12/11/2013

austrian brick and roof award
wird alle zwei Jahre für beispielhafte Architektur aus Ziegeln und Klinkern verliehen

Auslober:
Wienerberger Österreich und Tondach Gleinstätten in Kooperation mit dem Verband Österreichischer Ziegelwerke

12/11/2013

Familiendorf Nußdorf-Debant, 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: Arge fuchsundpeer und Architekt Mario Ramoni, 2011. Bauherr: Osttiroler Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft

©: Norbert Prommer

Wohnanlage Villenviertel Dornbirn, 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: Arch. DI Christian Lenz, 2012. Bauherr: Revital Bauträger GmbH

©: Norbert Prommer

Haus in Dornbirn-Haselstauden, 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: Arch. DI Bernhard Berger, 2011. Bauherr: DI Antonia Hopfner

©: Norbert Prommer

Wohnbau Penzinger Straße, 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: Steinbacher Thierrichter ZT GmbH, 2010. Bauherr: Premium Bauträger GmbH

©: Norbert Prommer

Wohnhausanlage Auersthal, Anerkennung 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: g.o.y.a. ZT GmbH, 2011. Bauherr: Heimat Österreich

©: Norbert Prommer

Niedrigstenergie-Wohnhausanlage Wiener Neustadt, Anerkennung 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: Runser/Prantl architekten, 2011. Bauherr: SGN Neunkirchen GmbH

©: Norbert Prommer

Campus Dornbirn II, Anerkennung 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: Aicher Architekten, 2010. Bauherr: Campus Dornbirn II Investment GmbH

©: Norbert Prommer

Pflegewohnhaus Wien-Simmering, Anerkennung 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: josef weichenberger architects + partner, 2011. Bauherr: Senuin Beteiligungsverwaltungs-GmbH

©: Norbert Prommer

Haus mabi&mibi Wien, Anerkennung 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: Klaus Leitner Architektur, 2011. Bauherr: Maria und Michael Bindlechner

©: Norbert Prommer

Büro- und Wohngebäude Palzer, Neumarkt im Mühlkreis, Anerkennung 'austrian brick and roof award 13/14'. Architektur: Schneider & Lengauer Architekten, 2009. Bauherr: Ing. Martin Palzer

©: Norbert Prommer

Mit dem austrian brick and roof award, der mit diesem Jahr bereits zum vierten Mal verliehen wurde, werden Projekte ausgezeichnet, die die vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten von Ziegel und Klinker in der zeitgenössischen Architektur beispielhaft und vorbildlich aufzeigen.
Alle zwei Jahre bietet der Preis eine Bühne, um jene Projekte öffentlich sichtbar zu machen, die zeigen, wie attraktiv, spannend und vielseitig moderne Ziegelarchitektur in Österreich heute ist. Seit seiner erstmaligen Auslobung im Jahr 2007 ist die Zahl der Einreichungen kontinuierlich gestiegen und erreichte 2013 mit 67 Kategorie-Nennungen einen Höhepunkt. Insgesamt wird ein Preisgeld von 10.000 Euro – je 2.500 Euro pro Kategorie – vergeben.

Zur Einreichung eingeladen waren Bauherren/Bauträger, Architekten/ Planer und Baumeister/Bauausführende in vier Kategorien:
Wohnbau/Nichtwohnbau großvolumig / Wohnbau kleinvolumig / Steildach mit Tondachziegel / Fassadengestaltung mit Ziegel und Klinker.

Kriterien der Beurteilung durch die Fachjury waren:
_ Wie hat sich dieses eingereichte Projekt mit dem Potenzial des Ziegels sowie von Klinker in all seinen Möglichkeiten (Wand, Dach, Decke, Fassade ...) auseinandergesetzt?
_ Wie wirkt sich das Material Ziegel in ökonomischer, ökologischer, gestalterischer Art auf das realisierte Gebäude und sein Umfeld aus?
_ Innovative architektonische Gestaltung.
_ Handwerklicher Umgang mit dem Material Ziegel und Klinker.
_ Gestaltung unter der Maxime technischer und ästhetischer Optimierung.
_ Ein maßgeblicher Teil des Projekts muss in Ziegel oder Klinker ausgeführt sein.
_ Fertigstellung für die Projekte ist das Jahr 2009 oder später.

