20/04/2018

Volksfronten

Erste Informationen zum Festival steirischer herbst 2018 von Emil Gruber

steirischer herbst’18
20. Sept. – 14. Okt. 2018

Intendanz
Ekaterina Degot

Proramm
Im Mai wird voraussichtlich ein erster Einblick ins detaillierte Programm 2018 gegeben.

20/04/2018

steirischer herbst 2018, die neuen KuratorInnen

©: Clara Wildberger

Ein durchgestrichenes Logo als Logo. Mit Schwarzlack überzogene Fragmente zum Anstecken ans Gewand. Notizblöcke mit ebensolchen schwarzen Fragmenten als Rückseite der Leerblätter.
Ein Schnitt, ein klares Rufzeichen, der 51. steirische herbst geht in einen neuen Zeitabschnitt. Es wird sich vieles ändern. 
Volksfronten nennt Ekaterina Degot – als Russin überhaupt die erste nichtösterreichische Intendantin des Festivals – ihr Premierenprogramm. Die Mehrzahl des Wortes ist gewünscht. Der Begriff sei nicht mehr nur ein Eigentum von linken und antifaschistischen Gruppierungen. Mittlerweile vereinnahmen auch ultrarechte und nationale Lager „Volksfront“ für sich.
Konflikte und Koalitionen als Paradoxons werden die Startrampe zur Untersuchung der Menschenlandschaft, wie der türkische Schriftsteller Nazim Hikmet sein mehrbändiges Epos über das Menschsein quer durch alle Klassen bezeichnete. Der heurige steirische herbst ist der Auftakt zu einer mehrjährigen Phase, in der der aktuelle Riss durch die Gesellschaft, das verschwommene, fragmentierte Dasein intensiv behandelt werden wird.
Als „weichen Faschismus“ deutet Degot viele dieser neuen Lebens- und Denkkonzepte. In diesen Pool gehören nicht nur das Aneignen von ehemals linken Strategien durch identitäre Bewegungen, sondern auch seltsame Allianzen von Faschismus und Liberalismus, politische Auswirkungen von volkstümlichen und populären Kunstformen oder ungezügelter Hedonismus und/oder Konsumismus als Freiheitsbegriff.

Ein kuratierter Themenparcours, gebaut von internationalen KünstlerInnen wird sich quer durch Graz ziehen, immer wieder garniert von unkuratierten, frei gestalteten Einsprengseln aus der heimischen Künstlerszene. Die Trigon-Idee der 1960er und 1970er klingt als sanfter Hintergrundsoundtrack und gilt als Referenzposition für die geopolitischen Fragestellungen. Der räumliche Fokus wird so auf die Entwicklung in Zentral- und Osteuropa gerichtet werden.

Interdisziplinarität ist das Hauptwort für die Gestaltung. Auf das Denken in Kategorien wird verzichtet. Dafür wird viel Zeit in die Recherche gesteckt und der Frage, wann lokale und internationale Kontexte universell werden, nachgegangen.
Die Installation rückt im Gegensatz zu den letzten Jahren in den Vordergrund, wie auch politische und ästhetische Debatten.  Performance, Theater, Konzerte und Filme erhalten weiterhin ihren Platz im Festival. Die jeweiligen Veranstaltungs- und Ausstellungsorte werden aufgrund ihrer eigenen Geschichte gewählt, bringen ein weiteres Reflexionselement ein.
Am Ende soll die Große Ausstellung stehen, die quer durch die Stadt an bekannten und unbekannten Orten sichtbar wird und auf der zweiten Ebene die Vielfalt des steirischen Kulturlebens zeigt.
Ekaterina Degot hat dafür mit wenigen Ausnahmen ein vollkommen neues künstlerisches Kollektiv zusammengestellt. 
Die ehemalige Leiterin der Akademie der Künste der Welt in Köln kann selbst auf eine reichhaltige Kuratoren- und Publizierungs-Biographie zurückblicken. Sie definiert sich als jemand, der Kontext vor Formales stellt. Die Frage nach Zusammenhängen bestimmt die Herangehensweise zum Konglomerat von Kunst, Politik, Literatur und Geschichte.
Henriette Gallus und Christoph Platz haben beide langjährige Documenta-Erfahrung und übernehmen als stellvertretende Intendantin bzw. als Leiter der kuratorischen Belange Verantwortung. Ein internationales Team von Spezialkuratoren entwickelt gemeinsam mit den jeweiligen KünstlerInnen die Projekte.

Künstlerisches herbst-Team 2018
Intendanz: Ekaterina Degot
Stellvertretende Intendantin: Henriette Gallus
Leiter der kuratorischen Belange: Christoph Platz
KuratorInnen: Övul Ö. Durmusoglu, Katalin Erdödi, Dominik Müller, David Riff
Chefredakteurin: Jill Winder
Assistenzkuratorinnen: Birgit Pelzmann, Johanna Rainer
Berater für übergreifende Fragen: Georg Schöllhammer
Visueller Auftritt: Grupa Ee, Ljubljana
Publikationen: Mevis & Van Deusen, Amsterdam

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