12/04/2015

Der Artikel von Martin Brischnik und Petra Kickenweitz erschien am 20. Februar 2015 im Architektur-Fachmagazin FORUM (Architektur & BauFORUM)

12/04/2015

Biennale Venedig 2014.

©: Petra Kickenweitz

In den vergangenen Jahrzehnten haben zahlreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen großen Einfluss auf das Berufsbild des Architekten genommen. Arbeitsweisen änderten sich, Regulierungen fielen aus, die Auftraggeberseite wandelte sich. Das Resultat: eine Generation von Architekten, die dazu gezwungen wird, sich auf einem instabilen Markt selbstständig zu machen. Diese Situation birgt sowohl das Risiko als auch die Chance auf einen Wandel des Berufsbilds.
Der Beitritt Österreichs zur Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion 1995 und die Einführung des Euro 2002 haben strukturbedingt für die Architekten vor allem im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit und Honorierung Auswirkungen.

Was hat sich geändert?

Die Veränderung ergab sich aus der Teilnahme an den Maas­tricht-Kriterien, aus der Freizügigkeit bei der Wahl des Arbeitsplatzes, der Freiheit der Niederlassung, der Freiheit des Dienstleistungs-, Waren- und Kapitalverkehrs, der Dynamisierung der Handelsbeziehungen und der Übernahme des EU-Rechtsbestands. Zudem erreichte das digitale Zeitalter bzw. die digitale Revolution Mitte der Neunzigerjahre auch die bisher hierarchisch aufgebauten Architekturbüros in Österreich. Die Digitalisierung der Informations- und Kommunikationsprozesse in den Planungsabläufen führte u. a. zu einem Wandel der tradierten Bürostrukturen. Es musste in Soft- und Hardware investiert werden, Zeichner wurden spezialisierter, die Produktion wurde schneller. Die Verbesserung der Kommunikation allein durch die Möglichkeit, Pläne digital zu versenden, führte zu einer Erhöhung der Plananpassungen und Umplanungen im laufenden Planungsprozess.
Bis dahin reüssierten die etablierten Architekten bis auf wenige Ausnahmen unter ihrem eigenen Namen. Die Auftragslage war vergleichsweise stabil und die öffentliche Hand ein zuverlässiger Auftraggeber. So manche Gemeinde hatte „ihren“ Architekten, sowohl für die Raumplanung als auch für die Objektplanung. Neben dem eigenen Background und den persönlichen Netzwerken dienten vorwiegend Wettbewerbe zur Generierung von Projekten.
Mit der Gebührenordnung für Architekten (GOA 1972 und 1999) und der Honorarordnung für Architekten (HOA 2002) waren das Leistungsbild und vor allem die Honorarberechnung nach Schwierigkeitsgrad entsprechend den unterschiedlichen Bauaufgaben und deren Größe klar definiert. Der Markt war geregelt und überschaubar, und die Kollegenschaft trat mehr oder weniger solidarisch auf. So konnten mittlere bis große Bürostrukturen entstehen. Als Student fand man einen Job in einem Architekturbüro und konnte im Angestelltenverhältnis oder mit Werkvertrag adäquat verdienen.
Die folgende Architektengeneration, die rund um die Jahrtausendwende ihre Büros eröffnete, war mit den digitalen Medien bereits bestens vertraut. Sie verfügte über reichlich Büroerfahrung und begann mit neuen Büroformen und teilweise innovativen Konzepten als „Boy- and Girlgroups“ unter Namen wie Gaupenraub, Querkraft, LOVE, Balloon, Nonconform, Innocad usw. Diese Büros ersparten sich häufig traditionelle, hierarchische Bürostrukturen und besetzten alle Positionen selbst. Es waren Gruppen junger Architekten, die selbstausbeuterisch 24 Stunden am Tag arbeiteten und alle Aufgaben selbst übernahmen. Kommunikative und technische Möglichkeiten kamen ihnen diesbezüglich sehr entgegen. Die Kommunikation wurde mobil, Arbeitsabläufe, die vor den Neunzigerjahren noch mehrere Stunden beanspruchten, ließen sich nun in einem Bruchteil der Zeit erledigen. Den „Boy- and Girlgroups“ gelang es schnell, sich zu etablieren, und sie profitierten von ihren optimierten Arbeitsweisen...

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