13/11/2006
13/11/2006

Begutachtungsverfahren mit 7 geladenen Teilnehmern zur Erlangung von Bebauungsvorschlägen für die Errichtung eines Seniorenzentrum Leoben-Göss.

Ausschreibende Stelle:
Österreichische Wohnbaugenossenschaft
Gemeinnützige registrierte Genossenschaft m.b.H.
Schillerplatz 4, 8010 Graz
im Auftrag der Dörfler-Perz Privatstiftung
Geschäftsstelle:
Caritas der Diözese Graz-Seckau
Raimundgasse 16, 8010 Graz

Betreuung des Verfahrens:
Bmst. Ing. Johann Frank
Vorprüfung:: Arch. Dipl.Ing. Dr. tech. Roland Heyszl
Sparbersbachgasse 18, 8010 Graz

JURYPROTOKOLL

Ort: Pfarre Leoben-Göss
Datum: 24. Oktober 2006
Dauer: 9.20 Uhr – Jurybeginn, 18.30 Uhr - Juryende

ANWESENDE:
_ Amt der Steiermärkischen Landesregierung FA 13B
DI Daniel Kampus, A 15 - OBR DI Johann Tatzl
_Stadtgemeinde Leoben
Baudirektor DI Heimo Berghold
_ Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten
Arch. DI Wolfgang Schwarzenbacher
Arch. DI Veronika Hofrichter-Ritter (ohne Stimmrecht)
_ Berater (ohne Stimmrecht)
Maria Gschaider, Caritas
DI Walter Schemitsch, Wallner & Schemitsch
DI Arne Schlachter, Wallner & Schemitsch
Arch. DI Jörg Wallmüller, TEAM A Graz
Dr. Gerhard Tomberger
_ ÖWG Gemeinn. reg. Gen. m.b.H.
Bm. Ing. Johann Frank
_ Vorprüfung: DI Elisabeth Heyszl
_ Protokollführung: Hildegard Hollerer, ÖWG

Frau Gschaider als Zuständige für Pflegeheime der Caritas begrüßt die Anwesenden und gibt das Wort weiter an Frank, der die Teilnehmer vorstellt. Vom Büro LR Seitinger ist Mag. Uhlmann aus Zeitgründen nicht anwesend und hat sich entschuldigt.
Anschließend ersucht Frank die Jurymitglieder, die Wahl der Juryfunktionen vorzunehmen.
Nachstehender Vorschlag wird einstimmig angenommen:
Juryvorsitzender - Schwarzenbacher
Stellvertretender Vorsitzender - Kampus
Schriftführer - Frank
Stellvertretender Schriftführer - Tatzl
Im Anschluss daran stellt der Vorsitzende die Beschlussfähigkeit und die Unbefangenheit sämtlicher Jurymitglieder fest.
Schwarzenbacher schlägt nun einen informativen Rundgang vor.
Heyszl erklärt, dass alle Projekte termingerecht abgegeben wurden, der geforderte Leistungsumfang erfüllt und die Anonymität gewahrt wurde. Danach erläutert Heyszl den an die Juryteilnehmer verteilten Vorprüfbericht und erklärt die an die Planer gestellten Aufgaben.

Ab 9.30 Uhr – Informationsrunde
Anhand der Vorprüfberichte und der dargestellten Projekte erfolgt eine erste Informationsrunde der Jury durch die Vorprüferin.
Im Zuge der folgenden Diskussion der Projekte erklärt Tomberger, dass keines der Projekte auf Grund der Schallschutzlösung auszuschließen wäre.

Ab 11.20 Uhr - Erste Wertungsrunde
Nach eingehender Diskussion und Bewertung aller Projekte erfolgt eine erste Abstimmung nach dem Modus, dass jedes Projekt mit Stimmenmehrheit in die nächste Runde aufsteigt.

13.45 Uhr – Erste Abstimmungsrunde
Die Abstimmung ergibt folgendes Ergebnis:
Projekt 1 – 5:0 in nächste Runde
Projekt 2 – 5:0 in nächste Runde
Projekt 3 – 1:4 ausgeschieden
Projekt 4 – 1:4 ausgeschieden
Projekt 5 – 0:5 ausgeschieden
Projekt 6 – 1:4 ausgeschieden
Projekt 7 – 1:4 ausgeschieden
Somit kommen die Projekte 1 und 2 in die nächste Runde.