Die Beurteilung der Projekte erfolgte durch eine Fachjury (alphabetisch, ohne Titel):
_ Hans Gangoly (Architekt, Universitätsprofessor)
_ Gerhard Koch (Verband Österreichischer Ziegelwerke)
_ Christian Kühn (Universitätsprofessor, Architekturstiftung Österreich)
_ Martin Olbrich (Tondach Gleinstätten)
_ Sabine Pollak (Architektin, Universitätsprofessorin)
_ Christian Weinhapl (Wienerberger Österreich)

Award, Anerkennungspreis, internatationaler brick award
Neben den vier Projekten, die einen Award erhielten, gab es weitere sechs Projekte, die mit einer Anerkennung prämiert wurden. Die zehn ausgezeichneten Projekte wurden in der Folge zum Internationalen brick award 14 als Beitrag Österreichs eingereicht. Der internationale brick award wird von der Wienerberger AG alle zwei Jahre ausgeschrieben und zeichnet die besten Ziegelbauprojekte weltweit aus.

Publikation best of brick and roof
Die zehn ausgezeichneten österreichischen Projekte werden in der Publikation best of brick and roof präsentiert.

Awards erhielten:

Kategorie Wohnbau/Nichtwohnbau großvolumig
   • Familiendorf Nußdorf-Debant

Kategorie Fassadengestaltung mit Ziegel und Klinker
   • Wohnanlage Villenviertel Dornbirn

Kategorie Wohnbau kleinvolumig
   • Haus in Dornbirn/Haselstauden

Kategorie Steildach mit Tondachziegel
   • Wohnbau Penzinger Straße

Anerkennungen erhielten:

Kategorie Wohnbau/Nichtwohnbau großvolumig
   • Wohnhausanlage Auersthal
   • Niedrigstenergie-Wohnhausanlage Wiener Neustadt

Kategorie Fassadengestaltung mit Ziegel und Klinker
   • Campus Dornbirn II
   • Pflegewohnhaus Simmering

Kategorie Wohnbau kleinvolumig
   • Haus mabi&mibi
   • Büro- und Wohngebäude Palzer

Details zu den Projekten

Die Preisträger:

Familiendorf Nußdorf-Debant
Hermann-Gmeiner-Straße 1, 9990 Nußdorf-Debant, Osttirol
Architektur: Arge Fuchsundpeer, Renate Benedikter-Fuchs, Karlheinz Peer und Architekt Mario Ramoni
Bauherr: Osttiroler Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft
Planungs- und Bauzeit: 2008–2011
Nutzfläche: 3.689 m2
Das Konzept der SOS-Kinderdörfer hat sich seit ihrer Entstehung in den 1950er-Jahren verändert. War es damals das Ziel, den Kindern mit dem Dorf eine Art „heile Welt“ zu schaffen, die Abstand zu erlittenen Kriegstraumata ermöglicht, hat heute – neben der Sicherheit – ein weiteres Ziel an Bedeutung gewonnen: Die Kinder sollen ihre Persönlichkeit in der Reibung an der Außenwelt entwickeln können. Ein zeitgemäßes SOS-Kinderdorf ist daher idealerweise kein „Dorf im Dorf“ mehr, sondern ein in bestehende sozialräumliche Strukturen aufgeteilter Ort des Zusammenlebens. Wenn solche Strukturen nicht ausreichend vorhanden sind, dann muss man sie, wie hier in Nußdorf-Debant in Osttirol, schaffen. Statt eine in die Jahre gekommene Siedlung zu sanieren, entschied man sich für den Neubau eines „Integrierten SOS-Kinderdorfs“, das sich nicht nach außen abgrenzt, sondern öffentlich zugänglich ist und auch nicht ausschließlich von SOS-Kinderdorf-Familien bewohnt wird. Als Vorbild für die Architekten diente die Gartenstadt in der Form, wie sie Roland Rainer in den 1960er-Jahren konzipierte, allerdings in noch etwas dichterer, überwiegend zweigeschoßiger Packung. Die Verdichtung und die autofreie Ausführung der Wege und Plätze sind vorbildlich, auch wenn fraglich bleibt, ob die radikale Trennung von Straßenraum und privaten Höfen eine glückliche Lösung ist. Die 37 unterschiedlich großen Wohneinheiten folgen alle derselben Typologie: Eine gedeckte Eingangszone ist zugleich Sitzbereich und bildet zusammen mit dem anschließenden kleinen Garten den privaten Außenraum, zu dem sowohl die Wohnbereiche im Erdgeschoß als auch die Schlafräume im Obergeschoß orientiert sind. Das aufgehende Mauerwerk ist aus Hochlochziegel mit 50 Zentimeter Wanddicke ohne zusätzliche Wärmedämmung ausgeführt. (Text: Christian Kühn)

