15/11/2018

Stadt der kurzen Wege

Emil Gruber berichtet von der Präsentation der Entwürfe zur Bebauung des Baufelds Mitte in der Smart City Graz Waagner-Biro

Die aus einem "kooperativen baukünstlerischen Verfahren" mit drei Architekturbüros entstandenen Entwürfe wurden am 9. Nov. 2018 im Grazer Rathaus vorgestellt. Diesem Verfahren ist ein städtebaulicher Wettbewerb vorangegangen, aus dem im Okt. 2014 Nussmüller Architekten siegreich hervorgegangen sind – s. Artikelempfehlung Wettbewerb Smart City Graz – Waagner-Biro.

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Ausstellung
bis 30.11.2018
Foyer, StadtbaudirektionGraz
Europaplatz 20, 5. Stock
08:00 – 15:00 Uhr

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15/11/2018

Smart City Graz Baufeld Mitte und Nord, Rendering, Stand Wettbewerb 2014

©: Nussmüller Architekten

Smart City Graz Baufeld Mitte und Park, Rendering, Stand Wettbewerb 2014

©: Nussmüller Architekten

Screenshot 3D-Modell, Stand Nov. 2018

©: uwalkin

Screenshot 3D-Modell, Stand Nov. 2018

©: uwalkin

Smart City Graz Baufeld Mitte und Harnoncourt-Park. Stand 2018. Foto vom Präsentations-Video

©: Emil Gruber

Smart City Graz Baufeld Mitte von der 'Cool-City' aus. Stand 2018. Foto vom Präsentations-Video

©: Emil Gruber

Wall zur Eisenbahn. Stand 2018. Foto vom Präsentations-Video

©: Emil Gruber

Modell Baufeld Mitte. Stand 2018. Foto während der Präsentation

©: Emil Gruber

Seitenansicht 'Würfel'. Foto während der Präsentation

©: Emil Gruber

Bürgermeister Nagl am 9. Nov. 2018 mit Stadtplanungsamtsleiter Inninger, Stadtbaudirektor Werle, Architekten und Investoren

