18/12/2017

Der Landesbaupreis Kärnten 2017 wurde am 7. Dezember 2017 vergeben.

Die Kaslab’n Nockberge von Hohengasser Wirnsberger Architekten ist die Preisträgerin, drei weitere Projekte erhielten Anerkennungen.

Die Kaslab’n erhielt bereits den Holzbaupreis Kärnten 2017 und zählt zu den Nominierungen zum Bauherrenpreis 2017.

Der Sonderpreis für die Mobilität wurde nicht vergeben. Allerdings wurden diesbezüglich positive Ansätze in den ausgezeichneten Projekten   hervorgehoben.

18/12/2017

Kaslab’n Nockberge, Preisträger Landesbaupreis Kärnten 2017

Architektur: Hohengasser Wirnsberger Architekten©: Christian Brandstätter

Kaslab’n Nockberge, Preisträger Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Christian Brandstätter

Kaslab’n Nockberge, Preisträger Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Christian Brandstätter

Kaslab’n Nockberge, Preisträger Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Christian Brandstätter

magdas LOKAL, Anerkennung – Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Johannes Puch

magdas LOKAL, Anerkennung – Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Johannes Puch

Kabinentrakt Süd, Strandbad Klagenfurt, Anerkennung – Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Christian Brandstätter

Kabinentrakt Süd, Strandbad Klagenfurt, Anerkennung – Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Christian Brandstätter

Alte Säge Weißensee, Anerkennung – Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Wolfgang Retter

Alte Säge Weißensee, Anerkennung – Landesbaupreis Kärnten 2017

©: Wolfgang Retter

2017 wurde ein Landesbaupreis und drei Anerkennungen für Bauten vergeben, bei welchen der baukünstlerische Raum, die städtebaulichen Beziehungen, Planung, Funktion, die Verwendung zeitgemäßer Baustoffe und deren Verarbeitung wie auch die sinnvolle Energieverwendung vorbildlich berücksichtigt sind.
Darüber hinaus wurden beim Landesbaupreis Kärnten 2017 erstmalig dezidiert Mobilitätsaspekte in die Beurteilung der Einreichungen aufgenommen. So beinhaltet die Ausschreibung den Passus, dass das in den Vordergrund stellen von Mobilitätsbedürfnissen der NutzerInnen, bezogen auf Ausgestaltung und Angebote für Verkehrsmittelnutzungen abseits des herkömmlichen PKW ́s, für die Beurteilung relevant ist.
Nach intensiver Abwägung der eingereichten Projekte hat sich die Jury entschieden, 2017 keinen Sonderpreis Mobilität zu vergeben. Die Jury vertritt die Ansicht, dass Mobilitätsaspekte nicht losgelöst von Baukultur und Architektur bewertet werden können. Vielmehr generieren Konzeption, Funktionalität und Gestalt eines Gebäudes die Ausformulierung einer umweltverträglichen Mobilitätserschließung. Die Integration von Mobilitätsbedürfnissen der Nutzer und Nutzerinnen sowie verkehrspolitische Leitlinien bieten hervorragende Möglichkeiten, lenkend auf die tatsächliche Mobilitätsnachfrage und Verkehrsmittelwahl einzuwirken, um somit entlastend auf das umliegende Gesamtgefüge zu wirken. Der neue Aspekt der nachhaltigen Mobilität ist laut Ansicht der Jury noch nicht ausreichend erkannt und berücksichtigt worden. Bei einigen Einreichungen sind jedoch bereits gute Ansätze erkennbar.

Aus den 19 eingereichten Projekten hat die Jury – Architektin Marina Hämmerle (Lustenau), Architekt Maximilian Rudolf Luger (Wels), Architekt Martin Scharfetter (Innsbruck), DI Claus Köllinger (Forschungsgesellschaft Mobilität, Graz), DI Gerhard Kresitschnig (Landeshochbauabteilung Kärnten) und DI Georg Wald (Stadtplanung Klagenfurt) – zehn Projekte in die engere Wahl aufgenommen und besichtigt. Am 7. Dezember 2017 wurde folgendes Ergebnis bekanntgegeben:

