05/03/2021

Aldilonda
Promenade in Bastia

Weiche Linien am Fuße der Zitadelle in Bastia auf Korsika

Entwurf und Planung
Dietmar Feichtinger Architectes
Montreuil, 2020

Lokaler Partner
Buzzo Spinelli Architecture
Bonifacio

Landschaftsplanung
IN SITU paysage et urbanisme
Lyon

Ingenieure
sbp France
Paris

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In der GAT-Reihe bauwerk.aktuell werden Architekturproduktionen innerhalb und außerhalb Österreichs präsentiert, die kürzlich fertiggestellt wurden. Bei der Kuratierung werden Projekte von AkteurInnen bzw. ProtagonistInnen mit Bezug zur Steiermark bevorzugt.

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05/03/2021

Promenade "Aldilonda" am Fuße der Zitadelle in Bastia auf Korsika von Dietmar Feichtinger Architectes, 2020

©: David Boureau

Tunnel unter der Südspitze

©: David Boureau

Küstenweg

©: David Boureau

Detail des Küstenwegs

©: David Boureau
©: David Boureau
©: David Boureau
©: David Boureau

Grundriss beim alten Hafen

©: Dietmar Feichtinger Architectes

Grundriss Küstenweg

©: Dietmar Feichtinger Architectes

Ansicht Süd

©: Dietmar Feichtinger Architectes

Ansicht Ost

©: Dietmar Feichtinger Architectes

Ansicht Nord-West

©: Dietmar Feichtinger Architectes

Detailschnitt

©: Dietmar Feichtinger Architectes

In Bastia, der zweitgrößten Stadt an der Nordostküste Korsikas realisierten Dietmar Feichtinger Architectes mit dem lokalen Partner Buzzo Spinelli, insitu Landschaftsarchitekten und spb France die Promenade Aldilonda, was auf Korsisch „Über dem Meer“ bedeutet.

Im Felsen verankert, folgt Aldilonda fünf Meter über dem Meeresspiegel der felsigen Küste. Der Fels bildet das massive natürliche Fundament der mächtigen Umfassungsmauer der Festung von Bastia, die der Stadt ihren Namen gab. Bisher war die Felsküste unter der Festungsmauer nur teilweise zugänglich.

Weiche Linien am Fuße der Zitadelle

Mehr als ein Weg, ein Ziel mit neuen Perspektiven auf das offene Meer, schwebend zwischen Meer und Himmel wird Aldilonda zum Erlebnis. Ein weich geschwungener Weg kontrastiert die massive Festung und den Felsen, auf den die Bastion gegründet ist. Der Weg schmiegt sich an den Felsen, lehnt sich an, durchbricht ihn, weitet sich auf und bietet Plätze zum Verweilen. Sensibel fügt sich die Konstruktion in den Felsen, der reiche Naturraum der Küste wird behutsam durchschritten.

Das rostrote Band des Geländers aus Cortenstahl harmoniert mit dem eisenhältigen Felsen, gewährleistet das Gefühl der Sicherheit über der Brandung, bietet aber auch maximale Transparenz – genauso wie der Gitterrost entlang des Weges, der das Meer darunter erlebbar werden lässt.

Südspitze der Festung unangetastet

Um die Spitze der Festungsmauer, die am weitesten ins Meer ragt, freizuhalten, durchsticht der Weg am Südende den Felsen mit einem Tunnel. Das Aussichts-Plateau über dem Meer wird mit der Promenade über einen flach geneigten Weg und eine Treppe verbunden, ein Lichtschacht bringt natürliches Licht in den Tunnel. Die Seitenwände und die Decke sind aus schalungsreinem Sichtbeton ausgebildet. Die Holzmaserung der Schalung bildet sich an der Oberfläche ab. Die Beleuchtung ist in die Decke bündig eingelassen.

Ein Zugang für alle

Im Norden schließt der Weg an eine Treppe an, die den direkten Zugang zum alten Hafen herstellt. Gleichzeitig begleitet eine flach geneigt Rampe die Kaimauer Jetée du Dragon und schließt die Promenade für alle – ältere Personen, Personen im Rollstuhl und Eltern mit Kindern in Kinderwägen und auch Fahrrad- und Rollschuhfahrer – zugänglich ab.  

Das rote Band

Sich nach oben verjüngende Steher im Abstand von 110mm bilden die Absturzsicherung. Sie sind aus massivem Cortenstahl ausgebildet. Ein L-förmiges Profil, ebenfalls aus Corten, schließt den Aufbeton an der Außenseite des Weges ab. Die einzelnen Steher sind mit dem L-Profil verschweißt.
Die vertikalen Steher folgen der Ondulation des Weges. Die Stäbe bieten eine maximale Transparenz: Frontal ist die Durchsicht maximal, von der Seite bilden sie ein Band, das Sicherheit vermittelt.

Beleuchtung

Im Abstand von drei Metern sind LED-Leisten als Beleuchtung in die Steher integriert. Sie beleuchten den Weg und den Felsen im unteren Bereich des Weges dezent.

Technisches

Hydraulische Versuche in einem Becken in La Seyne-sur-Mer waren notwendig, um die Kraft des Wellenschlags mit 14 Tonnen pro Quadratmeter zu bestimmen. Besondere Sorgfalt wurde auch auf die Beständigkeit der Materialien gelegt. So liegt die Bewehrungsdichte in den an den stärksten exponierten Bereichen bei etwa 400 kg/m3.
Durch akrobatische Einsätze der Arbeiter, von der Plattform der Festung am Trapez abgehängt, ermöglichten die Verankerung der Konstruktion im Felsen. Bohrvorrichtungen mussten konzipiert werden, um die 25 Meter langen Zugstäbe zu verankern.

(Text: Architekten, redaktionell bearbeitet)

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