17/11/2011
17/11/2011

Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft Gröbming. Planung: Architekt Friedrich Wiesenhofer mit Ulrike Horvath-Oroszy und Thomas Klietmann, Graz. Foto: Paul Ott

Foto: Paul Ott

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Grundriss 1. Obergeschoß. (c) Architekt Friedrich Wiesenhofer, Graz

Am 25. Oktober 2011 wurde der Neubau der Fachschule für Land- und Ernährungswirtschaft in Gröbming offiziell eröffnet. Nach nur 11 Monaten Bauzeit läuft der Schulbetrieb bereits seit 12. September 2011. Die Architekturplanung wurde 2008 über einen EU-weit offenen einstufigen Wettbewerb (59 Teilnehmer) mit anschließendem Verhandlungsverfahren ausgeschrieben.

Die Planer – Architekt Friedrich Wiesenhofer mit Ulrike Horvath-Oroszy und Thomas Klietmann – definieren mit ihrem Entwurf städtebaulich einen klaren Abschluss des Ortsrandes zum westlich liegenden Landschaftsraum. Die Baukörperstellung und Baumassenverteilung nimmt Bezug auf vorhandene Baustrukturen des Ortes und berücksichtigt trotz relativ großer Kubaturen eine landschaftsverträgliche Einbindung. Die Höhenstaffelung und seitliche Versetzung der einzelnen Baukörper gewährleistet optimale Besonnung aller Bereiche und stellt wichtige Sichtbeziehungen zum Ortszentrum und in die umgebende Landschaft her. Die teils überdeckte Vorplatzzone dient zugleich als Treffpunkt, Verteiler und Freiraum für schulische Veranstaltungen und ermöglicht ganzjährig eine große Nutzungsvielfalt. Um auch Besuchern unmittelbar einen Bezug zur praktischen Ausbildung der Schüler zu ermöglichen, wurde die Einsichtmöglichkeit in die Praxisräume konzipiert.

Die Funktionen werden in zwei getrennten Baukörpern A+B untergebracht, die durch einen transparenten Eingangsbereich im Erdgeschoß und Verbindungsgang im Obergeschoß verbunden sind.
Im 2-geschoßigen Bauteil A befinden sich im Erdgeschoß alle Praxisräume und im Obergeschoß alle Räume für den theoretischen Unterricht. Alle Unterrichtsräume sind mit einer kontrollierten Raumlüftungsanlage ausgestattet. Der Speisesaal und die Aula sind im Erdgeschoß im Anschluss an das Foyer so situiert, dass mittels mobiler Trennwände eine variable Nutzung dieser Zone ermöglicht wird. Eine angeschlossene Terrasse erweitert diese Nutzungsmöglichkeit. Der südöstlich angeordnete Gymnastikraum mit Mehrzwecknutzung dient einerseits dem Bewegungsausgleich der SchülerInnen und andererseits auch als Veranstaltungsraum.

Der transparente Verbindungsbauteil ist vermittelndes Element zwischen den beiden Baukörpern und macht durch die verschiedenen Aus- und Durchblicke die räumliche Entwicklung des Objektes erlebbar.

Im 3-geschoßigen Bauteil B befinden sich im Erdgeschoß die Zentralgarderobe sowie Nebenräume. Die Verwaltung im ersten Obergeschoß wird direkt über eine Stiegenanlage bzw. einen Lift aus dem Foyerbereich erschlossen. Auf dieser Ebene gibt es eine direkte Verbindung zum Schulbereich (theoretischer Unterricht). Das Internat befindet sich im ersten und zweiten Obergeschoß. Dem Internatsbereich sind im zweiten Obergeschoß allgemeine Aufenthalts- und Fitnessräume mit einer Freiterrasse zugeordnet. Die jeweiligen Wohneinheiten sind nach Osten bzw. nach Westen orientiert.

Die funktionelle und bauliche Trennung von Verwaltung mit Internat einerseits, sowie praktischem und theoretischem Unterricht andererseits, lässt außerschulische Nutzungen (z.B. Seminarveranstaltungen, Internat als Sommergästehaus etc.) zu.

