19/04/2004
19/04/2004

Bundes Immobilien Gesellschaft. EU – weiter, offener, einstufiger Wettbewerb
Neubau des Zentrums für Molekulare Bio Wissenschaft ZMB, Mozartgasse
am Standort der Karl Franzens Universität Graz

40 Stunden Preisgericht
und
Eröffnung der Ausstellung
mit Vorstellung der
Wettbewerbsgewinner und deren Projekt.

Bericht.
71 Projekte wurden eingereicht,
davon
36 Projekte aus Deutschland
1 Projekt aus Spanien
34 Projekte aus Österreich
davon
19 Projekte aus Graz.

Architektenarbeit im Wert von ca. 2 Mio. Euro hängt an der Wand. Nur ein Projekt wird gewinnen, der Rest ist Makulatur. Sind sich alle Juroren dessen bewusst, dass hier vielleicht nicht nur über Projekte, sondern auch über Schicksale entschieden wird?

Der Vorsitzende spricht darüber. Nach ihm berichtet der Vorprüfer. Ein wesentliches Kriterium für den Entwurf waren die vom Bauplatz und vom Projekt abhängigen Abstände des Neubaus von den Bestandsbauten, von den Grenzabständen zu privaten Anrainern und der Gebäudeabstand zur Humboldtstraße.
Obwohl diese Vorgaben eindeutig objektivierbar sind und für alle Teilnehmer gleich sein sollten, verletzten über 60 Teilnehmer diese Vorgaben zum Teil gravierend.

Bedenken diese Damen und Herren nicht dieses unkalkulierbare Risiko?
Oder spekulieren sie mit der Hilflosigkeit des Preisgerichts ob dieser Ignoranz?
Oder rechnen sie mit einem unfairen Vorteil der Konkurrenz gegenüber?

Sanktionierter Betrug oder, wie Doping im Sport, ein Kavaliersdelikt?

Tatsächlich: Es soll Preisrichter geben, die ein Preisgericht mit einem Entwurfs-Reparatur-Unternehmen verwechseln.

Der Bundes-Vergabesenat wurde kontaktiert, die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten wurde befragt. Erst nach deren richtungsweisenden Auskünften konnte das Preisgericht weiter arbeiten.

Nach vier Tagen harter Arbeit gab es ein Siegerprojekt und als Sieger ein Büro aus Ulm, Deutschland. 23 Mio. Euro soll das Bauwerk kosten und 2007 soll es fertig sein.

Am Donnerstag, den 15.04.04 war die öffentliche Präsentation des Wettbewerbs.
Der Vorsitzende des Preisgerichts sprach: Bernhard Hafner dankte dem Auslober für die beispielhafte Vorbereitung und Abwicklung dieses Architekturwettbewerbs. Als vorbildlich bezeichnete Hafner die Mitwirkung der zukünftigen Nutzer mit Sachkenntnis und Engagement.
Für den Bauherren, die BIG, sprach Frau Barbara Nehring kompetent und herzlich als Projektleiterin.
Für das Büro der Sieger – ARGE Seidel, Thoma, Kummer, Lübk und Partner – sprach ein Professor, dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe. Er sprach über die Umgebung, über die Bestandsbauten, über die Baukörper, die Wege, über die Zwischenräume. Über eventuelle Innenräume sagte er nichts.

Alle sprachen sie zur Öffentlichkeit. Diese waren ich, die Architektenkollegen Feyferlik und Liska, ein oder zwei Preisrichter und vielleicht noch 27 andere Personen.
Unter diesen konnte ich keinen weiteren Architekten aus Graz erkennen.
Auch keiner der weiteren Preisträger hat sich zu erkennen gegeben.
Es war sehr nett,
die Sieger haben sich gefreut.

Die Brote waren handgeschmiert und rural.
Der Weißwein war vorzüglich und gut gekühlt, kein Wunder bei diesen Außentemperaturen.
Der Rotwein war zu kalt.
Alkoholfreies gab es auch.

Diskussionen oder kollegiale Gefühlsausbrüche gab es keine.
Um 23:21 Uhr fährt die letzte Straßenbahn vom Bahnhof quer durch die Stadt. Gute Nacht, Graz.

vom Europaplatz
Heinz Wondra

Verfasser/in:
Heinz Wondra
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