17/11/2012

Günter Waldorf (* 1924 in Graz) gründete 1953 in Weiz die Künstlervereinigung „Junge Gruppe“ und war fünf Jahre später einer der Mitbegründer des Forum Stadtpark Graz. Gemeinsam mit Alfred Kolleritsch gab Günter Waldorf die Literatur-Zeitschrift „manuskripte“ heraus. Er gab mit seinen "Internationalen Malerwochen" in der Neuen Galerie, aus der später das „Trigon-Museum“ hervorging,  dieInitialzündung für das Kunsthaus Graz. Als Maler war Waldorf für seinen gegenständlichen, expressiven, zuletzt sehr reduzierten Stil bekannt. Günter Waldorf starb am 31. Oktober 2012 in Graz.

Der Nachruf von Walter Titz ist am 02. November 2012 in der Kleinen Zeitung erschienen.

17/11/2012

Günter Waldorf (1924-2012)

©: de.wikipedia.org

Sportler, Maler, Zeichner, ideenreicher Initiator kultureller Projekte: Günter Waldorf starb im 89. Lebensjahr in seiner Heimatstadt Graz.

Im Sommer 1936 sieht der 12-jährige Günter Stessl in einer Kinowochenschau den Kampf Max Schmeling gegen Joe Louis. Und beschließt, Boxer zu werden. Der Grazer hat in der Folge nicht nur mit seinen Fäusten Erfolg, er beweist auch ein feines Händchen als Grafiker und Maler. In den 1950er-Jahren mutiert er zu Günter Waldorf. Die Power des Boxers behält er bei. Mit ihrer Durchschlagskraft wird er als Motor das steirische Kunstleben wesentlich beeinflussen.

Traumteam
"Waldorf will Museum für moderne Kunst" titelte etwa die Kleine Zeitung am 11. März 1984. Anlässlich seines 60. Geburtstags hatte der Künstler jene Idee präsentiert, aus der letztlich das Kunsthaus Graz entstand. Waldorfs Ausgangspunkt war ein regionaler (kein provinzieller). Das Forum Stadtpark, das er mitbegründet hatte, sollte in dieses neue Museum eingebunden werden, ebenso die Neue Galerie. Und es sollte ein Ort sein, um Ansässigen und Besuchern den Reichtum steirischer Kreativität zu bieten.
Das Forum - "Das war ein Team wie SK Sturm" - ging seinerseits aus der "Jungen Gruppe" hervor. Mitbegründer: Günter Waldorf. Internationale Malerwochen, Styrian Artline und anderes - immer wieder erstaunte, wie es Waldorf gelang, ohne verbales Nebelwerfen Initiativen Wirklichkeit werden zu lassen. "Wortkarg" nannte Emil Breisach seinen Freund in einer Laudatio - eher eine Untertreibung. Reinhard P. Gruber meinte diesbezüglich: "Ein Hüsteln von Günter Waldorf sagt mehr als eine zweistündige Rede eines Politikers."
Freilich, wenn Waldorf in Stimmung und bei Stimme war, konnte er auch mit Worten Geschichten erzählen, wie es sie in seinen Bildern gab. Geschichten von großer Schönheit und trockenem Humor. Mit Pointen, treffsicher wie eine Gerade oder ein ansatzloser Haken.

Vielfalt
Eine von Werner Fenz und Gerhard Dienes kuratierte Retrospektive im Grazer Stadtmuseum anlässlich seines 80. Geburtstags zeigte die Vielfalt eines ?uvres, das sich stets in markanten Werkgruppen entwickelte. Zu sehen war dabei Herausragendes in luftigen Aquarellen der 1940er-Jahre, Expressives, Informelles. "Waldörfer" und utopischen Flaggen. Landschaften und Porträts, darunter die markanten Dichterköpfe für die "manuskripte". Die legendäre Literaturzeitschrift gab Waldorf gemeinsam mit Alfred Kolleritsch heraus.
1957 hatte Waldorf Elga Maly kennengelernt. Die herausragende Malerin war bis zum Tod 1989 kongeniale Partnerin und Ehefrau. Der Plan einer permanenten Präsentation beider Werke konnte nicht realisiert werden.
Waldorf hinterlässt seine zweite Frau Ulrike, in den vergangenen Jahren unermüdliche Stütze des Künstlers, der nun friedlich zuhause entschlief. Ihr gilt unsere Anteilnahme.


Günter Waldorf
(* 1924 in Graz) absolvierte eine Lithografenausbildung. 1953 gründete er die "junge gruppe". Waldorf war Hauptinitiator zur Gründung des Forum Stadtpark Graz (1958). 1984 startete er die Initiative für ein Kunsthaus in Graz. Er starb am 31. Oktober 2012 in Graz.

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