25/08/2004
25/08/2004

Im städtischen Bad: Ist das ein Spass! Ist das ein Witz?

Eines ist sicher: die städtischen Bäder in Graz werden auch heuer wieder ein Minus haben - einen Abgang aufweisen, wie es in der Geschäftssprache heißt. Fest steht schon der/die/das Schuldige. Wetten? Es wird wieder einmal das Wetter gewesen sein, der verregnete Sommeranfang und jetzt das frühe Herbsteln.
Dass aber an einem sommerlich strahlenden Augustnachmittag das Margarethenbad äußerst schwach besucht ist, hat die Schreiberin dieser Zeilen beim ersten Blick ins Areal erstaunt. Allerdings nur solange, bis an der Kasse für zwei Kinderkarten 7 Euro, was 100 Schilling entspricht (!), zu bezahlen waren. Es war immerhin 15Uhr30. Halbtageskarten? Gibt es nicht mehr.
Städtische Schwimmbäder sind wichtige Naherholungszonen jeder Großstadt, unverzichtbar für Menschen, deren Mobilität eingeschränkt ist. Das sind meist Menschen, die weder über ein Auto noch über einen dicken Geldbeutel verfügen. Kinderreiche Familien, Jugendliche, Mindestrentner, Arbeitslose, Ausländer. Für die wird der Tag im Schwimmbad bei solchen Preisen zu teuer - unleistbar - und sie müssen künftig wegbleiben.
Deren Abgang scheint die Grazer Stadtwerke genauso kalt zu lassen wie der Ärger der Stammgäste des „Bad zur Sonne“ über die sommerliche (!) Revisionssperre vom 2. bis 27. August. Früher - vor der Renovierung und Aufwertung zum Ganzjahresbad - war das nicht mehr sehr schöne, aber sympathisch vergammelte Bad im Herzen von Graz ein Refugium für Menschen, die in der sommerlich schwülen Innenstadt ausharren mussten. Eine mittägliche Erfrischung für Bankbeamte, Friseure und Verkäuferinnen, gerade mal für eine oder maximal zwei Stunden. Jetzt ist es im August zu und wenn es geöffnet hat, kostet die Mittagskurzerholung 5 Euro50 (75 Schilling).
Eines ist sicher: mit solchem Service und solchen Preisen wird der Abgang unaufhaltbar weiter gehen. Vielleicht wäre es den Stadtwerken gar nicht unrecht, wenn das Margarethenbad auf Grund von Besucherschwund gesperrt werden müsste (könnte). Ein Areal wie dieses in bester Grazer Lage könnte lukrativ verkauft und mit Wohnungen bebaut werden.
Auf der Strecke bleiben bei so einer Politik, ob das in Graz oder in anderen Großstädten ist, immer diejenigen, die wenig Kaufkraft haben. Allerdings ist die berechtigte Frage, ob die, die man heute „aussen vor“ lässt, nicht morgen Outlaws sein werden und übermorgen die Kommunen und die Gesellschaft – also uns alle - viel kosten werden. Viel mehr jedenfalls als die jetzt notwendigen Subventionen für öffentliche Bäder, damit die Eintrittspreise „zivil“ bleiben können.

Verfasser/in:
Karin Tschavgova
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