20/09/2010

Unter dem Leitmotiv „Meister, Trickster, Bricoleure – Virtuosität als Strategie für Kunst und Überleben“ wird der herbst am 24. September 2010 in der Helmut-List-Halle eröffnet.

Steirischer Herbst 2010 von 24. September bis 17. Oktober.

20/09/2010

Michael Schuster, AUFEINWORT, Graz 2010 (Entwurf), Montage: Auner

geheimagentur: „Casino of Tricks“

feld72: „Festivalzentrum steirischer herbst 2010“, Montage: feld72

quiOchÖ: „Das große Manöver“; Charles Ponzi, Vater des modernen Schneeballsystems (Wackelfigur, Polyresin, handbemalt, 19 cm, limited edition); Foto: quiOchÖ

Constantin Luser, Molekularorgel; Foto: Markus Rössle

Im Magazin zum steirischen Herbst schreibt Katrin Bettina Müller, Kulturredakteurin bei der Berliner taz, über Michael Schusters Installation AUFEINWORT: „Auf ein Wort, so beginnt das Mauscheln auf den Hintertreppen; so werden unliebsame Entscheidungen weitergegeben, so versteckt sich die Macht beiläufig. Ein ganzes Repertoire von Spielweisen des Auftritts im politischen Alltag wird von dieser knappen Formel aufgerufen.“ Die Installation im öffentlichen Raum, ein Schriftzug aus Styroporbuchstaben und LED-Leuchten, sollte nach Schusters Idee im Rahmen der Ausstellung „Utopie und Monument II“ (Kuratorin Sabine Breitwieser) an der Fassade des Grazer Rathauses angebracht werden. Am selben Ort befand sich im Vorjahr, im ersten Teil von „Utopie und Monument“, eine Art Bühnenvorhang mit dem Titel „Curtain Call for Graz 2009“ von Dolores Zinny und Juan Maidagan. Dem Ansinnen des Künstlers und der Kuratorin erteilte Bürgermeister Nagl in einem Brief an den steirischen herbst diesmal aber eine Absage: Aus „Denkmalschutzgründen“ darf die Installation nicht ausgeführt werden. Nach Anfrage beim steirischen herbst gibt es auch keine weitere Ausführung dieser bürgermeisterlichen Begründung. Mutmaßungen könnten dagegen in Richtung Bildungsstand und Kunstverständnis des Bürgermeisters geführt werden – eigentlich also kaum überraschend, erinnert man sich an die Absperrung des Erzherzog-Johann-Brunnens zur Kompensation sozialer Probleme. AUFEINWORT wird nun während der Zeit des Festivals als Inserat in Printmedien geschaltet (demnächst auch auf www.gat.st; Anm. d. Red.). Wem gehört die Stadt (?) ist eine Frage, die sich im Zusammenhang mit Kunst im öffentlichen Raum immer wieder stellt, wenngleich „Utopie und Monument II“, entsprechend dem herbst-Motto, heuer mit zehn Interventionen im Stadtraum “die Virtuosität des Öffentlichen“ behandelt.

Unter dem Leitmotiv „Meister, Trickster, Bricoleure – Virtuosität als Strategie für Kunst und Überleben“ wird der herbst am 24. September in der Helmut-List-Halle mit einem Projekt von Christine Gaigg, BernhardLang, Winfried Ritsch und Philipp Harnoncourt und einem Konzert von Lali Puna eröffnet: „Maschinenhalle #1“.
Im Aufbau befindet sich derzeit noch das Festivalzentrum Forum Stadtpark, das nach einem Entwurf des österreichischen Architekturkollektivs feld72 mit 2000 Europaletten zur Arena umgestaltet wird. Hier nimmt für acht Tage das „Casino of Tricks“ Quartier, in dem die deutsche Künstlergruppe geheimagentur beigesteuerte Tricks des Publikums gegen Spielchips eintauscht, die man vielleicht zu Bargeld machen kann. Ausstellungen neben anderen von Dan Perjovschi, Hannah Hurtzig und Susanne Kudielka & Kaspar Wimberley finden hier ebenso statt wie die mehrteilige Festivalkonferenz, während der vor allem Friedrich Kittler am 9. Oktober einen Vortrag zur Virtuosität halten wird.

Ein Geschäftslokal in der Jakoministraße ist Zentrale für die Linzer Künstlergruppe qujOchö und ihre Untersuchung „Das große Manöver“. Es handelt sich um den Versuch einer Darstellung der Methoden bekannter Finanzjongleure, die Lücken kapitalistischer Systeme zu ihren Gunsten nützen beziehungsweise diese hintergehen. Eine Ausstellung im Grazer Kunstverein zeigt, wie Matts Leiderstam sich als Künstler durch die kanonische Ordnung von Museen und Sammlungen arbeitet, um dem vermeintlich kunsthistorischen Kanon durch eigene Interpretation zu entgegnen. Der Kunstverein Medienturm widmet seine Schau dagegen einem gewissermaßen in die Jahre gekommenem Medium unter dem Titel „Kunst im Sog von Fernsehen“.

Im musikprotokoll wird Constantin Lusers Installation „Molekularorgel“ im Innenhof des Chemieersatzgebäudes der TU mit einer Komposition von Peter Jakober eingeweiht. 35 Musikerinnen und Musiker spielen die vierzehn Posaunen, vierzehn Trompeten und sieben Tuben des einen Objekts. Und im Stadtmuseum wird der Pianist Mario Formenti in einem „Selbstversuch“ Werke von Erik Satie, Klaus Lang und Morton Feldman interpretieren: Acht Tage lang, jeweils von 10.00 bis 22.00 Uhr, zu verfolgen auch im Livestream unter http://oe1.orf.at/musikprotokoll.

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