07/05/2021

Institut für Neurowissenschaften am Campus CEA Paris-Saclay

CEA Saclay, R.D 306
91191 Gif-sur-Yvette

Ein Haus für Forschende und die Forschung

.

Bauherr
CEA - Commissariat à l'énergie atomique et aux énergies alternatives

Architektur
Dietmar Feichtinger Architectes

Partnerarchitekten
Celnikier & Grabli Architectes

Wettbewerbsgewinn
01/2014

Fertigstellung
03/2020

.

07/05/2021

Institut für Neurowissenschaften in Paris-Saclay von Dietmar Feichtinger Architectes – Vordach des Eingangsbauteils im Süden. Die Untersicht aus poliertem Edelstahl ...

©: David Boureau

.... spiegelt die Umgebung ...

©: David Boureau

... je nach Blickwinkel und Tageslicht.

©: David Boureau

Ansicht Ost

©: David Boureau

Foyer mit Empfangspult

©: David Boureau

Die Über-Eck-Verglasung verschränkt das Foyer mit der Umgebung.

©: David Boureau

Stiege vom Foyer zur Galerie

©: David Boureau

Galerie im 1. OG

©: David Boureau

Höfe versorgen innenliegende Büros und Labors mit natürlichem Licht.

©: David Boureau

Gläserne Passerellen verbinden gegenüberliegende Büros und Labors ...

©: David Boureau

... in allen Geschoßen

©: David Boureau

Auditorium Im EG, nach außen öffenbar

©: David Boureau

Labor im EG

©: David Boureau
©: Dietmar Feichtinger Architectes

Ein Haus für Forschende und die Forschung

Das Plateau von Paris-Saclay ist die französische Antwort auf amerikanische Elite-Universitäten wie Columbia und Harvard. 20 Kilometer südlich von Paris entsteht am dortigen Campus eine internationale Drehscheibe technologischer Forschung. Langfristig sind dafür fast drei Milliarden Euro budgetiert. Das dort ansässige CEA (Commissariat à l‘énergie atomique) ist eine führende Forschungseinrichtung für Energie, Umwelt, Technolgie und Gesundheit.

2013 schrieb das CEA einen geladenen Wettbewerb für den Neubau eines Instituts für Neurowissenschaften aus, in dem etwa 350 WissenschaftlerInnen und 40 Studierende tätig sein können. 59 Architekturbüros bewarben sich; das Siegerprojekt stammt von Dietmar Feichtinger Architectes, die als federführendes Team mit Celnikier & Grabli Architekten sowie dem Planungsbüro Ingerop Conseil & Ingénierie kooperierten. Im März 2020 ging das fertiggestellte Institut für Neurowissenschaften am Campus CEA in Paris-Saclay in Betrieb.

„Es war eine technische Herausforderung, die konstant kontrollierbaren Bedingungen für wissenschaftliche Forschung zu gewährleisten“, berichtet Architekt Dietmar Feichtinger. „Wir wollten außerdem räumliche Qualitäten mit Tageslicht, frischer Luft und einem Bezug zum Freiraum schaffen.“

Die geforderten Bereiche – Forschung an lebenden Organismen, Labors, Büros, Foyer und Auditorium – unterliegen unterschiedlichen Zugangsbeschränkungen, die sich aus der schlüssigen Organisation ergeben. Drei eingeschnittene Innenhöfe und transparente Verbindungsstege schaffen taghelle Arbeits- und Laborplätze, sowie informelle Kommunikationszonen, die für die Forschenden wesentlich sind.

Umgeben von alten Bäumen, liegt das neue Institut unweit der atomaren Forschungseinrichtung des CEA, wodurch Synergien möglich sind. „Wir haben den Baumbestand erhalten, um das Auditorium in die Parklandschaft des Campus einzuschreiben. Zugleich erzeugten wir die Atmosphäre eines öffentlichen Platzes“, betont Feichtinger.