14.35 Uhr – Vergleichende Bewertung an Hand der vorgegebenen Kriterien
Die beiden in der Wertung verbliebenen Projekte werden nochmals eingehend und vergleichend diskutiert.

Wallmüller verlässt die Sitzung um 15.00 Uhr. Um 15.30 wird der Antrag auf Abstimmung gestellt.
Das Projekt 1 wird mit 4:1 Stimmen zum Siegerprojekt erklärt. Das Projekt 2 als Nachrücker fixiert.
Das Preisgericht empfiehlt dem Auslober, das mit dem 1. Preis ausgezeichnete Projekt auszuführen, wobei nachstehende Auflagen zu berücksichtigen sind.

Auflagen der Jury zum Siegerprojekt:
Zugangssituation in Verbindung mit den Parkplätzen ist zu überarbeiten.
Die funktionellen Zusammenhänge im Erdgeschoss sind im Einvernehmen mit den Nutzern zu optimieren.
Anstelle der Terrasse im Erdgeschoss soll ein Abgang über eine Rampe angedacht werden.

15.45 Uhr: Hofrichter-Ritter und Tomberger verlassen die Sitzung.

Projektbeurteilung:

Projekt 7:
Positiv: Großzügiger Hof um die Eichengruppe, der auch als Demenzgarten genutzt werden kann. Schallschutz ist mit eigenem straßenseitigen Baukörper und südseitiger Spange gut gelöst, jedoch mit nicht vertretbarem wirtschaftlichem Aufwand (eigenes Basisgeschoss mit nicht erforderlichen Zusatzflächen) erkauft. Abfallender Eingangshof scheint überdimensioniert; Zugang zu Haupteingang und Betreuungsräumen im OG nicht schlüssig.
Grundsätzlich ergibt eine durchgehend einhüftige Lösung unwirtschaftliche Verkehrsflächen. Situierung des Pflegestützpunktes ergibt wenig Übersicht und weite Wege. 4-geschossiger Bauteil für betreutes Wohnen an der Gösserstraße aus der Sicht des Ortsbildschutzes nicht maßstabsgerecht. Durch die Baukörperstellung keine Lösung der Schallproblematik an der Gösserstraße. Tiefgaragenlösung für betreutes Wohnen unwirtschaftlich.

Projekt 6:
Baukörper entwickelt sich um die erhaltene Eichengruppe (für Demente gut nutzbar), Schallschutzproblematik durch Orientierung der Zimmer gut gelöst.
Durchgehende Einhüftigkeit in Verbindung mit großen Allgemeinflächen ergibt unwirtschaftliche Flächenverhältnisse.
Kritisch gesehen wird:
Die Nordzimmer zum Innenhof; der Anbau an die Tankstelle sowie generell die vollflächige Besetzung des Grundstückes; keine klare Trennung zwischen Funktionen und den Allgemeinräumen bzw. Bewohnergruppen; Eingang ins 1. OG mit darunter liegenden Zimmern; städtebauliche Abriegelung des nördlichen Nachbarn durch lang gestreckten Baukörper des Betreuten Wohnens (durch überbaute Stellplätze keine Gartennutzung möglich); keine klare Trennung zwischen Pflegeheim und Betreutem Wohnen, da Fluchtstiegenhaus für beide Teile erforderlich; Straßenraum Gösserstraße durch Stirnseite des Baukörpers wenig definiert.

Projekt 5:
Bewohnerzimmer orientieren sich nach Süden (teilweise in zwei Höfe) und nach Osten.
Kritisch gesehen wird:
Dimension der Höfe und vor allem Abstand der südlichen Zimmer zur Tankstelle wesentlich zu gering; durchgehend einhüftige Lösung ergibt unwirtschaftliche Erschließungsflächen; Zugang über zweihüftigen Parkplatz und Ausformung des Kopfbaues im Eingangsbereich; Fluchtstiegenhäuser führen nicht ins Freie.
Generelle architektonische Haltung.
Betreutes Wohnen: Laubengangfassade zur Gösserstraße sowie Inneneckwohnungen (Terrasse nördlich des Stiegenhauses), Aufständerung über den Stellplätzen.