Wohnanlage Villenviertel Dornbirn
Oberdorferstraße 5+7, 6850 Dornbirn, Vorarlberg
Architektur: Arch. DI Christian Lenz
Bauherr: Revital Bauträger GmbH
Planungs- und Bauzeit: 2010–2012
Nutzfläche: 1.463 m2
Dornbirn Oberdorf ist eine noble Wohngegend. Hier finden sich großzügige Villen aus der Blütezeit der Dornbirner Textilindustrie Anfang des 20. Jahrhunderts, eingebettet in Grünflächen mit altem Baumbestand. Die Idee der englischen Gartenstadt ist spürbar. In den vergangenen Jahren erfolgte zunehmend eine urbane Verdichtung, die sich auch in den beiden Häusern der prämierten Wohnanlage widerspiegelt und zusammen mit weiteren Neubauten in der Nachbarschaft ein zeitgenössisches Statement setzt. Die Platzierung der Baukörper im Villenviertel Dornbirn erfolgt entsprechend der Grundstückskonfiguration und mit Rücksicht auf die vorhandene Bepflanzung. Dadurch ergeben sich interessante Ein- und Durchblicke auf die Umgebung. Alle elf Wohnungen in Niedrigenergiestandard mit Größen von 100 bis 240 m² haben überdachte, nach Westen und Süden orientierte Loggien oder Balkone mit wunderbar weiten Ausblicken. Auf den ersten Blick sticht die bewegte Fassade ins Auge, die beide Gebäude ganzheitlich umhüllt und aus erdfarbenen Klinkerziegeln mit gemaserter Oberfläche besteht. Mehrere Farbtöne, von hellem Beige bis zu dunklem Braun, sind nach einem exakten Fugenbild verlegt, womit von nah und fern ein lebendiger Eindruck entsteht. Anklänge an die hier weitverbreiteten Holzschindeln mit ihrem Farbenspiel kommen auf. Die Klinkerfassade wird ergänzt und kontrastiert vom Sichtbeton der Garageneinfahrten und Einfriedungen sowie vom eleganten grünlichen Naturstein der Vorplätze, der sich auch in die Hauseingänge zieht. Neben der Fassade bestimmen insbesondere die tiefen Loggien die kubischen Baukörper. Zusammen mit den ebenfalls tief eingeschnittenen Fenstern mit ihren dunklen Profilen verleihen sie den Gebäuden eine große Tiefenwirkung und steigern die Plastizität der Fassaden. (Text: Barbara Feller)

Haus in Dornbirn/Haselstauden
6850 Dornbirn/Haselstauden, Vorarlberg
Architektur: Arch. DI Bernhard Berger
Bauherr: DI Antonia Hopfner
Planungs- und Bauzeit: 2011
Nutzfläche: 130 m2
Der Dornbirner Ortsteil Haselstauden ist ein typisches heterogenes Siedlungsgebiet im dichtverbauten Rheintal. Reste der ehemaligen bäuerlichen Bebauung finden sich hier ebenso wie mehrgeschoßige Wohnbauten, einzelne Gewerbebetriebe und eine Menge Einfamilienhäuser aus den vergangenen Jahrzehnten. Auf den ersten Blick unspektakulär, fügt sich das prämierte Gebäude mit seinem flachen Giebeldach und den weißverputzten Fassaden in diese Umgebung. Dennoch ist es keinesfalls gewöhnlich. Der Wunsch der Bauherrschaft nach einem „funktionalen und im besten Sinne alltäglichen Haus, welches sich auf das Wesentliche konzentriert“, wurde perfekt umgesetzt. Der nicht unterkellerte dreigeschoßige Massivbau orientiert sich zum benachbarten Elternhaus der Bauherrin. Hier ist unter einer großen Terrasse mit Pergola der Zugang mit Carport situiert. Eine Außenstiege schafft eine kurze Verbindung vom Wohnbereich im ersten Stock zum Garten. Nach Süden öffnet sich die Fassade mit großzügigen raumhohen Fenstertüren, die mit Lochblechfensterläden beschattet werden können. Die klare äußere Form bildet sich auch im Inneren ab. Das 50 Zentimeter dicke Außenmauerwerk ist innen und außen mit Kalkzementmörtel verputzt. Die Stahlbetondecken sind aus Sichtbeton gefertigt und gemeinsam mit dem Ziegelmauerwerk dienen sie als Speichermassen. Sie wirken sowohl dem schnellen Auskühlen als auch der sommerlichen Überhitzung durch ihr träges Temperaturverhalten entgegen. Ein rundum durchdachtes Haus, das auch durch die dezente Materialwahl sowie die feine Verarbeitung besticht. (Text: Barbara Feller)

