25/11/2005
25/11/2005

Aus 66 eingereichten Projekten wählte die Jury am 11. November 2005 das Projekt von Dipl. Ing. Architekten BDA STORCH EHLERS U. PARTNER, Hannover zum Sieger. Der Grazer Architekt Hans Mesnaritsch aus Graz erlangte den zweiten und Harter + Kanzler, freie Architekten BDA aus Freiburg (D) den dritten Preis. Außerdem erhielten caramel architekten aus Wien, Poos Isensee Architekten BDA aus Hannover und Architekt DI Stefan Hübner aus Wien je einen Ankauf.

Gegenstand des EU-weiten offenen einstufigen Wettbewerbs, der von der BIG Bundesimmobiliengesellschaft ausgeschrieben wurde, war die Erlangung von baukünstlerischen Vorentwürfen für den Neubau der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät (KGW) der Universität Salzburg am Standort des neu entstehenden Uni-Parks in Salzburg, Stadtteil Nonntal. Bestandteile der Bauaufgabe waren neben Fakultätsräumlichkeiten mit Büro- und Seminarbereichen, die Errichtung einer fächerübergreifenden Bibliothek und eines gemeinsamen Hörsaalbereichs als eigenständiger Veranstaltungs- und Kongressbereich. Ergänzend zur detaillierten Ausarbeitung der KGW war eine weitere Vorgabe des Auslobers die Darstellung eines zukünftigen universitären Erweiterungsbaus (insbesondere für Fachbereichsbibliothek und Fachbereiche) mit vorgegebener Kubatur in seiner städtebaulichen Erscheinung. Großes Augenmerk wurde auf die städtebaulich schlüssige Entwicklung eines universitären Gesamtstandorts gelegt.

Kennzahlen:
Gesamtgröße Planungsgebiet: ca. 18.200 m2,
NF Universitätsneubau oberirdisch: ca. 15.000m2,
NF KGW unterirdisch: 2000m2 + erforderliche TG
Oberirdische Kubatur zukünftiger Erweiterungsbau: die Größe bestimmt sich durch Ausnutzung der auf dem Bauplatz maximal zulässigen Bruttogeschossfläche von insgesamt ca. 36.500m2; d.h. die Größe des Erweiterungsbaus (als Bruttogeschossfläche gemäß ROG 1998) ist die Differenz aus 36.500m2 BGF und der erforderlichen Bruttogeschossfläche für den Neubau der KGW.

PreisrichterInnen
Architektenkammer: Arch. Wolfgang Schwarzenbacher / Salzburg (F)
Architektenkammer: Arch. Hemma Fasch / Wien (F)
Gestaltungsbeirat Stadt Salzburg: Arch. Florian Riegler / Graz (F)
Gestaltungsbeirat Stadt Salzburg: Prof. Arch. Hannelore. Deubzer / München (F)
Gestaltungsbeirat Stadt Salzburg: Arch. Ursula. Spannberger / Salzburg (F)
Verfasser Masterplan: Arch. Andy Senn / St. Gallen (F)
Bundesimmobiliengesellschaft (BIG): Arch. DI Karl Dürhammer (F)
Immobilienmanagementgesellschaft m.b.H. (BIG-Services Salzburg):HR DI Andreas Mooslechner (F)
Universität Salzburg: Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger, Rektor (S)
BMBWK: Mag. MR Sepp-Dieter Hannreich (S)
Stadtgemeinde Salzburg: Bürgermeister Dr. Heinz Schaden (S)

Vorprüfung: Architekturbüro Schallhammer, Salzburg

PROJEKTBESCHREIBUNG > 2. Preis
(Erläuterungsbericht von Arch. DI Hans Mesnaritsch)

Der Masterplan mit seinen Qualitäten in Bezug auf Baukörperstellung, Baukörperdimensionen und Platzbildung, mit den vielfältigen Außenraumbezügen und den Durchwegungen wird weitgehend übernommen.
Die Anlage besteht aus 3 kompakten Gebäuden, deren Anordnung Campuscharakter hat und Außenräume unterschiedlicher Dimension und Richtung bildet, mit Wechsel von eher öffentlichen und eher introvertierten Bereichen, mit Ausblicken nach Norden und Westen, mit Einbeziehung des südlichen Grünraums und Fassung des parkartigen Gartens im Osten.
Das Ensemble weist eine eindeutige Baukörperhierarchie auf. Zwei „kleinere“ vier- und fünfgeschossige Gebäude und ein durch sein Volumen dominierendes Hauptgebäude.
Die Stellung der Gebäude zueinander ergibt klare Plätze und Zwischenräume die bei entsprechender Beleuchtung auch nächtens gut einsehbar sind (Sicherheitsaspekt).
Der Hauptbaukörper – ein Quader durch Einschnitte und Hohlräume außen und innen streng geometrisch modelliert – bildet eine klare Kante zur Erzabt-Klotzstraße und ebenso zum Karl- Weiser-Platz. Nach Osten zum Campus hin ist er durch einen deutlichen Einschnitt stärker gegliedert, im Norden sind die Glasflächen tiefer in die Tragstruktur gesetzt und durch einen sparsamen Rücksprung im EG wird der Eingangsbereich vom Vorplatz her angedeutet.

