16/07/2015

Der Flächenwidmungsplan 4.0 (FLÄWI 4.0) der Stadt Graz sorgt für Diskussionen. Siehe Beispiele in Graz-Gries.

Bis 17.7.2015 kann man noch Einwände zum FlÄWI 4.0 einbringen.

Wer sich um die Lebensqualität in seiner Stadt bzw, in seinem Stadtteil Sorgen macht, der sollte dies tun.

16/07/2015

Eggenbergergürtel / Friedhofsgasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Eggenbergergürtel / Friedhofsgasse: Gehsteig

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Eggenbergergürtel / Friedhofsgasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Niesenbergergasse 41-51

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Niesenbergergasse 41-51

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Niesenbergergasse 41-51

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Wie lange noch? Haus mit Garten, Niesenbergergasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Grüne Oase, Oeverseegasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Grüne Oase, Oeverseegasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Grüne Oase Oeverseegasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Grüne Oase, Oeverseegasse

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Eine starke Verdichtung der Stadt geschieht bereits in manchen Stadtteilen und soll nach den Zielsetzungen des neuen Flächenwidmungsplan 4.0 (FLÄWI 4.0) weiter intensiviert werden.

Der Auflageentwurf zum neuen FLÄWI 4.0 sieht eine fast flächendeckende Nachverdichtung für Graz vor. Diese Verdichtung ist oftmals schwer nachvollziehbar und verwundert auch sehr, da ja bisher das Räumliche Leitbild, welches die Vorstufe zum Flächenwidmungsplan darstellt, bisher nicht vorliegt und mit den BürgerInnen nicht diskutiert wurde. Verwunderlich ist auch, dass diese das Grazer Stadtbild prägenden Planungsvorhaben in den Medien nicht diskutiert werden.

Bis 17.7.2015 kann man noch Einwände zum FlÄWI 4.0 einbringen. Wer sich um die Lebensqualität in seiner Stadt bzw, in seinem Stadtteil Sorgen macht, der sollte dies tun. Vielleicht wird es dann ja doch noch einen Diskussionsprozess mit BürgerInnen geben.

Gegen begründete Verdichtung, wenn sie wohl überlegt, gut geplant und mit den entsprechenden ausgleichenden Maßnahmen einhergeht, wie zusätzliche öffentliche Grünflächen, kleine Stadtteilparks, Grüninseln, Straßen mit Alleebäumen, Verkehrskonzepte, attraktiver ÖV, ist nicht generell etwas einzuwenden. Eine sanfte Innenentwicklung ist flächen- und ressourcenschonend. Nur bei vielen Bauprojekten, die bereits jetzt große Verdichtungsmaßnahmen darstellen, ist davon wenig zu bemerken.

Vor allem die großräumige Kerngebietsausweisung eines großen Gebietes im Bezirk Gries im FLÄWI 4.0 gibt zu denken. (z. B der Bereich Oeverseegasse, Elisabethinergasse, Prankergasse, Steinfeldgasse, Ungergasse, Idlhofgasse). Bisher als Wohnen allgemein mit max. Bebauungsdichte von 1,4 ausgewiesen, sollen diese Gebiete nun mit Zentrumsfunktion überlagert werden. Damit einher geht vor allem eine starke Aufdichtung von derzeit max. 1,4 (im Wohnen allgemein ist die maximal erlaubte Dichte laut Raumordnungsgesetz 1,4) auf 2,0 bis 2,5. Und das in einem Stadtteil, der schon jetzt ein eklatantes Defizit an öffentlichem Grünraum und große soziale Probleme hat.

Die versprochene Grünraumoffensive als Ausgleich für den Mangel an Grünflächen, der ja durch eine so starke Aufdichtung noch eklatanter wird, ist nicht vorhanden, denn es werden lediglich 3 kleine Flächen als neue Vorbehaltsflächen für öffentliches Grün mit ca. 6000 m2 ausgewiesen. Das ist nicht der Rede wert, vor allem da ja nicht gesichert ist, dass diese Flächen auch von der Stadt erworben werden können.