Wohnbau Penzinger Straße
Penzinger Straße 54, 1140 Wien
Architektur: Steinbacher Thierrichter ZT GmbH, Stefan Steinbacher, Roland Thierrichter,
Bauherr: Premium Bauträger GmbH
Planungs- und Bauzeit: 2006–2010
Nutzfläche: 2.560 m2
Der Siedlungsdruck in den Ballungszentren hat in den vergangenen Jahr(zehnt)en die Zahl an Aufstockungen und Dachbodenausbauten stark steigen lassen. Infolgedessen wurden diese zu begehrten Wohnlagen. Die Bundeshauptstadt Wien ist dafür ein gutes Beispiel. Von kaum wahrnehmbaren baulichen Erweiterungen bis zu prägnanten eigenständigen Architekturen werden verschiedene Konzepte realisiert. Besonders sensibel ist diese Bauaufgabe, wenn es sich um denkmalgeschützte oder in Schutzzonen befindliche Objekte handelt. Ein solches fanden die Architekten in der Penzinger Straße, unweit von Schönbrunn, vor: ein typisches Vorstadtensemble mit gemischter Wohn- und Gewerbenutzung aus unterschiedlichen Errichtungsphasen. Beim Umbau des Wohnhauses in Wien Penzing wurde die gesamte Liegenschaft neu geordnet. So entstanden 24 Wohnungen mit Balkonen, Terrassen oder Gartenanteilen sowie einigen Stellplätzen. Der eingeschoßige Straßentrakt wurde etwa Ende des 18. Jahrhunderts errichtet und durfte nicht aufgestockt werden. In enger Abstimmung mit dem Denkmalamt entstand ein sehr auffallender Dachbodenausbau. Die Dachneigung wurde stark angehoben, sodass zwei Geschoße realisierbar waren. Die Belichtung erfolgt über dominante Dachgaupen. Deren Anordnung ergibt sich aus der inneren Raumstruktur. Im ersten Dachgeschoß sind sie jeweils als Paar ausgebildet, darüber sind sie als Einzelfenster angeordnet. Verglast ist nicht nur die quadratische Schauseite, sondern auch das Oberlicht, sodass eine ausreichende Belichtung gegeben ist. Die Dacheindeckung erfolgte mit dem Tondachziegel-Modell „Tasche“. Das Naturrot dieser Ziegel wird auch in den Gaupen weitergeführt, und die Fensterprofile setzen mit einem helleren Rotton noch ein wenig mehr Farbakzente. Zusammen mit der fast schon ins Rosé gehenden Färbung der Hausfassade ergibt sich ein sehr expressiver Eindruck. (Text: Barbara Feller)

Die Anerkennungen:

Wohnhausanlage Auersthal
Europabadgründe, 2214 Auersthal, Niederösterreich
Architektur: g.o. y.a. ZT GmbH, Christoph Janauschek, Roman Drbusek, Paul JE Preiss
Bauherr: Heimat Österreich
Planungs- und Bauzeit: 2010–2011
Nutzfläche: 1.609 m2
Eine lockere Kombination von dreigeschoßigen Stadtvillen und zweigeschoßigen Reihenhäusern ist das städtebauliche Prinzip dieser Wohnhausanlage. Durchgängig in Ziegelmauerwerk ausgeführt, sind die Häuser von höchster Effizienz im Grundriss. Das zentrale Treppenhaus in den Villen versorgt fünf Wohnungen pro Geschoß, die zwar tiefe Grundrisse haben, jedoch durch großzügige Fenstertüren und einen umlaufenden Balkon aufgewertet werden. Auffälligstes Merkmal an der Fassade sind in Schienen bewegliche Fassaden- platten mit lasergeschnittenen ornamentalen Schlitzen, die vor den massiven Ziegelbauten wie ein leichter Vorhang wirken. Der Zwang zur Sparsamkeit muss nicht immer rationalistisch zum Ausdruck gebracht werden: Eine verspielte Geste an der richtigen Stelle beweist zumindest, dass man anders könnte, wenn man dürfte. Den fehlenden Spielraum im Grundriss kann sie freilich nicht ersetzen. (Text: Christian Kühn)

