06/06/2013

Die Ausstellung Heimo Zobernig ist bis zum 1. September 2013 im Kunsthaus Graz zu sehen.

06/06/2013

HZ 2012

©: Heimo Zobernig

Ohne Titel, 2010, Acryl/Leinwand, 200 x 200 cm; Foto Archiv HZ, Courtesy Galerie Meyer Kainer, Wien © VBK, Wien 2013

Ausstellungsansicht

©: Wenzel Mraček

Der Titel ist Programm, ist Künstler, ist die Ausstellung: Heimo Zobernig nennen er und Kurator Peter Pakesch die rezente Schau mit Arbeiten aus den frühen 1980ern bis 2012, die bis zum 1. September 2013 im Kunsthaus Graz präsentiert wird.

Was angesichts der Plastiken und Installationen deutlich minimalisiert, reduziert und fallweise abstrahiert erscheint, ist in inhaltlichen Referenzen vorwiegend der Auseinandersetzung mit und Befragung der Kunst der Moderne geschuldet. Inwiefern Zitate in Zobernigs Werk eine Rolle spielen, müsste wohl gegenüber der Frage um die Semantik des Prinzips Zitats diskutiert werden, wenn etwa Jürgen Bock im Katalog anmerkt, dass der Großteil der Objekte auf Betrachter „hermetisch, stumm, in sich selbst ruhend“ wirken mag. Dabei setzt er aber voraus, diese Betrachter seien „durch die Minimalkunst der Sechzigerjahre sozialisiert“. Am Beispiel eines aus Jute und Holzahmen bestehenden Oktogons, stellt Jürgen Bock weiter zur Disposition (entscheiden Sie selbst), das Objekt „suggeriert eine Kontemplation im Kontext einer Art for Art’s Sake“. Zobernig selbst gibt darüber keine Auskunft, während Bock den ebenfalls relevanten kunsthistorischen Bezug zur New Yorker Armory Show von 1913 aufs Tapet bringt und damit zugleich einen entscheidenden Aspekt der konzeptuellen Arbeitsweise Zobernigs, nämlich die gegenwärtige wie die historische Ausstellungsweise selbst als Kunstwerk zu präsentieren: Wie er auch im Kunsthaus Stellwände und Stützwerke der Installationen als Teil der Plastik begreift, bezieht sich Zobernig mit dem Jute-Holz-Oktogon auf die infolge maßgebliche 1913er Show, nämlich auf die Stellwand-Verkleidung aus Jute und die oktogonalen Ausstellungskojen im Schauraum.

Klare Linien, harte Kanten und unprätentiöse Materialien sind durchgehaltene Merkmale der Arbeiten des 1958 in Mauthen/Ktn. geborenen und in Wien lebenden Künstlers. Eine ähnlich umfassend angelegte Werkschau war bis April im Madrider Palacio de Veláquez des Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia zu sehen, die von Jürgen Bock kuratiert worden war. Und Spuren dieser Ausstellung zeichnen sich als neue Details – Ausstellung als Kunstwerk und Kunstwerk in Referenz zu vorangegangenen Ausstellungen – in Arbeiten wie jener von 1994 ab: Nach einem Aufenthalt in Le Corbusiers Unité d’Habitation in Firminy baute Heimo Zobernig die Raum-und Treppensituation seiner Wohnung eins zu eins nach und stellte sie 1994 in der Kunsthalle Bern aus. Nach Madrid ist diese Installation nun auch in Graz angelangt, verringert (oder erweitert) um eine Bodenöffnung, die im Palacio de Veláquez einen Gusseisenpfeiler umfasste.

Der Blick zurück an den Beginn der Konzeptkunst, zugleich der monochromen Malerei, funktioniert auch anhand von Tafelbildern vor nicht ganz ausgerollter Verkleidung der abermals zur Schau gestellten Stellwände. Verschiebungen im Wiedererkennen des blauen Monochroms, das an Yves Kleins I.K.B. erinnert, passieren aufgrund der Erweiterung um Lettern beziehungsweise Text im Bild. Durch die im Farbwert nur leicht verschobene Schrift „PAINTING MONOCHROME“ wird einerseits das Prinzip Monochrom gebrochen, andererseits das Bild zum selbstreferenziellen in seinen Verweisen auf die jüngere Geschichte der Kunst.

Zum Raum im Raum dagegen wird ein aus Vorhängen und Bühnenelementen bestehender Einbau, in dem weitere Arbeiten das Thema Malerei über Malerei verhandeln. Durchbrochen ist diese bühnenartige Installation vom jetzt funktionslosen Kunsthaus-Travellator in der Form eines metallischen Quaders, der offensichtlich während der Ausstellungszeit in die Werkschau integriert ist.

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