Als niederes, dreieckiges Volumen ragt der Eingangsbereich im Süden aus dem vierstöckigen, kubischen Gebäude von rund 95 Meter Länge und 50 Meter Breite hervor. Der Eingangsbauteil, dessen umlaufendes Vordach sich zur Spitze hin verjüngt, rahmt einen Vorplatz mit Wasserbecken, der die Achsen der benachbarten Forschungsbauten aufnimmt. Die Untersicht aus poliertem Edelstahl spiegelt die Umgebung scheinperspektivisch verzerrt, je nach Blickwinkel und Tageslicht wider.

Dieses Spiel mit der Wahrnehmung begleitet den Weg zum Eingang des Instituts. Polierter Edelstahl findet sich auch im Empfangspult im Foyer wieder. Die Eingangshalle verschränkt sich mit seiner Raumhöhe von acht Metern und einer ebenso hohen Über-Eck-Verglasung mit der Umgebung und bildet die "Visitkarte" des Instituts – ebenso wie das Auditorium, das sich mit großen Schiebeelementen zum Vorplatz erweitern lässt und für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden kann. Vom Foyer führt eine einläufige Treppe auf die Galerie im ersten Stock.

Der Forschungsbereich im Erdgeschoß wird von einer Fassade aus Betonpaneelen und schmalen Glasschlitzen umhüllt. Hier wird die Funktionsweise der Neuronen auch an lebenden Organismen wie Fischen erforscht. Sie werden in Aquarien unter konstanten Bedingungen (Wassertemperatur, Licht) im Untergeschoß gehalten, das teilweise durch Lichthöfe natürlich belichtet wird. Auch die Bedingungen für die Labors mit Versuchstieren im Erdgeschoß müssen konstant gehalten werden.

Die Bereiche für die Forschung bilden das Zentrum des Instituts: der Grundriss liest sich dementsprechend wie ein Schaltplan aus Fluren mit Aquarien, Gehegen und Labors. Perfekte, auf Material und Funktion abgestimmte Details charakterisieren die Planung von Feichtinger Architectes. Sie waren für diese Bauaufgabe unabdingbar. Der reinweiße, fugenlose Maschinenraum der neurologischen Forschung wirkt abstrakt – für seinen reibungslosen Betrieb ist ein eigenes Technikgeschoß eingezogen. Ein rückseitiger Ladehof dient der Lieferung von Futter, lebenden Organismen und Entsorgung. Die räumlichen Anforderungen ändern sich ständig: eine Stützenstruktur aus Stahlbeton erlaubt, Bereiche nach Bedarf anzupassen.

Rund 350 WissenschaftlerInnen arbeiten in den Obergeschoßen. Offene Räume mit viel Tageslicht, Ausblicken und großzügigen Erschließungsbereichen, die zum Austausch einladen, schaffen optimale Arbeitsbedingungen – informelle Kommunikation ist die Basis wissenschaftlicher Innovation.

„Die Menschen, die hier forschen, sollen einander begegnen – daher haben wir hier auch attraktive Außenterrassen, wo man natürlich auch arbeiten kann“, so Architekt Dietmar Feichtinger.

Die drei Ebenen des Forschungsgebäudes sind übersichtlich strukturiert: An den horizontalen Fensterbändern der Fassade, reihen sich Büros und Labors an einem hellen Mittelgang aneinander, von dem je zwei weitere im rechten Winkel abzweigen. Diese docken an gläserne Passerellen an, die gegenüberliegende Büros und Labors verbinden, wodurch das Gebäude und die Freiräume auf kurzen Wegen durchquert werden kann.

Drei in das Gebäude eingeschnittene, begrünte Innenhöfe dienen als interne Freiräume, wo man sich aufhalten und mit KollegInnen austauschen kann. Zudem versorgen die Höfe innenliegende Büros und Labors mit natürlichem Licht.

Installationen verlaufen offen geführt an der Sichtbetondecke. Schallschluckende Holzfaserplatten an den Decken der Büros verbessern die Raumakustik. Hellgraue Böden und gangseitige Wände aus Glas schaffen eine freundliche transparente Atmosphäre. Auch hier ist Flexibilität gefragt. Büros können zu Labors und Labors zu Büros umgestaltet werden. Stützenraster, aussteifende Erschließungskerne und Zwischenwände im Leichtbau machen es möglich.

(Text der Architekten, redaktionell überarbeitet)

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+