25/06/2016

HILMTEICHSTRASSE 24
Haus Albrecher-Leskoschek von Herbert Eichholzer

Das Buch erinnert an die bewegte Geschichte des Hauses Albrecher-Leskoschek von Herbert Eichholzer, Hilmteichstrasse 24, das einem Ausbau des LKH Graz weichen soll.

Aktuell versucht eine Initiative rund um Johannes Fiedler und Jördis Tornquist das Haus doch noch zu retten.

Eine weitere Rezension findet sich Heft 64 der Zeitschrift derive > Barbara Feller: Ein Buch für ein Haus, s. Link derive.at unten

Die Zeitschrift PROFIL nimmt sich in einem Artikel der Bedrohung an, in der sich moderne Gebäude befinden > s. Link unten: Artikel 'Moderne Gebäude sind massiv bedroht' > profil.at

25/06/2016

Wandgemälde 'Allegorie der Freunde' mit verschlüsselten Inhalten und Bezügen zur politischen Situation der Zeit von Axel Leskoschek im Salon des Hauses. Innenaufnahme des Fotografen Max von Wikullil

©: Sammlung Heimo Halbrainer (Nachlass Max v. Wikullil)

Es ist hinlänglich bekannt. Zusammen mit anderen benachbarten Objekten soll das Haus Hilmteichstraße 24 einem Ausbau des Landeskrankenhauses Graz weichen. Die von Herbert Eichholzer 1937/38 geplante Villa sei aufgrund späterer Umbauten nicht mehr unterschutzstellungswürdig, entschied das Bundesdenkmalamt.

Das auch nach seiner Erstbesitzerin Haus Albrecher genannte Objekt ist nicht das erste Gebäude des steirischen Architekten das einem Neubau zum Opfer fällt. Erst 2013 wurde, nur von wenigen wahrgenommen, das von Eichholzer gemeinsam mit Rudolf Nowotny entworfene Haus Ferner am Ulrichsweg in Graz-Andritz abgerissen.

Die Kunsthistorikerinnen Antje Senarclens de Grancy und Eva Klein sowie der Zeithistoriker Heimo Halbrainer erinnern nun in einem Buch nochmals an die bewegte Geschichte des Hauses Albrecher und seiner ProtagonistInnen.

Zu einem Fundus für das Projekt wurde die Übergabe von historischen, äußerst detaillierten Außen- und Innenaufnahmen der Villa aus den 1930er und 1940er Jahren an Halbrainers Verein Clio. Sie stammen aus dem Nachlass des Fotografen Max von Wikullil, einem Freund der Hausherrin.
Damit konnte nun nicht nur intensiv auf die ursprüngliche Bauform des Hauses eingegangen werden. Besonders hilfreich waren die Aufnahmen auch für eine Rekonstruktion des von Axel Leskoschek gemalten Wandbildes Allegorie der Freunde im Salon der Villa. Leskoschek heiratete Herma Albrecher im November 1937 kurz nach seiner Entlassung aus dem Anhaltelager Wöllersdorf, in dem er als Gegner des Ständestaates festgehalten wurde. Seine Position zur politischen Situation hielt er verschlüsselt in einem ca. 6 x 1,5 Meter großen Seccogemälde, das sich praktisch über eine gesamte Wandlänge erstreckte, fest.
Das Bild überdauerte zwar Austrofaschismus und NS-Zeit (Leskoschek selbst ging mit dem Tag der Machtübernahme Hitlers in Österreich ins Exil und kehrte erst 1948 wieder zurück), mit dem Verkauf des Hauses in den 1960er Jahren verschwand es jedoch unter Farbschichten und Tapeten. Nach Untersuchungen von Eva Klein ist die Arbeit noch vorhanden, jedoch eine Restaurierung finanziell nicht realisierbar.

Anhand der Fotografien konnte für das Buch nun ein intensiver Interpretationsversuch unternommen werden. Eine von Bettina Paschke gestaltete, aufklappbare Nachzeichnung des Wandbildes lässt – wenn auch nur schwarzweiß – die ehemalige Schönheit der Arbeit in seiner Totalen wiederauferstehen.

Antje Senarclens de Grancy zieht, um das Außen und das Innen des Hauses einer Einordnung zuzuführen, penibel anhand der Fotos aber auch anhand von Originalplänen und Entwurfszeichnungen zum Gebäude Fäden durch die Moderne. Sie zeigt, wie sehr Eichholzer in seiner kurzen Schaffensperiode den Aufbruch, den das Neue Bauen in der Architektur bewirkte, verinnerlicht hatte und in seinen Arbeiten weiterentwickelte.

Heimo Halbrainer durchforstet die Biographien des Prenninger Kreises, jener Widerstandsgruppe, zu der Eichholzer und Leskoschek zählten, und wartet mit einer Reihe von neuen, lesenswerten Fakten auf, unter anderem wie wichtig die Hilmteichstraße 24 für Treffen und konspirativen Austausch war.

In einem anderen, sentimentalen Kapitel erzählt Mariella Enajat, die Tochter von Herma Albrecher, von ihren Kindheitserinnerungen zum Haus. Ramona Winkler hält in stimmigen Schwarzweiß-Aufnahmen noch einmal den aktuellen Baubestand fest.

Aktuell versucht eine Initiative rund um Johannes Fiedler und Jördis Tornquist das Haus doch noch zu retten. Es wäre schön, wenn sie Erfolg hätte. Dann wäre dieses liebevoll recherchierte und vorzüglich bebilderte Buch nicht – nur – ein weiteres Epitaph in der Architekturgeschichte von Graz.

BUCH
Heimo Halbrainer/Eva Klein/Antje Senarclens de Grancy:
Hilmteichstraße 24. Haus Albrecher-Leskoschek von Herbert Eichholzer.
Geb., 160 Seiten mit zahlr. Abb., CLIO, Graz 2016
ISBN:978-3-902542-25-0
Euro 24,00

Elisabeth Lechner

Antwort auf von Anonymous

Wie traurig ist es, dass auf dieser onlinepetition nicht einmal 20 Leute gegen den Abbruch des von Eichholzer geplanten Hauses unterschrieben haben. Ich selbst habe an meinen ganzen Emailverteiler den link zur Unterstützung der Petition ausgeschickt und immerhin haben 2 davon dagegen unterschrieben
aber wo bleiben die Reakionen der ArchtitektInnen, der GatleserInnen, der UniprofessorInnen, ArchitekturstudentInnen.....???
Engagement ist angesagt!!!!

Mi. 13/07/2016 4:36 Permalink

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