25/03/2015

Ein Überblick über Fördermöglichkeiten für Architekturvermittlungsprojekte in Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie über nationale Netzwerke.

Die Autorin ist selbst in einer privaten Vermittlungsinitiative tätig.

25/03/2015

Neben Fördermöglichkeiten spielen Netzwerke von Vermittlungsinitiativen eine immer größere Rolle, z.b. bink – Initiative Baukulturvermittlung für junge Menschen.

©: bink - Initiative Baukulturvermittlung

Im Rahmen des GAT-Schwerpunkts Architektur- und Baukulturvermittlung gab es für die LeserInnen Einblicke in die unterschiedlichsten Positionen und AkteurInnen in diesem Feld. Nun ist es an der Zeit, einen Einblick in die Förderkultur, in Finanzierungsmöglichkeiten für die Durchführung von Vermittlungsprojekten zu geben. Als vorläufiges Ergebnis kann festgehalten werden – dies hat sich auch in Gesprächen mit VermittlerInnen aus Deutschland herauskristallisiert –, dass es in Österreich eine gute Förderkultur seitens des Bundes und der Länder gibt.  

Auf den ersten Blick erscheint dies positiv, denn unterschiedlichste Personen befassen sich aktiv mit Architekturvermittlung – eine sehr erfüllende Tätigkeit, die durch die Begeisterung der jungen Generation eine sehr wichtige ist, aber auch eine zum Großteil sehr unterfinanzierte oder ehrenamtliche Tätigkeit. Die Fördertöpfe sind umkämpft und in Österreich gibt es daher eine Tradition des Wettbewerbs: Das eingereichte Projekt wird von einer namhaften Jury begutachtet und für förderwürdig erklärt oder ausgeschieden. Es kann jeder einreichen, der eine gute Idee und eine Schule für die Umsetzung des Projektes nennen kann. 

Auf der Webseite des KulturKontakt Austria sind sämtliche Förderprogramme sehr übersichtlich aufgelistet: RaumGestalten und culture connected sind die bekanntesten Förderprogramme, die ihre Fördermittel im Wettbewerbsverfahren vergeben. Ein spezielles Budget für Bundesschulen ist das Schulkulturbudget. Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit der Durchführung einer Dialogveranstaltung, wo breit Einreichungen gefördert werden, solange noch Mittel im zur Verfügung stehenden Budget vorhanden sind und die Projekte die Förderkriterien erfüllen. Die Fördersummen reichen von 2.000 Euro (RaumGestalten) bis hin zu den Dialogveranstaltungen, die mit maximal 210 Euro pro erstem Projekttag gefördert werden. Gefördert werden die Honorare der VermittlerInnen und (abhängig vom Förderprogramm) Materialkosten. Bei den Dialogveranstaltungen müssen sich die Schulen oder andere Institutionen an den Kosten beteiligen.
Daneben gibt es noch unterschiedliche Förderungen seitens der Länder, Städte oder Architektenkammern der einzelnen Bundesländer, die meist projektabhängig vergeben werden und daher in der Höhe der Förderung variabel sein können.

Ländervergleich

In Deutschland gibt es auf den ersten Blick keine bundesweite Förderung im eben beschriebenen Ausmaß, hier sind die Förderungen länder- und kommunenabhängig. Es gibt aber ein starkes Vermittlungsbewusstsein im Bereich der Architektenkammern und der öffentlichen Institutionen sowie bei Stiftungen. Als herausragende Beispiele sind hier die Wüstenrotstiftung und die Siemensstiftung zu nennen, im Bereich der öffentlichen Institutionen hat das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt eine Lücke geschlossen, in der neben der Vermittlungstätigkeit auch eine Plattform für Vernetzung und Fortbildung auf sehr hohem Niveau entstanden ist.

In der Schweiz liegt die Umsetzung von Vermittlungsprojekten und Vorbereitung von Unterlagen, die in der Architekturvermittlung verwendet werden, einerseits in der Hand von engagierten ArchitektInnen und Kooperationen, Vereinen und andererseits in der Verantwortung von öffentlichen Stellen wie dem Kindermuseum Creaviva oder des Schweizer Architekturmuseums. Die Fördergeber seitens der öffentlichen Hand entscheiden über Förderungen projektbezogen, aber es gibt auch die Möglichkeit der Kulturförderung. 

