24/10/2019

Vernon Subutex

Rezension von Julia Wallmüller zu Vernon Subutex im Schauspielhaus Graz.

Sein Leben lang war Vernon Subutex als Besitzer eines Plattenladens ein cooler Hund. Doch dann kam die Digitalisierung – und plötzlich ist der Endvierziger pleite. Aus seinem gnadenlosen Abstieg wird ein Aufstieg.

Inszeniert von Alexander Eisenach läuft das Stück noch bis 28.12.2019 – siehe Link > schauspielhaus-graz.com

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24/10/2019

Vernon Subutex', Schauspielhaus Graz. Bild siehe Link > schauspielhaus-graz.com

Vernon Subutex, diesjährige Sommerlektüre in Marseille und nun inszeniert von Alexander Eisenach im Grazer Schauspielhaus.
Einem herrlichen Prolog von zwei futuristisch ausgestatteten Gestalten aus der Zukunft folgt nach kurzer Zeit die Gitarre des mit Norbert Wally sehr treffend besetzten Vernon Subutex. Dazu gesellt sich eine kleine Band, deren Schlagzeugerin sich mit Hilfe der durchwegs gelungenen Bühne geradezu majestätisch über das Geschehen erhebt. Ohrenbetäubende Livemusik im Schauspielhaus – das trifft die Attitüde des ehemaligen Platteladenbesitzers Subutex.
Wie in der gleichnamigen Romanvorlage von Virgine Despentes wird ein Gesellschaftsbild gezeichnet, das befremdlich und erschreckend vertraut zugleich ausfällt. In aufwühlender Weise hagelt es Kraftausdrücke und Hassreden, die nur dadurch erträglich sind, dass sie klar erkenntlich aus der Perspektive einzelner Protagonisten stammen und direkt mit wüsten Beschimpfungen anders gesinnter Figuren beantwortet werden. Sehr gelungen verzichtet das Stück darauf, die Geschichte von Subutex nachzuerzählen und konzentriert sich auf die Darstellung der gesellschaftlichen Abgründe, wie auch Lichtblicke. Am Besten kommen dabei die sogenannten Randgruppen weg, vor allem die Porneusen (danke für dieses Wort!).
Humoristische Einlagen runden das Geschehen ab und verhelfen dem Stück bei einer Dauer von über vier Stunden zu Kurzweiligkeit. Der exzessive Einsatz von Live-Kameras und großformatiger Projektion auf der Bühne ermüdet irgendwann ein bisschen, glücklicherweise wird das Publikum aber vor allem in der zweiten Hälfte immer wieder direkt angesprochen, so dass man den Bezug zu den Schauspielern als greifbare Gestalten nicht ganz verliert. Das in Euphorie und Dystopie getränkte Ende befremdet und verstört, fängt einen durch malerisch gestaltete Bilder wieder auf, bevor sich der Kreis mit einem Epilog des sympathischen Penner/Futuristen-Pärchen wieder schließt. Erschöpft, aber lachend geht man nach Hause, um sich eine gute alte Vinyl-Platte aufzulegen. So lange es noch erlaubt ist.

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