Inzwischen geht das dichte Verbauen letzter freier Grundstücke im Bezirk Gries, aber auch in anderen Grazer Bezirken im Eiltempo voran. Es sind vor allem Anlegerwohnungen, die entstehen. Den Anlegern geht es um die Rendite aus der Vermietung, Architektur- und Bauqualität bleiben da oft auf der Strecke. Dies hat aber gravierende Auswirkungen auf unser Stadt- und Straßenbild und auf das Stadtklima. Verdichtung ohne ausgleichende Grünräume führt unweigerlich zu sozialen, nachbarschaftlichen Problemen und natürlich auch zu einer Überhitzung der Stadt.

Beispiele zur Veranschaulichung

  • Eggenbergergürtel / Friedhofsgasse: Anlegerwohnungen.
    Die gebaute Realität ist von einer Brutalität, die ihresgleichen sucht. Weder wurde hier ein Beitrag zur Gestaltung des öffentlichen Raumes gemacht, – der Gehsteig ist hier sehr schmal und wird zudem durch eine Haltestelle eingeengt –, noch eine ansprechende Fassade bzw. qualitätsvolle Wohnungserschließung oder private Freiräume geschaffen. Die Projektgröße erforderte eine Vorlage beim Gestaltungsbeirat?!
    Für die 52 errichteten Wohneinheiten sind laut Baugesetz je WE 5 m2/ WE, also 260 m2 für einen Kinderspielplatz vorgeschrieben. Möglicherweise ist diese Vorschrift erfüllt worden, nur dass der Spielplatz von den Tiefgaragenen-Lüftungsschächten umgeben ist!
  • Niesenbergergasse 41-51: Mietwohnungen und Anlegerwohnungen.
    Hier entstehen 350 Wohneinheiten. Im Bebauungsplan aus dem Jahre 2006 wurde eine Dichteüberschreitung von max. 1,4 auf max. 2,0 erlaubt. Die hohe Dichte bedingt auch einen hohen Bebauungsgrad und auch hier stellt sich die Frage, wie hier die Fläche eines Kinderspielplatzes in der laut Baugesetz vorgeschriebenen Größe von 1700 m2 Platz finden soll. 350 WE mit einer 2-4 Personenbelegung, entsprechen ca. 700- 1000 EW, also einer kleineren Ortschaft. Die Freiflächen wirken wie Abstandsflächen!
    Auch hier wurde verabsäumt, den Straßenraum attraktiver zu gestalten, weder Alleebäume noch ein vorgartenartiger Grünstreifen, dafür Balkone direkt am Gehsteigrand. Städtebauliche Qualität sieht anders aus.
    Wie lange wird wohl das kleine gegenüberliegende Haus mit Garten noch bestehen? Dies wirkt wie eine Idylle in der Wohnwüste.
  • Grüne Oase Oeverseegasse: Anlegerwohnungen.
    90 Wohneinheiten wurden errichtet. Es gab einen Bebauungsplan zum Schutz des Innenhofs, dennoch wurden 2 Gebäude im Hof errichtet. Durch großen Anrainerprotest konnte die Dichte auf 1,2 und die Geschoßanzahl der Hofbauten um 2 Geschoße reduziert werden. Von der grünen Oase ist bis jetzt wenig bemerkbar.
    Laut FLÄWI 4.0 sollte hier eine Dichte von 2,0 möglich sein!
Robert

Noch etwas: Frau Lechner, trotzdem Sie im Nachbarhaus wohnen ist Ihnen entgangen, dass der Innenhof in der Oeverseegasse durchgehend asphaltiert war, als noch die Schlosserei Stengel hier beheimatet war, und jeden Tag 30 Autos aus und ein fuhren. Die Situation wurde natürlich für sie und die anderen Anrainer durch die Gebäude und die Begrünung des Hofes wesentlich verschlechtert. Kritik bitte gerne, aber nicht auf diese Art. man sollte schon bei den Fakten bleiben.