Projekt 4:
Baumassenverteilung am Grundstück schafft grundsätzlich Freiräume, Lage des Haupteinganges mit Vorplatz allerdings schwer auffindbar.
Kritisch gesehen wird:
Überdeckte Garagenlösung für Freibereich ergibt unbelichtete EG-Zonen (Küche!); interne Erschließung um 3-geschoßiges Atrium ohne räumliche Aufenthaltsqualitäten; durch geneigtes Dach wirkt Innenhof noch höher; hoher Anteil an Nordzimmern, Südzimmer im 2. OG würden hohe Lärmschutzwand erfordern;
Betreutes Wohnen: Neubau an Gösserstraße mit nicht ausgebautem Dachgeschoss erscheint unwirtschaftlich und nicht zeitgemäß (WBF erfordert mindesten 3 WE je Haus), Schlafzimmer zum Laubengang sowie Wegführung im EG problematisch; zeitgemäße Gestaltungsaussage wird vermisst.

Projekt 3:
Kompakter Baukörper ergibt Freiflächen am Grundstück; Organisation der Bewohnergruppen und zwei Atrien mit angeschlossenem Wohn-Ess-Bereich sowie zentralem Pflegestützpunkt ergibt grundsätzlich gute Übersichtlichkeit, das Ausmaß der Allgemein- und Gangflächen sowie drei Stiegenhäuser erreicht jedoch unwirtschaftliche Flächensummen.
Kritisch gesehen wird:
Schallschutz ausschließlich über hohe Schallschutzwände entlang der Grundstücksgrenze; Größe der Atrien auf Grund der durchgehenden Dreigeschossigkeit und der damit verbundenen Belichtungssituation.
Betreutes Wohnen: Die Ausführung der Laubengangmauer als Feuermauer bewirkt eine schlechte Belichtung und ist für das nördlich angrenzende Grundstück eine starke Beeinträchtigung; die gewählte Lochfassade für die restliche Laubengangerschließung ist architektonisch fragwürdig; die Tiefgaragenlösung ist unwirtschaftlich; die Reaktion auf die Erfordernisse des Ortsbildes in der Gösserstraße ist nicht adäquat.

Projekt 2 – Nachrücker
Introvertierte Orientierung aller Bewohnerzimmer auf zwei Innenhöfe ergibt gute Lösung der Schallschutzproblematik; Situierung und Formulierung des Haupteinganges klar ablesbar; Parkierung konsequent gelöst; reizvoller Ausblick aus westlichem Innenhof durch verglaste südliche Verbindungsspange zu Stift Göss; östlicher Innenhof endet jedoch mit zu knapper Distanz zur Tankstelle.
Kritisch gesehen wird:
Nachteilige Konsequenz aus Orientierung der Zimmer zu den Höfen; lange Erschließungswege über die Außenseite mit Problematik hinsichtlich Übersichtlichkeit; reine Gangbereiche ohne Aufenthaltsqualitäten, großflächige Verglasungen (Energiewerte, sommerliche Überhitzung, Brandüberschlag); generell lässt die geringe Kompaktheit des Baukörpers (teilweise nur 1-geschoßig, große Fassadenflächen) geringe Wirtschaftlichkeit in Errichtung und Betrieb erwarten; Kompetenzzentrum im OG lässt keine Flexibilität wechselseitiger Nutzung mit den Allgemeinflächen im EG zu.
Betreutes Wohnen: Logische Winkellösung ergibt guten Schallschutz, wirtschaftliche Grundrisse.
Architektonische Haltung ist zeitgemäß und angemessen formuliert.