Das Raumprogramm wird auf die beiden Gebäude entlang der Erzabt-Klotzstraße aufgeteilt. Die Gebäude sind in den Obergeschoßen miteinander verbunden.
Im Erdgeschoß des Hauptgebäudes sind die zentralen Einrichtungen – Hörsaalzentrum, Bibliothek und Mensa – untergebracht. Das Hörsaalzentrum erstreckt sich über EG und UG, die Bibliothek über EG, 1.OG und UG.
Die Erschließung erfolgt über eine zentrale Halle mit einem Luftraum über alle Geschoße, der von Stiegenhaus zu Stiegenhaus reicht.
Der Hallenraum ist glasgedeckt, belichtet den zentralen Bereich und verleiht dem Innenraum einen entsprechend repräsentativen Charakter. Die Erschließungs- und Aufenthaltsflächen bilden Galerien um die Lufträume, so dass Blickbeziehungen zwischen den Geschoßen und Bereichen ermöglicht werden, und die Einsicht in das räumliche Gefüge des Gebäudes die Orientierung erleichtert.
Der zweigeschossige Verbindungsgang zwischen den Gebäuden ist gänzlich transparent und bietet beim Durchschreiten Ausblicke auf die Stadtsilhouette mit Nonnberg und der Festung Hohensalzburg.
Das südlich gelegene Gebäude ist in Bezug zum Hauptgebäude um 90° gedreht. Es enthält ebenfalls eine großzügige durchgängige Mittelzone mit zwei Stiegenhäusern und einem zentralen Luftraum.
Die Fassade besteht aus Geschoss hohen Verglasungen, sichtbarer Deckenstruktur und massiven Scheiben aus hell eingefärbtem Sichtbeton (eventuell auch heller Naturstein). Die Glasfassade ist zweischalig: äußere Schicht Raum hohe über Längsachse drehbare Einfachglaselemente mit offenen Fugen, innere Schale (Klimaabschluss) Zweischeiben-Isolierverglasung mit Öffnungsflügeln, dazwischen liegend der Sonnenschutzscreen. Durch die doppelte Fassade wird der winterliche Wärmeverlust um ca. 50% gesenkt und die Behaglichkeit beträchtlich erhöht (z.B. können die Fenster bei jeder Witterung geöffnet werden), der Sonnenschutz wird
gegen Verschmutzung und Windangriff geschützt.
Durch Drehung der äußeren Elemente wird die warme Luft abgeführt (Sommer).
Die Dachoberlichtbeschattung erfolgt durch im Glas eingebaute Sonnenschutzlamellen. Einzelne Öffnungsfelder geben den Blick frei zum Himmel.

Die Bibliothek ist mit einer einschaligen Fassade mit integriertem Sonnenschutz ausgestattet. Innen- oder zwischen liegende Lichtlenklamellen sorgen für blendfreie Tageslichtbeleuchtung der Arbeitsplätze bis in Raumtiefen von 9 m.
Die oberirdische Nettofläche der Bibliothek beträgt ca. 2800 m², die unterirdische ca. 1800 m². Der unterirdische Teil grenzt im Osten unmittelbar an den vorgesehenen 2. Bauabschnitt, in welchem die Bibliothekserweiterung erfolgen kann. Die direkte Anbindung ist dann über das UG gegeben.

Konstruktion:
Stahlbetonskelett aus Stützen, Scheiben und Flachdecken, wobei die Hörsaaldecken aus Fachwerkträgern im Verbund mit Stahlbetonplatten hergestellt werden.
Die Fassaden sind auf einem Rastermaß von 130 cm aufgebaut, dies ermöglicht für die schmalen Büroräume eine Nettoraumbreite von 250 cm.

Die Außenanlagen im engeren Campusbereich sind weitgehend befestigte Flächen, mit Steinplatten belegt und bereichsweise nur bekiest. Eine Unterscheidung von Plätzen und Wegen ist in der Struktur nicht im Material vorgesehen. Die Plätze sind vielfach mit Bäumen bepflanzt, die den südlichen und östlichen Grünbereich gleichsam in die befestigte Anlage hineinziehen.Das Projekt von Arch. DI Hans Mesnaritsch entstand unter Mitarbeit von:
DI. Franz-Georg Spannberger
DI. Armin Haghirian
DI. Markus Berger - Rendering
Dr. Peter Mandl - Tragwerksplanung
Studio Bartenbach - Lichttechnik
DI. Bernhard Gogg - Gebäudetechnik
DI. Hubert Schuller - Modell

KONTAKT:
Arch. DI Hans Mesnaritsch
Wielandgasse 56, 8010 Graz
T 0316/82 66 33
F 0316/82 66 33-66
architekt.mesnaritsch@chello.at
www.austria-architects.com/mesnaritsch

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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