20/04/2015

LOOM Legitimization out of moments ist 2013 von Sebastian Holzer an der TU Graz als Diplomarbeit erstellt und von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Roger Riewe, Institut für Architekturtechnologie, betreut worden.

Thema der Arbeit:

Intimität im Kontext öffentlicher Strukturen am Beispiel New York.

These:
Kulturräume zu Laboratorien der zivilen Gesellschaft transformieren! Menschen brauchen reale Orte des Miteinander.

LOOM erhielt 2014 den
1. Preis
beim GAD-Award und ist in der Bibliothek der TU Graz einsehbar.

Die GAT-Reihe young planning präsentiert seit Oktober 2014 architektonische und städtebauliche Entwürfe, die im Rahmen von Diplomarbeiten an österreichischen Technischen Universitäten und Fachhochschulen entstanden sind.

20/04/2015

loom 1 photo (c) sasa felsbach

Architektur: Sebastian Holzer

loom 2, photo (c) sasa felsbach

high line nyc

©: Sebastian Holzer

interrelated spaces

©: Sebastian Holzer

structural organization

©: Sebastian Holzer

space 1

©: Sebastian Holzer

space 2

©: Sebastian Holzer

Labor für Körperkunst

Wenn der Aussage Paul Austers Glauben geschenkt werden darf, ist New York der verlorenste, der elendste aller Orte. Ein Zerbrechen in Momente in theoretischer, konzeptioneller und in weiterer Folge räumlicher Hinsicht.

Ein entscheidender Moment dieser Arbeit ist die Tatsache, dass eine Performance-Künstlerin ihre Bewegung auf den Augenblick reduzierte. Die Legitimität des Augenblicks als Form der Rekonstruktion verlorengegangener zivilisatorischer Kräfte: Kulturräume werden zu Lebensräumen transformiert – Orte die üblicherweise explizit elitären Gesellschaftsschichten zugänglich waren, werden zu Orten, an denen die Körperhaftigkeit des Menschen zu einer realen Ebene der Bewusstseinslage gelangen kann.

Ort des Miteinander

Nachdem wir die Schwelle zur global city längst überschritten haben und je mehr sich die Gesellschaft im virtuellen Raum wiederfindet, brauchen Menschen reale Orte des Miteinander. Sie brauchen Gelegenheiten, einander zu begegnen, und den Mut, die damit verbundene Erfahrung von Fremdheit, körperlichen Kontakt, Konflikt oder gar Verletzung auszuhalten.

Die Implementierung solcher Gelegenheiten (Momente) in bestehende urbane Gefüge ist die Grundthese dieser Arbeit.

Der Entwurf ist ein Raum uneingeschränkten Potentials. Jedes Individuum, das sich diesem Raum aussetzt, wird zur zugeführten Energie, zur äußeren Kraft für das momentan in sich geschlossene System. Das Gebäude soll der Gesellschaft die Möglichkeit geben, sich durch reale Verkörperung in Verbindung mit Zufälligkeit und Schicksal wieder zu erfinden.

Die Bewegung beginnt in den Straßen Manhattans

Das Gebäude fungiert als Absorbtionsmedium menschlischer Substanz. An 11 Punkten zwischen Gansevoort Street und 34th Street besteht die Möglichkeit das Niveau der seit 2006 zu einer urbanen Parklandschaft umgebauten Hochbahntrasse (High Line) zu erreichen. Diese lineare Form der Bewegungsstruktur wird in einer Baulücke (zwischen 17th /18th street) zu einem Platz mit der Größe eines gesamten Rasterblockes niveaugleich erweitert – dieser Platz formt zugleich das Dach des Raumes. Es entsteht einerseits eine räumliche Erweiterung der High Line bei gleichzeitiger Unbestimmtheit der Bewegungsform - anderseits werden durch die strenge Gegebenheit des extrem schmalen Treppenraumes (Erschließung) vom Dach in die Mitte des Gebäudes erste körperbezogene Reibungspunkte provoziert - das Individuum wird förmlich in das Volumen injiziert. Diese bestimmte Form der Erschließung beschreibt den Fall aus einer individuellen öffentlichen Intimität in einen Raum der gesellschaftlichen Entblößung.

Die Produktion dieses Raumes lässt sich in zwei Phasen differenzieren. Phase 1: Entwurf eines Rahmenwerkes für die reale menschliche Verkörperung – der Raum ist ein offenes potentielles Volumen; Phase 2: Entwurf von Momenten. Es wird legitim, dass der Mensch an der Raumproduktion aktiv teilnimmt.

Die urbane Praxis des Handelns wird zum Impuls für die Entstehung von Raum. Es entsteht öffentlicher Raum. Es wird legitim, dass der Mensch diesen entstandenen Raum für sich in Anspruch nimmt. Für diesen Moment entsteht eine Neuordnung im Raum. Das Individuum entscheidet über den Zeitraum der Aufrechterhaltung dieser Ordnung. Die produzierten Räume (Intimitätsräume) können dabei jederzeit verändert, erweitert, geöffnet, verschlossen, gelöscht werden.

Im Prozess der Rekonstruktion ist die Definition des Raumes eine Textur - das Individuum wird zum Co-Autor der Architektur. Der mögliche Raum ist plural und undefiniert – das Konzept ist das reine Werden.

Eine Textur für Hyperaktivität und Stillstand, Irrtümer und Streben, Situationen und ausweglose Situationen, Offensive und Rückzug – reduziert auf die Kunst des Körpers und Momente für den Alltag.

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