Projekt 1 – Siegerprojekt:
Kompakter Baukörper besetzt wenig Grundfläche und ermöglicht großzügige Nutzung des Freiraumes, dessen Qualitäten durch die großen Abstände auch bei einer allfälligen Bebauung des östlichen Nachbargrundstückes erhalten bleiben; Bewohnerzimmer werden in zwei Obergeschossen und zwei Atrien mit anschließenden Aufenthaltsbereichen situiert; diese öffnen sich auch nach Nordwesten, Südosten und Südwesten und lassen somit vielfältige Blickbeziehungen zum Stift Göss zu; eine Aufteilung der Bewohnergruppen auf zwei Bewohnerbereiche mit ca. 12 Zimmern ist räumlich gut definiert; um die Atrien entstehen übersichtliche Rundwege im Inneren, die ganzjährig genutzt werden können; ein Freibereich für Demente wird über den überdachten südseitigen Stellplätzen angeboten; im 2. OG wird auf die Bedingungen des Schallschutzes sowie auf die Belichtung der Höfe geschickt reagiert, indem hier südseitig keine Zimmer angeordnet sind, sondern eine großzügige Dachterrasse angeboten wird, die auch als Bettenterrasse gut nutzbar ist; die westseitigen Zimmer werden mit einer frei vorgehängten Balkonverglasung schallmäßig geschützt; die Zimmer sind nach außen orientiert und bieten somit Privatheit und Anonymität, während die nach innen orientierten Aufenthaltszonen attraktive Gemeinschaftsbereiche für die Bewohner ergeben; alle Allgemeinräume sind funktionell gegliedert im EG situiert; die großzügige zentrale Zone ermöglich flexible Nutzung für Veranstaltungen, etc.; der Hauptzugang liegt im Süden und die Küche kann von Norden beliefert werden; generell zeichnet sich das Projekt durch seine hohe Wirtschaftlichkeit (Kompaktheit und Verkehrsflächenanteile) im Vergleich zu allen anderen Projekten aus und zeigt wirtschaftliche Kosten in Errichtung und Betrieb; die Qualität der funktionellen Gestaltung lässt auch eine entsprechende architektonische Umsetzung erwarten. Eine allfällige Optimierung der Zugangssituation wäre wünschenswert.

17.45 Uhr - Öffnen der Verfasserbriefe:

Projekt 7
Kennzahl 260906
Verfasser: Arch. DI Gabriele Summerer-Nussbaumer
MA: Arch. DI Harald Wasmeyer
Herwig Baumgartner (Visualisierung)
DI Mag. Thomas Pilz
Walter Raufer

Projekt 6
Kennzahl 180912
Verfasser: Arch. DI Dominik Aichinger ZT GmbH
MA: Bernd Mayr
Peter Kröll
Andreas Bebek
Dominik Aichinger

Projekt 5
Kennzahl 450728
Verfasser: Arch. DI Claudia Gruber

Projekt 4
Kennzahl 493756
Verfasser: Arch. DI Amadeus Piantino
MA: DI Eva Rossian
DI Andreas Ellenfeld
Stefan Loidl (Modell)
DI Christoph Schwarz

Projekt 3
Kennzahl 797741
Verfasser: Architektur Consult ZT GmbH
MA: DI Marc Ziegenfuß
DI Jakob Böhme
Ing. Georg Riel
DI Martin Prichse
Mag. Arch. Dari Parvanov
Modellbau Schuller

Projekt 2 – Nachrücker
Kennzahl 719719
Verfasser: Arch. DI Dr.techn. Hansjörg Tschom
MA: Arch. DI Gerhard Pfeifer
DI Johannes Schilcher
DI Martin Schlemmer
Patrick Klammer (Modell)
Mario Schierl (Visualisierung)

Projekt 1 – Siegerprojekt
Kennzahl 612102
Verfasser: Arch. DI Dietger Wissounig
MA: DI Gernot Angerer (Visualisierung)
Rene Kropf
Rudi Manzl (Modell)
Dr. Karl Höfler

Der Vorsitzende würdigt das Engagement der Teilnehmer und bedankt sich beim Auslober, bei den Jurymitgliedern und der Vorprüfung für ihre konstruktive Mitarbeit. Weiters verständigt er telefonisch den Preisträger und die weiteren Teilnehmer. Er schließt die Sitzung um 18.30 Uhr.

Die Ausstellung der Projekte findet vom 4. bis 7. und 11. bis 12. Dezember 2006 in der Zeit
von 7.00 bis 17.00 Uhr im Foyer des Rathauses Leoben, Erzherzog Johann Straße 2, statt.

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