Preisträger

  • Kaslab’n Nockberge 

    Planung: Hohengasser Wirnsberger Architekten
    Bauherrin: Genossenschaft Kaslab’n Nockberge
    Jurybeurteilung:
    Angelika, Franz, Klaus, Marlies, Michael – Bauern, die sich was trauen. Die fünf GründerInnen machen in der Stadtgemeinde Radenthein sichtbar, was ihre Arbeit zu leisten vermag. Nach innen im Detail mit Blick auf die Schaukäserei, nach außen mit dem redlichen Holzgebäude und seinen einladenden Öffnungen. Das in enger Kooperation von Bauern und Architekten entwickelte und regionalen Handwerksbetrieben umgesetzte Genossenschaftshaus für Produktion und Vermarktung von Käsereiprodukten ist mittlerweile Anlaufstelle für zwanzig Betriebe, die ihre Bio Heumilch an die Kaslab’n liefern.
    Die Typologie der Lab’n, dem ost-west-orientierten, durchgesteckten Kaltraum, wurde dem Kärntner Bauernhaus der Nockberge entlehnt und zum zentralen, zweigeschoßigen Erschließungsraum abgewandelt. Wenngleich das Durchhaus nicht zwangsläufig dem Ort entspricht, ermöglicht es Einblicke in die hochtechnologisierten Produktionsprozesse, lenkt in die helle Imbiss- und Verkaufs- stube in Holz und führt hinab zu Lagerpflege und anregend einfachen Wissensvermittlung rund um Kuh, Käse und Milchwirtschaft im interaktiv wirksamen, analogen Schubladenschrank. Ortsbaulich markiert der Längsbaukörper die Einfahrt zum Ortszentrum, gestalterisch wurde die Aufgabe bis ins kleinste Detail durchdacht und angemessen ausformuliert, die funktionellen Abläufe sind optimiert und gut ablesbar, die Materialisierung in Holz ist CO2 neutral und manifestiert das Bio-Thema durch und durch.
    Unter dem Motto „Zinsen sind Käse“ gehen die Biobauern auch in der Finanzierung neue Wege - Bürger beteiligen sich aktiv an der Genossenschaft und unterstützen damit die Initiative regionalen Wirtschaftens. Das Projekt Kaslab’n macht vor, wie mutige, innovative Landwirte, ökologisch denkende Kunden und teamfähige, kompetente Gestalter eine genossenschaftliche Idee in eine regional wirksame Kulturleistung in Form von Architektur und Handwerk ummünzen, das tut auch einer gewissen Romantisierung keinen Abbruch. Radenthein und die Region Nockberge sind durch die Kaslab’n jedenfalls spürbar um eine Facette an Identität reicher.
    Mobilität
    Die Kaslab’n Nockberge ist durch ihre unmittelbare Lage an der L98 Millstätter Straße gut an das Verkehrsnetz angeschlossen. Trotz des Radweges auf der Millstätter Straße sind jedoch keine Radabstellplätze für Kunden oder Angestellte errichtet worden. Die Auswahl des Standorts trägt durch die gute Erreichbarkeit innerhalb Radentheins und darüber hinaus aber zur Vermeidung längerer Wege vor allem seitens der Kunden bei. Die Bereitstellung von Stellplätzen ist unter anderem aufgrund des gegenüberliegenden Parkplatzes mehr als ausreichend gegeben. Die Entscheidung der Bauherren, regionale Anbieter bei der Errichtung der Kaslab’n heranzuziehen, birgt einen positiven Verkehrseffekt. Hierdurch konnten auch längere Zulieferwege während der Bauphase vermieden werden.

