Stahlstadt-Lebensräume von 1969
Unverändert wie vor 50 Jahren – Leobens Hausberg „Mugel“ mit dem 88 Meter hohen Sendeturm.
Donawitz Johann Sackl-Gasse: Mit Ausnahme der Außenlifte haben sich die Häuser und die Umgebung meiner Jugend kaum im Aussehen verändert. Die Siedlung selbst ist schon länger, wie viele andere ehemalig im Besitz der Voest Alpine befindliche Objekte, an eine private Wohnbaugesellschaft verkauft.
Ein 1960er Bau ist das sogenannte „Ledigenheim“ in der Pestalozzistraße in Donawitz. Für unverheiratete Arbeiter errichtet, wurde es sofort für Väter und Mütter zu einer latenten Bedrohung ihrer Töchter. Das stark in die Jahre gekommene Objekt wird nach wie vor genutzt.
Dieser Blick Richtung Norden entlang Bahntrasse in der Kerpelystraße könnte ebenfalls noch aus den 60ern stammen. Die einzelnen Werkswohnungsareale wurden nach ihrer Entstehungszeit bezeichnet. Es gab die „Zwanziger“-Häuser, die „Dreißiger“-Häuser usw. Das angeschnittene Objekt links beherbergte übrigens schon die bessere Alpine-Kaste. Hier wohnten keine Arbeiter, sondern die Angestellten des Werks.
Als in den 1970ern die drei Hochhäuser in der Kerpelystraße gebaut wurden, war das eine ziemliche Vorort-Sensation. Aufgrund der deutlich teureren Miete gegenüber den Werkswohnungen wurden die Bauten im Volksmund auch „Hungertürme“ genannt.
Nichts mehr ist praktisch vom Donawitzer Nordbereich „Neuwerk“ vorhanden. Alle Wohn- und Geschäftsobjekte sind mittlerweile abgerissen. Parkplätze, Verwaltungsobjekte der Voest-Alpine und Wiesen befinden sich heute an dieser Stelle.
Eine kleine architektonische Reminiszenz: Diese Burg in einem Privatgarten hat mich schon als Kind fasziniert. Heute sind nur mehr Teile davon vorhanden und auch der Turmwächter ist mittlerweile „oben ohne“.
Die Werksschule erhält gerade eine Totalrenovierung. Die Camouflage-Hülle stammt aber nicht von Christo.
Noch immer bedrohlich beeindruckend: Die nach Entwürfen von Karl Lebwohl und Kurt Weber-Mzell von 1949 bis 1954 erbaute Donawitzer Kirche in der Pestalozzistraße.
Die um 1900 erbauten Wohngebäude südlich der Kirche sind mittlerweile abgerissen. Ein Billa-Markt hat sie ersetzt. Hier das letzte überlebende, aus der Jahrhundertwende stammende Gebäude. Mitte der 1960er zog das erste Postamt von Donawitz hier ein. Das ist aber auch schon lange wieder Geschichte.
Das Werkshotel der Alpine Montan Gesellschaft gegenüber der Kirche wurde 1911 bis 1912 nach Plänen des Wiener Architekturbüros Schönthaler & Söhne gebaut. Das Objekt wurde in der Nachkriegszeit für Bälle und Feiern genutzt. 1989 wurde es stillgelegt. 2002 unter neuem Besitzer generalsaniert, nutzt heute die Lebenshilfe das Gebäude für teilzeitbetreutes Wohnen.
2000 ging die Magindag, eine ausgegliederte Firma der Veitscher Magnesit (heute Teil der RHI Holding) in Konkurs. Seit dieser Zeit ist das Gebäude des ehemaligen Ziegelwerks des Unternehmens eine Industrieruine, die fallweise für Clubbings genutzt wird.
Wie Donawitz war auch das angrenzende Leitendorf ab Mitte des 19. Jahrhunderts von Industrie geprägt. Einer der ersten Ringöfen Europas erzeugte feuerfestes Baumaterial. Die Lagerhallen Ecke Einödmaygasse / Dorfstraße stammen noch aus dieser Zeit und wurden später von der Eisenmanufaktur Porubsky genutzt. Heute werden sie fallweise als Off-Space für Veranstaltungen, 2015 auch vom steirischen herbst genutzt.
Als zweiter steirischer „Erzberg“ wird der Steinbruch am Galgenberg wegen seines Terrassenabbaus in Leitendorf bezeichnet. Nach einer Pause wird seit 2014 wieder Material für Schotter und Fertigputze abgebaut.
2017 verlagerte Quester seinen Standort innerhalb von Leoben. Der Standort in der Einödmayergasse steht seither leer.
Das 1915 eröffnete Lindner-Kino in der Waasen-Vorstadt stellte wie das Zentral-Kino am Hauptplatz bereits vor der Jahrtausendwende seinen Betrieb ein. Angeblich soll es demnächst einem Neubau weichen.
Immer wieder poppen bei einem Spaziergang durch Leoben aus der Zeit gefallene Fragmente von Seinerzeit auf. Ob Konditorei in der Innenstadt…