Die architektonische Wirkung des Projektes ist gekennzeichnet durch die Differenzierung der Baukonstruktion, der Materialwahl und der Fassadengestaltung. Das Erdgeschoß wird auf Grund der Funktionen und technischen Erfordernisse in Massivbauweise ausgeführt und bildet somit das Sockelgeschoß für die darüber liegenden Geschoße in Holzbauweise. Diese Unterscheidung setzt sich bei den Fassadenoberflächen mit dunklen Faserzementplatten im Erdgeschoß und schmalen naturbelassenen Lärchenholzlatten in den Obergeschoßen fort.
Öffnungen werden entsprechend ihrer dahinter liegenden Funktionen (z.B. bei Praxis- und Unterrichtsräumen als durchlaufende Fensterbänder und beim Internat als Einzelelemente) ausgebildet. Bewusst gesetzte Einschnitte gliedern die Baukörper in Längsrichtung und dienen als Aufenthaltsbereiche und zur Belichtung bzw. als Ausblick aus den Mittelzonen. Alle Flachdächer sind als extensive Gründächer ausgeführt.

Die gewählte Konstruktion in Holzbauweise mit vorgefertigten Brettsperrholzwänden und Decken ist einerseits ein Beitrag zur Nachhaltigkeit, andererseits wird damit auch die Bedeutung dieses Baustoffes als wesentlicher Wirtschaftsfaktor in der Steiermark dokumentiert. Die harmonische, landschaftsbezogene Einbindung des Bauwerks durch die vorwiegende Verwendung von Holz ist ein weiterer wichtiger Aspekt bei diesem Projekt.

Projektdaten:

Standort: Horstigstraße 998, 8962 Gröbming, am nördlichen Ortsrand am Fuß des „Kamms“

Planung und Örtliche Bauaufsicht: Architekt DI Friedrich Wiesenhofer mit DI Thomas Klietmann und Architektin DI Ulrike Horvath-Oroszy, Graz
Mitarbeit Planung: DI(FH) Madeleine Kriegl
Projektpartner Örtliche Bauaufsicht: KREINERarchitektur mit Christian Rohrer, Gröbming
Bauherr: Landes Immobiliengesellschaft Steiermark, Projektleiter Ing. Oliver Mauko
Tragwerksplanung: DI Willibald Jürgen Acham, Voitsberg
Tragwerksplanung Holzbau: DI Josef Koppelhuber (für ausführende Firma), Rottenmann
Planung HLS: TB Bero, Weiz
Planung Elektro: pürcher engineering, Schladming
Bauphysik: Vatter & Partner ZT-GmbH., Gleisdorf
Küchenplanung: PlanQuadrat, Haus im Ennstal
Brandschutzplanung: Norbert Rabl ZT-GmbH, Graz
Entwässerungsplanung: Kaiser & Mach ZT-GmbH, Judendorf

Wettbewerb: 2008
Planung: Dezember 2009 bis September 2010
Bauzeit: Oktober 2010 bis September 2011

SchülerInnen: ca. 150, davon 86 im Internat.
6 Klassen, 7 Gruppen- und Sonderunterrichtsräume, Lehrküchen, Wirtschaftsküche, Praxisräume für Milch-, Fleisch- und Obstverarbeitung sowie Brotbackraum. Speisesaal und Aula, Hofladen.
Gymnastik- bzw. Mehrzweckraum, Zentralgarderoben und Haustechnikräume.
Direktion, Verwaltung und Arbeitsplätze für 20 LehrerInnen.
Außensportanlagen, Obstanlage und Gemüsegarten.

Nettogrundfläche: 4.500 m²
Bruttogrundfläche:5.350 m²
Bruttorauminhalt: 24.000 m³

Der vorgegebene Kostenrahmen (netto Errichtungskosten) von 10,8 Mio. € wurde eingehalten.
Das Gebäude erfüllt den Niedrigenergiehausstandard.

KONTAKT:
Architekt DI Friedrich Wiesenhofer
Afritschgasse 26/III, 8020 Graz
T 0316/717069, archwie@gmx.at

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
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