16/06/2009
16/06/2009

Familienwohnprojekt Ortnerstrasse. - Fassade Eingang - Planung: Architekturbüro DI Gerhard Rapposch. Foto: © Toni Schett

FAMILIENWOHNPROJEKT ORTNERSTRASSE, GRAZ ::::: - Fassade Garten - Planung: Architekturbüro DI Gerhard Rapposch. Foto: © Toni Schett

PROJEKT WOHNANLAGE DISTELWEG, VILLACH Planung: Arch. DI Sigrid Fathulla - Fassade Garten - Foto: © Sigrid Fathulla

Wohnanlage Distelweg. – Terrasse -Planung: Arch.DI Sigrid Fathulla. Foto: © Sigrid Fathulla

PROJEKT EKA, EINÖDHOFWEG 12A – 12C GRAZ ::::: EKA - Ansicht Garten-Planung: MAKS Architekten. Foto: © Arno Mick

EKA - Ansicht Eingang - Planung: MAKS Architekten. Foto: © Arno Mick

EKA - Terrasse - Planung: MAKS Architekten. Foto: © Arno Mick

REIHENHAUSANLAGE „ALTERNATIVES WOHNEN NEUE WELT HÖHE“ ::::: Planung: Architekturbüro ARCO, Foto: © ARCO

ALTERNATIVES WOHNEN NEUE WELT HÖHE, Planung: Architekturbüro ARCO, Foto: © ARCO

ALTERNATIVES WOHNEN NEUE WELT HÖHE, Planung: Architekturbüro ARCO, Foto: © ARCO

W : A : B WOHNBAU : ALTERNATIVE : BAUGRUPPEN

NACHWORT zur Artikelserie und
Beispiele gemeinsamen Bauens in Steiermark und Kärnten seit 1993.

Zum Abschluss der Artikelserie ergänzen wir die Reihe der österreichischen Baugruppenprojekte mit Beispielen in Kärnten und in der Steiermark. (sh. auch Interview Schwarz-Platzer). Sie sind in den letzten 17 Jahren aus gemeinschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Überlegungen heraus entstanden und wurden von Architekten initiiert.
Diese Projekte nehmen die Gedanken der hiesigen Vorreiter der Partizipation im Wohnbau, Eilfried Huth und Günther Domenig, wieder auf, die den Ausbruch aus dem üblichen Wohnbau - entweder Genossenschaftsbau oder Eigenheim - wagten.
Mit der Wohnanlage Zellflex in Zeltweg legten sie (Huth, Domenig, Bernhard Hafner) bereits 1965 ein Konzept vor, das bewies, dass auf einem Grundstück für 8 Einfamilienhäuser bei einer Dichte von 0,7 auch 40 Wohneinheiten Platz finden könnten. Das Konzept war seiner Zeit voraus. Ihr Credo damals - "Wir müssen die Wohnform des Einfamilienhauses in verdichteter, zentraler Lage ermöglichen, die Bauform des Einfamilienhauses aber möglichst beseitigen. Durch die Mitsprache bei der Planung und das Verständnis des Einzelnen wird man einen großen Schritt weiter machen können" - hat bis heute Gültigkeit.

Einsichtige Politiker ermöglichten damals die Umsetzung mehrerer
Partizipationsprojekte:
die Eschensiedlung in Deutschlandsberg (1974-1992, 100 Reihenhäuser).
Die Wohnmodelle:
Graz-Puntigam
, Gradnerstraße (1975-1978, 65 Reihenhäuser), Gerlitz-Gründe (176-1984, 66 Reihenhäuser ), Kaindorf a.S. (1977-1981, 14 Reihenhäuser), der Geschoßbau Hubmannstraße Deutschlandsberg (1977-1982), das Wohnmodell Rosenthal (1980-1983, 15 WE in Doppelhäusern) und das Wohnprojekt Thal (21 Reihenhäuser)
gehen auf Eilfried Huth, bis heute Vorbild für viele Architekten (auch in Berlin, wo er an der HDK lehrte), zurück.

Mit der Terrassenhaussiedlung in Graz der Werkgruppe Graz, (1968-1978, 522 WE),
mit Fritz Matzingers Wohnhöfen (“Projekt kooperatives Wohnen”, PkW, 1976-1979, 24 Häuser) und
dem Modell Steiermark (1980 initiiert) wurde weiterhin Partizipation in der Steiermark praktiziert.

Im Rahmen des Projekts W:A:B ist uns eine Analyse der Gründe, warum die vielversprechenden Vorläuferprojekte in der Gegenwart kaum Nachfolger haben, nicht möglich. Jedoch kann auch ohne vertiefte Recherche gesagt werden, dass der Wohnbau in Österreich fest im Griff des Wohnungsmarktes ist, der aus einem Versorgungsgedanken heraus seit Jahrzehnten Standards und Qualitäten vorgibt und verwirklicht.
Der gesellschaftliche und demografische Wandel sowie der Trend zurück in die Städte haben diese Philosophie in Frage gestellt. Nicht mehr nur Versorgung ist gefragt, sondern zeitgemäße Alternativen und Angebote an die veränderte Gesellschaft. Diese beinhalten Räume für den privaten Rückzug genauso wie Kommunikationsbereiche, attraktive private Freibereiche ebenso wie ausreichend Raum für gemeinschaftliche Freizeit - mit den üblichen Kinderspielplätzen allein ist das nicht getan.

