08/07/2015

Von 1. Juni bis 30. September 2015 findet der erste steirische Architektursommer statt. GAT nimmt mit dem Projekt A Tempo – Die mobile High Definition Baustelle teilINVESTMENT GHETTOS ist der 14. Clip der Serie.

Konzept & Grafik: Norbert Rusz
Text: Emil Gruber
Videoclips: Nico Schrenk
Musik: Norbert Rusz

08/07/2015
©: Alexander Mazurkevich
©: HDA – Haus der Architektur

Es begann, wie oftmals ein Rausch beginnt, mit maßloser Euphorie und unreflektierter Selbstüberschätzung. Es endete, wie häufig Räusche enden, mit lang andauerndem Kopfweh und schockstarrer Handlungsunfähigkeit.
Mit Beginn des neuen Jahrtausends entdeckte die spanische Politik ein Füllhorn namens Immobilie und leerte es gemeinsam mit Banken, Investoren und der Bauindustrie über das Land. Jeder Fleck, der einigermaßen attraktiv erschien, wurde mit Bauten befüllt. Rund vier Millionen Wohnungen wurden geschaffen, die als Anlageobjekte, Feriendomizile, Zweitwohnsitze ihren Käufern Rendite ohne Risiko liefern sollten. 
Nicht einmal eine Dekade später wandelte sich das Horn zur Büchse der Pandora.
Wie in den USA platzte auch auf der iberischen Halbinsel die Blase. Sie riss den Bausektor in die Pleite, machte Menschen arbeits- und obdachlos. Mehrere Banken konnten nur mit milliardenschweren Hilfskrediten der EU vor der Insolvenz bewahrt werden.
Geisterstädte mit zwar fertig errichteten, aber nicht an Strom- und/oder Kanalnetz angeschlossenen Gebäuden, vor sich hinbröckelnde Ferienanlagen am Rande einer Sierra und die Rohbauskelette nie weiter gebauter Appartementsiedlungen an den Küstenabschnitten sind heute Zeitzeugen. 
Betrug die Staatsverschuldung Spaniens 2000 rund 370 Milliarden Euro, das ist etwas mehr als das aktuelle Minus Griechenlands heute, hat die Verschuldung mittlerweile eine Billion Euro überschritten. Damit haben die Außenstände das Bruttoinlandprodukt erreicht.
Egal wie die griechische Tragödie ausgeht, beim Drama Europa gibt es noch lange kein Happy End. 

2005: Kathrin Röggla erschafft in ihrer Eröffnungsrede zum steirischen herbst Bilder, die heute als Vorahnungen für die weltweiten Immobilienkrisen interpretiert werden könnten.

2014: Julia Machers Beitrag im Deutschlandradio Architektur gegen den Stillstand erzählt von Architekturtherapien für die kranke spanische Bauwirtschaft.

2008: Von einem Bau außerhalb von Zeit, Raum und Krise berichtet Zita Oberwalder in Madrid Teil 1 – Heiligtümer (sonnTAG 255)

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