22/07/2015

Von 1. Juni bis 30. September 2015 findet der erste steirische Architektursommer statt. GAT nimmt mit dem Projekt A Tempo – Die mobile High Definition Baustelle teil. aufgeschlossene WG ist der 19. Clip der Serie.

Konzept & Grafik: Norbert Rusz
Text: Emil Gruber
Videoclips: Nico Schrenk
Musik: Norbert Rusz

22/07/2015
©: Butterfly Hunter, Dave Montreuil
©: HDA – Haus der Architektur

Symbiose, die: das Zusammenwirken von mehreren Faktoren, die sich vielfach gegenseitig begünstigen. (Definition nach Wiktionary)

Wieder wurden Subventionen reduziert. Bewährte Kulturbetriebe kommen unter Druck, manche zittern um ihr Fortbestehen.  
Die  „Meinung des Volkes“, in Boulevardblättern abgedruckt oder auf deren Site online gestellt, versteht die Sparmassnahmen: „Kultur bringt nichts für die Wirtschaft“*. Kunst, die sich nicht selbst erhalten kann, ist „parasitär und unnütz“*. Wer als Künstler ohne staatliche Gelder nicht leben könne, solle sich eine „anständige Arbeit“* suchen. Wenn schon Kunst, dann eine, „die man versteht“*. Die Foren der auflagenstarken Tageszeitungen sind voller ordentlicher Kunst- und Kultursachverständiger.

Populismus statt Vision, oft sehen Politiker in der Enge der Wahlergebnisse nicht mehr die Weite der kulturellen Landschaft.
Massentauglichkeit ist gefragt, flach und stromlinienförmig, inhaltsunverdächtig, vergnüglich. 
Kultur kostet nur, ohne Profit für den Standort.

Party und Spiele will das Volk, Entertainment mit Mitklatsch- und Feuerzeugschwenkfaktor, Events der sofort identifizierbaren RichtungkameradauergesichtsverzieherInnen, Sport und gezähmte, dressierte Kunst, die als Design verwertet werden kann. 
All das ist wirtschaftslieb, sorgt für Umsätze.

Nein, nein und nochmals nein!

Kunst und Kultur sind nicht nur ein Motor für den europäischen Gedanken. Sie bauen nicht nur Brücken von der eigenen kulturellen Identität in die ganze Welt hinaus. Sie sorgen nicht nur für Freiräume. Sie sorgen nicht nur für Bildung, entwickeln neue Ideen und helfen Menschen bei der Bewältigung des Alltags. („Warum spielten sofort nach Kriegsende in den zerbombten Städten, als wirklich kein Geld da war, sehr schnell wieder die Theater?“, fragt Joachim Lux, ohne auf eine Antwort zu warten, in einem kürzlich erschienenen ZEIT-Artikel). Kultur und Kunst stiften nicht nur Sinn.

Kunst- und Kulturarbeit schaffen Arbeitsplätze. Sie sind ein Wirtschaftsfaktor. 
KünstlerInnen bearbeiten Materialien, KünstlerInnen gehen einkaufen. KünstlerInnen brauchen Unterstützung für die Umsetzung ihrer Werke. KünstlerInnen engagieren HandwerkerInnen und Hilfskräfte. KünstlerInnen suchen einen Platz für ihre Arbeit. KünstlerInnen mieten Räumlichkeiten. KünstlerInnen exportieren. KünstlerInnen beauftragen Transporteure und Spediteure. KünstlerInnen brauchen….

Von all dem profitieren Gewerbe und Arbeitsplätze vor Ort. Stadt und Land erhalten Teile des Geldes durch die an sie abgeführten Steuern retour. 
Eine Kürzung der Kultursubventionen trifft am Ende immer auch die Wirtschaft.  

Kultur, Kunst und Politik leben in einer Symbiose. PolitikerInnen, die ausreichend Platz dafür lassen, machen eine gesunde Politik. Eine gesunde Politik nützt der Gesellschaft. Das ist soziale Wertschöpfung.

Anlage 1: Kultur im Sternzeichen des Sparschweins. Diskussion um den politischen Umgang mit Kulturförderung, 2007

Anlage 2: SonnTAG 254: Kapital. Albert Pall erklärt den Umgang mit Geld, 2008

Anlage 3: SonnTAG 60: Geld. Oliver Elser formuliert Einnahmen und Ausgaben für Architekten, 2005



*die Zitate sind Kommentare anonymer Leser zu Berichten in Tageszeitungen rund um die aktuellen Kürzungen im steirischen Kulturbudget. 

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