Betrachtet man nun in allen drei Ländern die AkteurInnen genauer, so ist ersichtlich, dass deren Anzahl in den letzten Jahren beträchtlich angestiegen ist und es könnte der Schluss daraus gezogen werden, dass die Vermittlungstätigkeit, die sich vorwiegend an Schulen abspielt, einen immer höheren Stellenwert in der Ausbildung einnimmt. Es gibt unterschiedliche Arten der Vermittlungstätigkeit, die direkte, bei der die VermittlerInnen mit SchülerInnen arbeiten, und die indirekte, bei der es um Didaktik, um Wissensvermittlung für PädagogInnen, für KollegInnen in Form von Vorträgen, Weiterbildungsangeboten und um Bereitstellung von Lehrunterlagen geht.  Öffentliche Institutionen bieten auch vermehrt eigene Vermittlungsprogramme an, die den Markt beleben, aber auch in Konkurrenz zu den "privaten" VermittlerInnen stehen können, da sie über das eigene Budget finanziert werden und somit nicht primär von Projektförderungen abhängig sind. 

Fazit

Das österreichische Vermittlungssystem scheint durch die freie Gestaltung viele Möglichkeiten zu bieten, ist aber finanziell stark von den Förderstellen, Sponsoren und Schulbudgets abhängig. Vermittlungsprogramme, die über Institutionen oder auch Ministerien finanziert werden, bieten neben den Workshops auch oft begleitende Maßnahmen für schuleigene Projekte oder Unterrichtsmaterialien an, bieten den VermittlerInnen eine andere Arbeitsatmosphäre, innerhalb derer sie ihre Programme konzipieren können. 
Die Förderungen auf Wettbewerbsbasis, die in Österreich einen Großteil der Projekte finanzieren, stehen in der Schweiz und Deutschland nicht in diesem Ausmaß zur Verfügung. 

Netzwerke

Es gibt einige Netzwerke im Bereich der Architekturvermittlung: In der Schweiz wären hier die Berufsgruppe Architektur (sia – schweizer ingenieur- und architektenverein) und die Kultur-Vermittlung der Schweiz als übergeordnete Organisationen zu erwähnen und in den einzelnen Kantonen gibt es Projekte speziell für PädagogInnen, bei denen neben Wissen und Kompetenz auch Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt werden. Hier ist der Verein Spacespot zu nennen. 

In Deutschland ist ebenfalls die Bundesarchitektenkammer federführend und es werden unter dem Motto Architektur macht Schule unterschiedliche Projekte zur Architekturvermittlung entwickelt. Hier kann die LandesArbeitsgemeinschaft Bayern Architektur und Schule hervorgehoben werden. 

In Österreich hingegen gibt es eine vielfältige Vermittlungstätigkeit, deren Förderung von öffentlichen Stellen gesteuert wird, aber deren praktische Tätigkeit zum Großteil bei privaten VermittlerInnen, Vereinen und Initiativen liegt. Die Initiative Baukulturvermittlung für junge Menschen (bink) spannt ein Vermittlungsnetz über Österreich, in dessen Zentrum der KulturKontaktAustria und die Architekturstiftung Österreich situiert sind. Netzwerkpartner sind öffentliche Institutionen wie die Fachhochschule Kärnten, die TU Wien und die Kunst- und Architekturschule bilding, das Vermittlungsprogramm was schafft raum?, die auf private Initiativen zurückgeführt werden können. Ein Manko hat dieses Netzwerk, das bink umspannt: es umfasst nur eine Bandbreite an Vermittlungstätigkeiten, denn alle kleineren, oft ehrenamtlichen VermittlerInnen sind nicht in das Netzwerk eingebunden und können somit auch nicht aktiv in diesem Netzwerk mitwirken. 

Länderübergreifend ist der Wunsch nach Vernetzung, Wissensaustausch größer geworden, sodass regelmäßig Symposien zur Architekturvermittlung abgehalten werden, hier sollen die Initiativen, die vom Deutschen Architekturmuseum oder von der Bauhaus-Universität Weimar ausgehen, besonders hervorgehoben werden – die Symposien bieten eine gelungene Mischung aus Projektberichten, Forschungsvorhaben und Innovationen.

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