Alternativen sind gefragt. Wenn die späteren Bewohner sich schon im Vorfeld zu einer Gruppe finden und frühzeitig in die Planung einbezogen werden und (wie die Beispiele in Deutschland, Wien und Vorarlberg zeigen) ihr zukünftiges Lebensfeld mitgestalten können, entstehen Lösungen, die neue Qualitäten schaffen: Getragen von Bewohnern, die aufgrund des gemeinsamen Planungsprozesses ein mehr an Wissen und Erfahrung über Bauen und Mitwelt aufgebaut haben und dieses auch weitergeben. Die aufgrund ihrer Zufriedenheit mit ihrer Wohnsituation am einmal gewählten Wohnort bleiben, sich dort auch sozial und kulturell engagieren. Womit ein neuer Standard sozialer Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Jede Stadt, die solche Bürger anzieht und ihnen Raum zur Entfaltung gibt, kann nur profitieren: ideell, sozial, kulturell und ökonomisch.

Alle diese Vorteile haben wir in der Artikelserie dargestellt, in der wir mit in- und ausländischen Autoren die relevanten Themen des selbstorganisierten Wohnbaus der neuen Baugruppen aufgerollt haben. Wir verabschieden uns von unseren Lesern mit einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung und beenden damit die erste Informationsphase. Wenn es uns gelingt, die weiteren Module des Projekts W:A:B zu finanzieren, können wir mit der als nächsten Schritt geplanten Ausstellung über Baugruppen eine noch breitere Öffentlichkeit erreichen.

Wir danken unseren Autoren und Partnern (der Arch+Ing Kammer für Stmk + Kärnten sowie der Stadt Graz) für ihre Mitarbeit und Unterstützung und hoffen, sie auch in Zukunft zu gewinnen.

Projekte seit 1993:

FAMILIENWOHNPROJEKT ORTNERSTRASSE GRAZ
Adresse: Ortnerstraße 9a, 8010 Graz
Planung: Architekturbüro DI Gerhard Rapposch, Graz
Bauherr: 4 Familien
Finanzierungsmethode: individuell
Förderungen: Eigenheimförderung-Bauen in der Gruppe, Förderung der Pelletsheizung und der Solaranlagen
Baubeginn: 2000
Fertigstellung: 2001
Thema: Familienwohnen in Holzbau und Niedrigenergiebauweise
Grundstücksfläche : 1962 qm
Anzahl der Wohneinheiten: 4
Bruttogeschoßfläche: 585 qm
Wohnnutzfläche gesamt netto: 464 mqm
Wohnungsgrößen: 2 WE a 112 qm, 2WE a 120 qm

EKA GRAZ
Adresse: Einödhofweg 12 bis 12c, 8010 Graz
Planung: MAKS Architekten
Bauherr: 5 Familien
Finanzierungsmethode: Eigenmittel, Banken
Förderungen: Eigenheimförderung des Landes Steiermark
Planungsbeginn: 1998
Fertigstellung: 1999
Thema: kostengünstige Niedrigenergiehäuser
Grundstücksfläche: 2165 qm
Bruttogeschoßfläche: 650 qm
Wohnungszahl: 5

REIHENHAUSANLAGE „ALTERNATIVES WOHNEN NEUE WELT HÖHE“
Adresse: Neue Welt Höhe 52, 8042 Graz-St.Peter
Planung: Architekturbüro ARCO (Jung, Lechner, Weissenbacher)
Bauherr: 8 Familien
Gruppenstruktur: Verein, Selbstverwaltung
Förderungen: Bauen in der Gruppe
Planungsbeginn: 1990
Baubeginn: 1992
Fertigstellung: 1993
Thema: Kostensparendenes ökologisches Wohnen, gemeinschaftliche Grundstücksnutzung, parifiziertes Eigentum, Eigenleistungen der Gruppenmitglieder.
Grundstücksfläche: 14.000 qm, davon 7800 qm Bauland. Rest gemeinschaftlich genutzer Grünraum.
Wohnnutzfläche netto/ Haus: 116 - 150 qm
Wohnungszahl: 8
Baukosten: 1.126 € / qm

WOHNANLAGE DISTELWEG VILLACH
Adresse: Distelweg 2,4,6,8,10, 9500 Villach
Planung: Arch. Sigrid Fathulla, Villach
Bauherr: 5 Familien
Finanzierungsmethode: privat, Bauspardarlehen, Wohnbaukredite
Förderungen: Landesförderung für verdichtetes Bauen
Planungsbeginn: 1992
Baubeginn: 1992
Fertigstellung: 1993
Thema: Verdichtetes Wohnen im stadtnahen Raum
Grundstücksfläche: 2318 qm
Bruttogeschoßfläche: 1218 qm
Wohnnutzfläche gesamt netto: 914 qm
Wohnungszahl: 5

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EINLADUNG ZUR DISKUSSION:

BAUGRUPPEN – EIN ETABLIERTES MODELL?
Diskussionsveranstaltung über eigeninitiativen Wohnbau
am 18.06.09, 18 h s.t. – 21,30 h
Stadtmuseum Graz, Sackstraße 18, Vortragssaal EG links.

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