ganzheitliche, zahlreiche ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigende Weise Maßnahmen gesetzt, die zu einer Entwicklung geführt haben, die dem Motto des diesjährigen Bewerbes ‚Der Zukunft auf der Spur’ in beeindruckender Weise gerecht werden“, zeigt sich der Vorsitzende der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, der niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, in einer ersten Reaktion begeistert.

Alle vier österreichischen Einreichungen, nämlich Allhartsberg (NÖ), Krimml (Salzburg), St. Ulrich am Pillersee (Tirol) und Weißensee (Kärnten) wurden von der Jury in die erste Kategorie eingereiht und werden somit mit dem „Europäischen Dorferneuerungspreis für eine ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“ ausgezeichnet.

VALS SETZT AUF NATUR, ARCHITEKTUR UND LEBENSQUALITÄT

Vals ist eine rund 1.000 EinwohnerInnen zählende Gemeinde im deutschsprachigen Teil der Schweiz. Es liegt auf einer Meereshöhe von 1.250 Metern am Ende eines engen, von steilen Hängen umgebenen Tales, dessen BewohnerInnen es hervorragend verstehen, mit und von dieser besonderen naturräumlichen Situation zu leben und dafür Sorge zu tragen, dass diese Basis für ökonomisches Handeln geschützt und auch für künftige Generationen erhalten bleibt.

Im vormals reinen Bauerndorf Vals spielen Land- und Forstwirtschaft nach wie vor eine bedeutende Rolle. Man hat sich der biologischen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Bewirtschaftung und Vermarktung verschrieben und ist Mitglied der „Allianz in den Alpen“, die für nachhaltige Entwicklung im Sinne der Alpenkonvention steht. Die Stromversorgung stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen, man hat sich früh für die Errichtung eines Wasserkraftwerkes entschieden, was nicht zuletzt ökonomische Früchte trägt.

Mit dem breit aufgestellten wirtschaftlichen Leben, das besondere Impulse durch die Nutzung der Valser Mineralwasserquellen und den Abbau des Valser Quarzit erfährt und mit zahlreichen kleinen Gewerbe-, Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zusätzliche Erwerbsquellen für die ansässigen EinwohnerInnen erschlossen, was das Dorf für ZuzüglerInnen attraktiver gemacht hat und die Bevölkerungszahlen stabilisierte.

Besondere Wege ist man im Tourismus gegangen, indem bewusst der Qualität Vorrang vor Quantität gegeben wurde. Mit dem Bau der mittlerweile weltbekannten Therme des Architekten Peter Zumthor wurde Mut zu zeitgenössischer Architektur unter Verwendung des lokal vorhandenen Baumaterials Stein bewiesen. Weitere Beispiele moderner Architektur folgten und sind Teil der Valser Identität geworden. Gleichzeitig werden traditionelle Bauformen nicht nur bewahrt, sondern dienen auch als Inspiration für zeitgemäßes Bauen, wodurch ein einheitliches Erscheinungsbild gegeben ist.

Vals ist durch eine offene pluralistische Gesellschaft geprägt und zeichnet sich einerseits durch reges Vereinsleben und andererseits auch durch zahlreiche Maßnahmen zur Einbindung aller Bevölkerungsteile und Generationen aus. MigrantInnen werden zu Sprachkursen eingeladen und durch eine Fülle von Maßnahmen aktiv ins gesellschaftliche, sportliche und kulturelle Leben eingebunden. Dass sich die BewohnerInnen intensiv mittels Petitionen, Initiativen oder Anträgen an kommunalen Entscheidungsprozessen beteiligen und in projektbezogenen Arbeitskreisen engagieren, wird seitens der Gemeinde begrüßt und gefördert.

Eine gute Infrastruktur in den Bereichen Nahversorgung und medizinische Dienstleistungen ist vorhanden. Besonderes Augenmerk wird darüber hinaus einerseits Kindern und Jugendlichen, andererseits älteren Menschen geschenkt, wobei auch generationenübergreifende Maßnahmen eine bedeutende Rolle spielen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kindergarten, Schule, Gemeinde und Vereinen ermöglicht so ein breit gefächertes Freizeit- und außerschulisches Bildungsangebot. Senioren¬gerechtes Wohnen und umfassende Barrierefreiheit sowie ein reiches kulturelles und künstlerisches Angebot erhöhen die Lebensqualität. Umfassende publizistische Tätigkeit von ValserInnen wirkt darüber hinaus in hohem Maße identitätsstiftend.

Die Reihe der Maßnahmen, mit denen Vals durch Kreativität, Offenheit und konkretes Handeln sowie durch eine sensible, aufeinander abgestimmte Nutzung seiner besonderen Ressourcen Wasser, Stein und Gras eine solide Basis für kommende Generationen schafft, ist beeindruckend lang und in hohem Maße beispielhaft.

29 Einreichungen aus ganz Europa auf hohem Niveau

Neben der Siegergemeinde Vals haben es noch weitere elf Gemeinden oder Orte in die höchste Kategorie geschafft. An weitere elf Teilnehmer wird der Preis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung verliehen. Sechs Gemeinden oder Orte dürfen sich über den Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in einzelnen Bereichen der Dorfentwicklung freuen.

Die Preisverleihung, die den Höhepunkt einer mehrtägigen Veranstaltung mit Workshops, Exkursionen und Ausstellungen bildet und ein großes europäisches Fest sein wird, findet vom 20. bis 22. September in der Siegergemeinde des vergangenen Wettbewerbes, nämlich Langenegg in Vorarlberg, statt.

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