Anerkennungen

  • magdas LOKAL

    Planung: murero_bresciano architekten
    Bauherrin: Caritas Kärnten
    Jurybeurteilung:
    Magdas mag man eben. Die Zeit ist reif für urbane Gastronomiekonzepte mit unverwechselbarem Flair, die auf Kooperationen, vorhandenen Ressourcen und gesellschaftlichen Visionen aufbauen, so auch in Klagenfurt. 2015 initiierte die Caritas Kärnten ein gastronomisches Ausbildungsprojekt für anerkannte Asylwerber und Menschen mit Migrationshintergrund in einer eigenen, leerstehenden Immobilie. So integrativ der Ansatz und knapp bemessen die Mittel, so kreativ war in Folge die Konzeption – von Auftraggebern, Bewirtungsteam und Architekten von Anbeginn an gleichermaßen entwickelt. Transformieren des Bestandes mit minimalem Materialeinsatz und maximaler atmosphärischer Verdichtung erscheint die Devise, ähnlich dem zuvor in Wien realisierten, gleichnamigen Hotelkonzepts.
    Alles was an Mobiliar vom ehemaligen griechischen Restaurant verwertbar war, wurde umgemünzt, neu geordnet, gestrichen, gepolstert, weiteres an Sitzmöglichkeiten, Leuchten und Schränken aus dem hauseigenen Fundus der Caritas und Flohmärkten mit viel Gespür zusammengetragen. Decken wurden freigelegt, die Böden homogenisiert, Kunst in vorhandene Nischen integriert und mit wenigen räumlichen Eingriffen Zonierung im hallenartigen Raum geschaffen, sodass auch Veranstaltungen neben dem normalen Gastbetrieb funktionieren können.
    Entstanden ist ein erfrischend unkonventionelles Gasthaus, das ganz offensichtlich Anklang bei Menschen aller Altersstufen und Schichten findet. Zwei große Eichentische regen zum generationen- übergreifenden Austausch an, die Weite zwischen den Sitzgruppen schafft ein luftiges Ambiente, das upcycling Mobiliar erzählt Geschichten und die jungen Auszubildenden arbeiten an einem Ort, der die Werte aufs Anschaulichste verkörpert, die wir uns als weltoffene Gesellschaft auf die Fahnen geschrieben haben: Leben in Solidarität und Schönheit durch kulturelle Vielfalt.
    Mobilität
    Die Lage von magdas LOKAL im Zentrum Klagenfurts und dessen Verkehrsanbindung garantiert eine gute Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln. Die Anzahl der Stellplätze ist gemessen an Besucherpotenzial gering. Dies ist ihm Rahmen der Erreichbarkeit mit anderen Verkehrsmitteln als dem Pkw positiv zu sehen, da hierdurch andere Mobilitätsformen unterstützt werden. Insbesondere die fußläufige Erreichbarkeit ist aufgrund der Umfeldgestaltung positiv. Lediglich die zum Zeitpunkt der Besichtigung nicht ersichtlichen Fahrrad-Abstellmöglichkeiten sind als Verbesserungspotenzial zu nennen. Die Wahl des Standortes ist aus verkehrstechnischer Sicht äußerst sinnvoll.
  • Kabinentrakt Süd, Strandbad Klagenfurt 