Sa. 18/07/2015 10:35 Permalink
Elisabeth Lechner

Antwort auf von Robert

Sehr geehrter Herr Robert,
Erläuterung zum Begriff Bebauungsplan zum Schutz der Innenhöfe: Es gibt einen Deckplan 1 zum gültigen Flächenwidmungsplan, wo Gebiete mit Bebauungsplanpflicht zum Schutz der Innenhöfe dargestellt sind.
Die Ironie bei der Verbauung Oeverseegasse ist, dass unter dem Aspekt, den Innenhof zu schützen, der Innenhof verbaut wurde. Außerdem musste ein denkmalgeschütztes Gebäude der Verbauung weichen.
Zu Ihrem Vorwurf einer unsachlichen Kritik.
Es geht in diesem Beitrag nicht um DEtailkritik an diesem Projekt. Es geht darum, wie sich höhere Dichten für die Stadt auswirken und die Oeverseegasse ist ein gebautes Beispiel dafür. Ihre Kritik an meinem Artikel ist somit eigentlich unsachlich.
Laut Entwurf des neuen Flächenwidmungsplan 4.0 wäre in der Oeverseegasse eine Dichte von 2,0 erlaubt. Die Anrainerprotete konnten damals die Diche auf 1,2 gegenüber 1,4 reduzieren. Wie man aber auf den Fotos erkennen kann, ist dies in einem Hof aber doch noch sehr dicht. Wie würde aber eine Dichte von2,0 aussehen? 6- geschossige Blöcke im Hof, die sich gegenseitig beschatten.
Bei der Schlosserei Stengel sind zwar einige Autos aus- und eingefahren, aber am Wochenende war es ruhig. Und es gab im Süden des Areals einen wunderschönen Gemüse- Obstgarten, den sie vielleicht nicht gekannt haben. Jetzt fahren täglich weit mehr Autos in die Tiefgarage des Gebäudes.
Und die Situation hat sich für die Anrainer sehr wohl verschlechtert: mehr Lärm durch mehr Autos und nächtlicher Lärm auf den Balkonen im Innenhof, die unteren Geschosse der Anrainerwohnungen sind teilweise stark beschattet.
Die Aussage, von der grünen Oase ist nichts spürbar, bezieht sich auf den Projekttitel - Grüne Oase. Mit dem Rendering, auf dem die Fassaden begrünt dargestellt waren, hat man ja versucht das Bauvorhaben als Verbesserung für dei Anrainer darzustellen und als besonders innovativ zu verkaufen. Und von diesem grünen Image ist eben nicht viel sprübar . Die Begrünung entlang der Straße wurde unter den Balkonen gepflanzt und somit sind in Ermangelung von Bewässerung bereits 90 % der Pflanzen verdorrt.

So. 19/07/2015 3:58 Permalink
Robert

Frau Lechner bitte erklären Sie doch den Terminus Bebauungsplan zum Schutz des Innenhofes.
Mit freundlichen Grüßen

Sa. 18/07/2015 10:29 Permalink
Peter Kaiser

Bei all dem, was hier in Graz geschieht, kann sich Herr Nagl nicht mehr fein abputzen und so tun, als ob er damit entweder nix zu tun habe oder durch den Zwang der Situation der Zerstörung des Stadtbildes zustimmen muss.
"Graz - City of Design"? Das ist Zynismus pur.
Wer so etwas unwidersprochen geschehen lässt, obwohl er von Amts wegen die Möglichkeiten hätte, umzulenken, dem sollte man die Lizenz, Bürgermeister zu sein, sofort entziehen.
Mein Wunsch: Fristlose Kündigung für Herrn Sigi Nagl. Er hat schon viel zu viel Unheil in unserer Stadt zugelassen und angerichtet.

Fr. 17/07/2015 8:32 Permalink
DI Maria Fanta

Großartige Recherche, Elisabeth Lechner!
Auf der BIG spezial vom Mai 2015 zum Thema LEBENSRAUMVERÄNDERUNGEN sind sie abgebildet, jene - die es betreffen wird.
Wenn ich den Leuten erklären will, warum sie gegen die Ausweisung von Kerngebieten im Bezirk Jakomini Einwendungen machen sollen, schauen sie mich meist verständnislos an: Was ist ein Kerngebiet? Gestern ist mir die Mutter des besten Freundes meines Sohnes Manuel zu Hilfe gekommen:"Die wollen unseren Kindern die Grünflächen wegnehmen!" Und schon unterschreibt jeder gern.Ein breiter Konsens, daß Kinder und Jugendliche Grün- und Bewegungsflächen brauchen.Ein Flächenwidmungsplan ist ein langfristiges Planungsinstrument. Hier ist kein leichfertiges Handeln angesagt. Hier geht es um die Zukunft und Gesundheit unserer Kinder. Und die lassen wir uns nicht verbauen!! Die Leute haben kapiert, was "verdichten" heißt: Mit jedem Bauwerk in der Stadt wird der Anteil an Freiflächen für jeden von uns wieder kleiner.......

Fr. 17/07/2015 9:15 Permalink

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