©: Emil Gruber

Zur Erinnerung der gesamten Quartiersplanung ein kurzer Überblick:
Auf den dem Science Tower gegenüberliegenden Flächen, auf der anderen Seite der Waagner-Biro-Straße, wurde 2018 rund um einen Bürogebäude-Altbestand als zweiter Bauabschnitt eine Wohnanlage plus Studentenheim, die sogenannte Cool-City, errichtet. 2019 wird daneben eine Volksschule mit Platz für rund 600 Kinder fertiggestellt. 2023 soll am selben Areal auch eine Neue Mittelschule folgen.
Rund um und nördlich des Science Towers befinden sich auf einer Brache, die ehemals für Schwerindustrie genutzt wurde, die Baufelder Mitte und Nord. Für das Baufeld Mitte wird, sofern alle eingereichten Gutachten fristgerecht bewilligt werden, mit zweitem Quartal 2019 der dritte Bauabschnitt nach Science Tower und Cool City gestartet.
Neben dem Tower wird ein lang gezogenes Forschungszentrum und Bürogebäude für die AVL realisiert. Zwei weitere Gebäude sind ebenfalls auf gewerbliche Nutzung ausgerichtet und sollen der Nahversorgung dienen. Neben Geschäfts- und Gastronomieflächen wird in einem Objekt auch ein Hotel seinen Platz finden. Eine neue "Stadt der kurzen Wege" sieht Bürgermeister Siegfried Nagl das Gesamtkonzept der Smart City Graz Waagner-Biro.
Der Hauptdarsteller dieses Abschnitts wird ein Würfelbau mit Mischnutzung sein. Die rund 300 Wohnungen darin sind zu einem Großteil für Anleger gedacht, knapp 50 Wohnungen mit größeren Quadratmeterflächen werden als klassische Eigentumswohnungen am Markt verfügbar sein. Die ebenerdigen Flächen beherbergen weitere Geschäfte und Gastronomie.
Heizen und Kühlen wird, wenn ein aktuell mit der TU Graz im Entwicklungsstadium befindliches Konzept funktioniert, autark sein. Sole-Wasser-Wärmepumpen, zwei knapp 40 Meter tiefe Saugbrunnen und weitere zwei Sickerbrunnen werden das Grundwasser thermisch je nach Jahreszeit als Wärme oder als Kühlung (u.a. in Form von Tröpfchennebel in der Innenfläche des Wohnwürfels) aufbereiten. Fotovoltaik-Anlagen auf den Dachflächen werden den nötigen Strom dazu liefern. Als externes Back-up bei hohen Auslastungszeiten kann auch eine als CO2-neutral ausgewiesene Abwärmenutzung der nahen Marienhütte genutzt werden.
Eine zentrale digitale Plattform wird für ein smartes aber auch sehr gläsernes Quartier-Management sorgen. Alle vor Ort verfügbaren Dienstleistungen werden ebenso in dieses System eingebündelt wie Mietverträge, Betriebskostenabrechnungen, Car-Sharing-Optionen oder Mehrfachnutzung von Tiefgaragenplätzen, deren Anzahl gegenüber Arbeitsplätzen und Wohneinheiten deutlich reduziert sein wird.
Eine erste Etappe des einmal elf Hektar großen, öffentlich zugänglichen, Nikolaus-Harnoncourt-Parks nördlich des Baufelds Mitte wird ebenso ab 2019 angelegt wie auch ein Wall mit einem vorgespannten Grünriegel entlang der Eisenbahnstrecke den Zuglärm absorbieren soll. 
Die Planung sieht vor, dass mit 2021 alle Bauvorhaben für das Baufeld Mitte fertiggestellt werden. Die Gesamtkosten von rund 330 Millionen Euro trägt auf Basis eines Public-Private-Partnership-Konzepts eine Investorengemeinschaft, zu der die – nach eigenen Angaben – noch junge KS Group, Graz zählt. Besonders wurde bei der Pressekonferenz hervorgehoben, dass der nun fertige Gesamtentwurf  als Gemeinschaftsarbeit der drei seinerzeitigen Wettbewerbspreisträger innerhalb von vier Monaten in einem Workshop entwickelt wurde. Die ARGE Nussmüller Architekten, Hohensinn Architektur und Lorenz und Partner bezeichnet ihren Zugang dazu als "kooperatives baukünstlerisches Verfahren“. Detailplanungen waren aber davon nicht berührt.
Begleitet wird das Gesamtkonzept Smart City von Markus Pernthaler, der auch auf eine 2011 vom Umweltamt in Auftrag gegebene Untersuchung hinwies. Zwar sind Emissionen am ehemaligen Industriegrundstück vorhanden, eine Kontaminierung konnte aber nicht festgestellt werden.
Geht es nach Bürgermeister Siegfried Nagl wird die zukünftige "Bahnhof-City“ (einstweilige Bezeichnung laut Bürgermeister) einmal Platz für 3800 BewohnerInnen und 1700 Beschäftigte bieten. Knapp 22 Millionen Euro werden von der Stadt Graz begleitend in den Ausbau der Straßenbahn investiert. Die Trassenverlängerung wird von der aktuellen Endhaltestelle Laudongasse über die Waagner-Biro-Straße hin zur Peter Tunner Straße in die Nähe der Talstation der künftigen Seilbahn über den Plabutsch führen. Der 1,1 km lange Teilabschnitt soll bis 2021 fertiggestellt sein.

Ausstellung
Bis zum 30.November können die detaillierten Ergebnisse des "kooperativen baukünstlerischen Verfahrens" im Foyer der Stadtbaudirektion (8:00 – 15:00 Uhr, Europaplatz 20, 5. Stock) eingesehen werden.

Anonymous

Tut mir leid, aber ich sehe in den Abbildungen zum Artikel keinen einzigen Würfel.
"Ein Würfel ist ein von sechs gleich großen Quadraten begrenzter Körper."

Fr. 16/11/2018 5:55 Permalink
Anonymous

Stellt sich nur die Frage, wer in diesem "Bunker" wohnen (leben) will ?
Innovative und zeitgemäße städtebauliche Projektentwicklungen sehen anders aus.
Aber die Interessen der Investoren (und der Bauindustrie) wurden sicherlich optimal umgesetzt.
Ein weiteres Beispiel, das in Graz derzeit weder eine "Stadtplanung" noch eine Architekturqualität existiert. Vor 20 bis 30 Jahren realisierte Projekte weisen da oftmals eine weit höhere Qualität auf.
Eine äußerst traurige Entwicklung ...

Do. 15/11/2018 12:54 Permalink

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