21/07/2004
21/07/2004

Bald eine alte Schabracke?

Was blieb: The otherworldly blue

Über die Griechen schütteln wir den Kopf. Konzeptlosigkeit, chaotische Vorgangsweise, „siga, siga“ (langsam, langsam)-Mentalität, Hasardieren, mit einem Wort: Unprofessionalität wirft man den Griechen in der Vorbereitung der Olympischen Spiele 2004 vor. Typisch südländische Mentalität – finden wir als Erklärung.
Nun, einiges von diesem Temperament scheinen auch die für das Gedeihen der Stadt Graz Verantwortlichen in sich zu haben. Wie wäre sonst zu erklären, dass eine ganze Reihe der wesentlichen öffentlichen Bauvorhaben der letzten Jahre in dieser Stadt typische Symptome als Folge solcher Vorgangsweisen zeigen.
Schon rächt sich etwa, was zu wenig fundiert konzipiert wurde, was keiner Evaluierung unterzogen wurde, was zeitlich zu knapp angegangen und mit zu wenig Budget ausgestattet wurde, was bis zum Kulturhauptstadtjahr irgendwie durchgedrückt werden musste.
Unter diesem zeitlichen und finanziellen Druck war nachhaltig zu planen kein Thema. Man denke an das Debakel um die Nach-2003-Nutzung der Helmut-List-Halle. Die vielgepriesene Bix-Medienfassade des Kunsthauses bleibt meist zappenduster – es fehlt ganz offensichtlich das Geld für ihre Bespielung.
Die Acconci-Insel? Nach nur einem Jahr ein inhaltsloses Eiland, das bestimmungs- und orientierungslos herumsteht/schwimmt/hängt. Im Cafè sind im Juni die Lichter ausgegangen. Kein Wunder, gab es doch keinen Gastgarten - und wer setzt sich schon nahe ans Wasser, um selbiges dort dann doch nicht gurgeln zu hören, strömen zu sehen, riechen zu können? *)
Die Arena, was sollte sie alles sein! Bühne für Sommertheater, für Konzerte und Feste. Doch ohne rechte Bühne, ohne Hinterbühne, ohne Garderoben, ohne Abschottung zum Weg, der die Insel von einem zum anderen Ufer quert, wird sie selbst zur Farce. Der sogenannte Kinderspielplatz ohne Betriebsgenehmigung – eine Lächerlichkeit von Anfang an. Wozu so eine quotengeile Alibihandlung?
Was hier entstand, ist kein Ort, kein Verweilplatz, keine Lauschigkeit, nicht einmal eine großzügige Geste einer Stadtmöblierung. Und außerdem rostet die Insel auch schon ganz ordentlich.
Von nachhaltiger Planung also keine Spur. Sollte diese im 21.Jahrhundert nicht selbstverständlich sein?

*) trotzdem viel Glück dem neuen wagemutigen Pächter des Cafes ab September. Ein aufgelegter Treffer wie das Aiola am Schloßberg wird dieses neue Unternehmen für Gerald Schwarz nicht sein.

Verfasser/in:
Karin Tschavgova
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