29/12/2004
29/12/2004

Starke Konkurrenz für heimisches Stark-Holz
Grundlagenstudie des Holzclusters als Start für die Starkholzoffensive

Viele Perspektiven aber auch Ernüchterung kennzeichneten die Fachtagung Fast Forward Success FFS in Farrach „Starke Holzprodukte der Zukunft“. Namhafte Referenten beleuchteten Innovationen, neue Technologien sowie aktuelle Markttrends. Ungeschminkt festgehalten wurde dabei die starke Konkurrenz, derer sich die heimische Holzwirtschaft gegenüber sieht. Der Holzcluster Steiermark sieht seine Aufgabe als Innovationstreiber auch im Starkholzbereich und hat daher eine Starkholzoffensive gestartet.

Kräftiger Gegenwind durch Mitbewerb und Ersatzstoffe
Einem internationalen Trend folgend sind in der Säge- und Holzindustrie starke Dimensionen, wie in den österreichischen Bergwäldern dominierend, nicht mehr der begehrteste Rohstoff. War früher ein Baumstamm ab 50 cm Durchmesser als so genanntes Starkholzbloch das wertvolle Zielsortiment der Forstwirtschaft, so ist heute ein Bloch mit 40 cm beinahe oft schon zu dick. Die hochmechanisierte Rundholzernte, neue Technologien bei der Verarbeitung durch die Holzindustrien sowie die harte Konkurrenz am Markt durch Schwachholzverarbeiter aus Skandinavien, erfordern ein gravierendes Umdenken in der heimischen Forst- und Holzwirtschaft. Verschärft wird die Situation auch durch die Tatsache, dass es zunehmend Substitute, also Ersatzstoffe z. B. aus Kunststoff oder Metall gibt. Diese konkurrieren in verschieden Einsatzgebieten mit dem Holz, ob beim Fensterbau, in der Möbelindustrie oder bei Fassadenelementen usw. Daher sind intelligente Lösungen für Holz gefragt.

Holz für Spritzguss, Metall-Holzverbunde
Einige Interessante Pilotprojekte in Richtung „Wood Plastics“ zeigen Alternativen zur herkömmlichen Holzverwendung auf. Die Plastifizierung von Holz mittels Gussverfahren, vergleichbar mit der Kunststofferzeugung, ist in den USA keine Zukunftsmusik mehr. So könnten schon bald Kleiderbügel auf Grund der hohen Formstabilität und Elastizität unter anderem den Werkstoff Holz beinhalten. Formteile in der Automobilindustrie im Bereich der Innenausstattung und als „Armaturenbrett“, nomen est omen, sind ebenfalls denkbar. Die Chancen liegen aber nicht nur in weiter entfernten Anwendungsgebieten.

Neue Verbundwerkstoffe als Chance
Die Homogenisierung des Werkstoffes Holz, nicht im Mikrobereich wie bei den Woodplastics, sondern durch neue Spantechnologien, d.h. vorheriges Zerkleinern und anschließendes Wiederzusammenfügen geben dem Werkstoff Holz zu seinen besonderen, bereits vorhandenen Vorzügen weitere hinzu. So wird durch diese Technik eine bessere Resistenz gegen Formveränderung – Verziehen – oder eine höhere Resistenz gegen die Aufnahme von Feuchtigkeit erzielt.
Die Konsequenz sind hervorragende bauphysikalische Eigenschaften, sodass Holz höchst wettbewerbsfähig nicht nur im konstruktiven Bereich sondern auch für tragende Flächenbauten, wie Decken oder Wände wird. Dabei erreicht Holz zusätzlich zu den bereits vorhandenen optischen Besonderheiten neue Perspektiven neben dem Wohnhausbau vor allem im innovativen Sportstätten- und Freizeitzentrenbau. In diesem Bereich leistet das Institut für Holzbau und dem Bautechnikzentrum der TU-Graz Pionierarbeit.

Grundlagenstudie des Holzclusters als Start für die Starkholzoffensive
Der Holzcluster Steiermark geht das Starkholzproblem von seiner Wurzel an. Erstmals werden in Österreich alle Produktgruppen die aus Starkholz erzeugt werden, einer „Ertrags- und Kostenanalyse“ unterzogen und die Marktmöglichkeiten ausgetestet. Von der Forstwirtschaft, die das Starkholz liefert, über die erste Verarbeitungsstufe die Sägeindustrie bis zur Weiterverarbeitung des Schnittholzes in der holzverarbeitenden Industrie. Mit dem Ergebnis kann dann ab dem zweiten Quartal 2004 gezielt in die Produkt(weiter)entwicklung gegangen werden. Ein wesentlicher Bestandteil der Studie geht in Richtung Marktrelevanz für Starkholzprodukte. Aus den Stärken und Schwächen werden die Chancen und die Risken abgeleitet. Die Abschätzung der Chancen auf neuen Märkten wird eine wesentliche Rolle spielen.

Forschung schafft Basis
Das bereits bestehende Netzwerk an Unternehmen im Holzcluster setzt dabei gezielt auf die heimischen Forschungskapazitäten. Mit dem Institut für Holzbau an der TU Graz und dem daran angeschlossenen Bautechnikzentrum, der Holzforschung Austria sowie dem Institut für Holzforschung an der Universität für Bodenkultur gibt es in Österreich renommierte Institutionen, mit welchen zukunftsweisende Perspektiven geschaffen werden können. Das Joanneum Research klinkt sich hier erfolgreich ein, indem es einzelnen Unternehmen im Rahmen eines kostenlosen „Innovations-Checks“ die Möglichkeit bietet, die Chancen von neuen Produktideen am Markt abzutesten.

Wirtschaftsfaktor Holzwirtschaft
Wie wichtig die Stärkung der steirischen Holzwirtschaft, beweisen einige Zahlen. Rund 54.000 Menschen finden in der Steiermark Ihren Arbeitsplatz in der Forst- und Holzwirtschaft sowie in den angelagerten bereichen. Rund 4. Mrd Euro beträgt der Umsatz der erzeugten bzw. produzieren Produkte. Daher ist die Sicherung dieser Arbeitsplätze und damit verbunden vieler ländlicher Regionen eine unumgängliche Notwendigkeit. Und gleichzeitig eine Chance, auf den international umkämpften Märkten auch gut reüssieren zu können. Mit einem Exportanteil von 60% und mehr gehört die Holzwirtschaft mit dem Tourismus zum wichtigsten Devisenbringer des Landes

Informationen zur Holzclusterstudie: DI Winfried Eberl, eberl@holzcluster-steirmark.at , Tel.: 0664/2303636

Verfasser/in:
holzcluster /
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