28/06/2017

Dossier
Wettbewerbe & Vergabe
Am 21. Juni 2017 startete GAT eine jeweils mittwochs erscheinende Artikelserie zum Thema Wettbewerbs- und Vergabewesen in der Architektur.

Wir laden alle Architektur- schaffenden und am Bauen Interessierten ein, sich am Kommentieren rund um diese Thematik zu beteiligen.

Der Artikel Wettbewerbe im Vergaberecht von Bernhard Frühwirt ist erstmals in derPlan 40, der Zeitschrift der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland, auf Seite 12 im Februar 2017 erschienen.

28/06/2017
©: Redaktion GAT GrazArchitekturTäglich

Bei baukünstlerischen Aufgaben sollte zur Sicherung von Qualität und Transparenz beim Planen und Bauen kein Weg am Wettbewerb vorbeiführen.

Die besondere Stellung, die dem Wettbewerb im Vergaberecht zukommt, lässt sich schon daran erkennen, dass dieser im Bundesvergabegesetz nicht zusammen mit den Verfahren zur Vergabe von Aufträgen aufgezählt wird. Vielmehr wird dem Wettbewerb als besonderer Verfahrensart eine eigenständige Bestimmung gewidmet. Im Gegensatz zu herkömmlichen Vergabeverfahren zielen Wettbewerbe nämlich nicht primär auf die Vergabe von Aufträgen ab. Bei Realisierungswettbewerben erfolgt diese vielmehr erst in einem im Anschluss an das Wettbewerbsverfahren stattfindenden Verhandlungsverfahren mit der Gewinnerin oder dem Gewinner.
Die Zielsetzung des Wettbewerbs ist speziell auf die Verschaffung eines Plans oder einer Planung zugeschnitten, um den besten Lösungsansatz für das konkrete Projekt zu finden. Da die Aufgabenstellung bei dieser Verfahrensform noch nicht im Detail vorliegen muss, können ungeahnte Qualitäten und innovative Lösungswege zutage treten. Zudem entfällt für den zukünftigen Auftraggeber die aufwendige Ausarbeitung eines Leistungsverzeichnisses. Nicht zuletzt deswegen sind Wettbewerbe, insbesondere im architektonischen Bereich, das geeignetste Instrumentarium, um konkurrierende Pläne ausschließlich nach sachlichen Kriterien unter Beiziehung von Experten zu vergleichen und so eine rein auf Qualität beruhende Entscheidung treffen zu können.

Die Durchführung eines Architekturwettbewerbs dient dabei keineswegs nur der Architektenschaft. Zunächst nützt sie den Interessen des Bauherrn, der so die beste Lösung zu wirtschaftlichen Bedingungen findet. Durch den Wettbewerb wird ein Wettstreit unter den Architekten erzeugt, der sowohl für die Qualität als auch für die Wirtschaftlichkeit der Lösungsvorschläge förderlich ist. In welcher Dienstleistungsbranche sonst erhält ein Auftraggeber von den besten Unternehmern in hunderten Stunden akribisch ausgearbeitete Lösungsvorschläge für seine Fragestellung, wobei die Ausgaben für ihn in der Regel nur einen Bruchteil der Aufwendungen ausmachen, die von den potenziellen Auftragnehmern aufgewendet werden? Neben den Auftraggebern profitieren aber auch unsere Mitglieder. Besonders Berufseinsteiger haben durch innovative Wettbewerbsarbeiten die Chance, einen größeren Planungsauftrag zu akquirieren. Da durch die Verfahrenswahl auch renommierte Architekten gezwungen sind, sich mit dem aufstrebenden Nachwuchs zu messen, sind Wettbewerbe auch ein wichtiger Impulsgeber für die künstlerische und kulturelle Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Architektur und des Städtebaus und erhöhen zudem den Qualitätsgewinn des Bauherrn und der Allgemeinheit. Da Architekturwettbewerbe besonders bei großen Bauvorhaben, die von der Öffentlichkeit besonders wahrgenommen werden, eine wichtige Rolle spielen, kommt hier ein weiterer Vorteil zum Vorschein: Die einzelnen Schritte des Verfahrens können von einem breiten Publikum nachvollzogen werden und die getroffenen Entscheidungen erlangen somit eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung.
Nicht zuletzt aufgrund seines einzigartigen Verfahrensablaufs stellt das regelkonform durchgeführte Wettbewerbsverfahren einen unersetzbaren Impulsgeber für die künstlerische und kulturelle Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Architektur und des Städtebaus dar und lässt sich nach wie vor durch kein anderes alternatives Verfahren in seinen Qualitäten substituieren.

ck

In diesem Sinne wäre es doch lobenswert, würden viele kleinere Wettbewerbe in der Steiermark tatsächlich offen (EU weit) stattfinden, anstatt nur steiermarkweit offen.

Sa. 01/07/2017 9:28 Permalink
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