    Planung: Spado Architects und Arch. DI Ernst Roth
    Bauherrin: Stadtwerke Klagenfurt AG
    Jurybeurteilung:
    Erweiterung Kulturgut Strandbad - praktisch, rhythmisch und stark in der Draufsicht. Das Rückgrat zu Parkplatz und Straße bilden historische Bauten, allen voran der Portikus mit seiner stattlichen Säulenstruktur und den kräftigen, bemalten Deckenkassetten. Zwischen diesem Eingangsbau und dem neu errichteten Kabinentrakt SÜD liegt derzeit noch ein Gastronomietrakt, der demnächst weichen wird. Nicht nur weist er funktionelle Mängel auf, sondern irritiert er derzeit die ergänzte Komposition empfindlich.
    Aus der Vogelperspektive wirkt der neue, regelmäßig gegliederte Trakt, ein Ersatzbau für die zwei in die Jahre gekommenen Hofbauten, wie die logische Weiterführung einer vorhandenen Partitur. Die zweigeschoßigen Riegel mit dem aufgestockten Angebot an Umkleidekabinen und Kästchen umfassen u-förmige, maßstäblich angenehme Höfe, sie reagieren in der Geste kraftvoll auf die in Weiß abstrahierten Badehäuschen in Holz. Diese sind mit großer Nonchalance in Zeilen auf die Rasenfläche gestreut, dazwischen markieren prächtige Einzelbäume die Tonsprünge im Bestand und erzeugen eine einzigartige Atmosphäre.
    Die Material- und Farbwahl in gedämpfter Tonalität erscheint in sich stimmig, tritt aber laut Ansicht der Jury wenig mit den bestehenden Elementen in den Dialog. Auch die Detailierung wird dem starken, konzeptuellen Ansatz nicht ganz gerecht. Hier wurden aufgrund des straffen Budgets so manche Oberflächen entzaubert, auch ist einiges an planerischen Feinheiten nicht zur Vollendung gebracht. In Summe erfährt das Strandbad Klagenfurt durch die übersichtliche, funktionell und städtebaulich überzeugende Anlage jedoch eine massive Aufwertung, die sich im großen Zuspruch der LangzeitnutzerInnen und Neuankömmlinge aufs Beste widerspiegelt.
    Mobilität
    Die Anbindung des Strandbades Klagenfurt ist für alle gängigen Verkehrsmittel gut. Hervorzuheben sind spezielle Angebote wie eine Bike-Sharing Station und eine Fahrrad- Servicestation direkt am Eingang sowie die Möglichkeit die Eintrittskarte als ÖV-Ticket zu nutzen. Da die Verkehrsanbindung aber nicht im direkten Zusammenhang mit dem eingereichten Projekt steht, kann die gute Anbindung nicht direkt dem Projekt zugeordnet werden.
  • Alte Säge Weißensee
    Planung: Peter Jungmann
    Bauherrin: Dr. Angela Frey
    Jurybeurteilung:
    War es 2006 noch die Suche nach der archetypischen Form für eine kleine Badehütte, 2010 eine Nachverdichtung eines Bestandes mit tradierten Formen, so ging der Entwurf für die Erweiterung der Ferienhausanlage nun einen anderen Weg.
    Die freie Skulptur als Ansatz bricht die überwiegend vorhandene Bauform des Sattel- oder Walmdachs auf, ohne sie zu kontrastieren und leitet die beiden Baukörper flach und unaufdringlich über die urbane Geländekante. Dem Wunsch nach freier Seesicht wird durch die Zweiteilung der Körper voll entsprochen. Mit großer Sorgfalt wird die Störung des Hangverlaufes durch Begrünung der Dächer sowie gezielt gesetztem, natürlichen Bewuchs entgegengetreten.
    Etwas übersteigerte Raumerlebnisse im Inneren der beiden Häuser, als auch die Überleitung von Eingangszone zum Wohnbereich durch einen Kaminblock, zeigen eine Gratwanderung zur „Erlebnisarchitektur“, die mit hoher Ausführungsqualität einem Tourismusprojekt entspricht.
    Gleiches gilt für die Materialvielfalt, deren Reduzierung die Qualität des Projektes noch steigern könnte. Gesamthaft besticht die Komposition der zwei Baukörper an der kleinen Hangkante durch den verwegenen Gegensatz eines auf den Ort reagierenden Expressionismus und stellt somit eine bemerkenswerte Alternative zu landläufigen Vorstellungen von Tourismusarchitektur dar.
    Mobilität
    Die Ferienwohnungen sind primär mit dem Pkw erreichbar. Den Gästen wird ein Stellplatz für den Pkw direkt gegenüber den Ferienwohnungen zur Verfügung gestellt. Gäste können während des Aufenthalts auf Fahrräder zurückgreifen.

Nominierte Projekte

  • Umbau Gemeindeamt Rangersdorf
    Architekten: Hohengasser Wirnsberger Architekten
    Bauherr: Gemeinde Rangersdorf
  • Rathaus St. Andrä
    Architekten: spado architects
    Bauherr: Stadtgemeinde St. Andrä und G+H Ziviltechniker GmbH
  • Wohnen an der Einigkeitsstrasse, Klagenfurt
    Architekten: winkler+ruck architekten & Arch DI Ernst Roth
    Bauherren: Kärntner Siedlungswerk Gemeinnützige Ges.m.b.H.
  • LEI.DO Leitendorf
    Regitnig See Chalets und Badehaus, Weißensee
    Architekt: Arch DI Stefan Thalmann
    Bauherren: Familie Irmgard und Peter Eder, Hotel Regitnig
  • Atelier Hans-Peter Profunser, Berg im Drautal
    Architekt: Arch DI Stefan Thalmann
    Bauherr: Hans-Peter Profunser
  • Haus Riegel, Klagenfurt
    Architekt: Arch Mag. Markus Klaura
    Bauherren: Familie Riegel

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