Niedrigstenergie-Wohnhausanlage Wiener Neustadt
Kurt-Ingerl-Gasse 4, 2700 Wiener Neustadt, NÖ
Architektur: Runser/Prantl architekten, Alexander Runser, Christa Prantl
Bauherr: SGN Neunkirchen GmbH
Planungs- und Bauzeit: 2010–2011
Nutzfläche: 3.821 m2
Auf einem Raster von exakt einem Meter im Quadrat aufgebaut, ist dieses Projekt an Rationalismus kaum zu überbieten: keine expressiven Bauformen, kein flottes Detail, keine besondere Farbigkeit. Hier ist alles robust und ausreichend dimensioniert, aber nichts ist zu viel. Ein verglastes Stiegenhaus mit ebenfalls verglastem Lift gibt dem Zugang zu den Wohnungen eine großzügige Note. Hochlochziegel kamen für alle Wände zum Einsatz, an der Fassade als Verbundsystem in Kombination mit einem Vollwärmeschutz. Kontrollierte Raumlüftung und Wärmerückgewinnung bringen das Projekt knapp an den Passivhausstandard. Das Haus erweist sich im Alltag als robustes Gerüst, das sukzessive in Besitz genommen wird. Auf den Laubengängen ist Platz für allerlei Pflanzen, und auch die tiefen, gut nutzbaren Balkone verwandeln sich unter den Händen der Bewohner in Oasen des individuellen Geschmacks, die wie kleine Beiboote an einem großen weißen Dampfer vertäut sind. (Text: Christian Kühn)

Campus Dornbirn II
Hintere Achmühlerstraße 1, 6850 Dornbirn, Vorarlberg
Architektur: Aicher Architekten, Gerhard Aicher, Karin Aicher
Bauherr: Campus Dornbirn II Investment GmbH
Planungs- und Bauzeit: 2008–2010
Nutzfläche: 4.500 m2
Wie in vielen Städten wird auch in Dornbirn ein ehemals gewerblich genutztes Areal zu einem Gebiet mit hochwertigen Arbeitsplätzen entwickelt. Der in der ersten Phase 2010 fertiggestellte sechsgeschoßige Kopfbau ist geprägt durch seinen strengen Fensterraster und die durchgängige Klinkerfassade. Die relativ großen Fenster im einheitlichen Format haben einen kleinen öffenbaren Flügel und werden von außenliegenden Jalousien beschattet. Die Klinkerriemchen-Fassade überzieht das gesamte Gebäude gleich einer Hülle mit gleichmäßigem Format, das je nach Lichtsituation in unterschiedlichen Farbstimmungen changiert: von silbrig-weiß über rötlich hin zu einem satten Graubraun. Der Eingang bricht aus dem Raster mit einem über zwei Geschoße reichenden „Schau-Fenster“, in dem sich die Umgebung spiegelt. Die Büroflächen sind mobil und flexibel teilbar, und die Dachterrasse steht mit ihrem weiten Ausblick allen Mietern zur Verfügung. (Text: Barbara Feller)

Pflegewohnhaus Simmering
Dittmanngasse 5, 1110 Wien
Architektur: josef weichenberger architects + partner,
Bauherr: Senuin Beteiligungsverwaltungs GmbH
Planungs- und Bauzeit: 2006–2011
Nutzfläche: 5.800 m2
Dieses dritte im Rahmen der Neubauoffensive der Stadt Wien eröffnete Geriatriezentrum befindet sich auf den ehemaligen Mautner-Markhof-Gründen, einem aktuellen Stadterweiterungsgebiet im historischen Ortskern von Simmering. Die neuen Pflegewohnhäuser sind von wohnlicher Atmosphäre, einfacher Orientierung sowie von Sichtbezügen nach innen und außen geprägt. Im Erdgeschoß befindet sich eine großzügige offene Kommunikationszone, die mit Café, Therapiezentrum und Tageszentrum für Externe der Begegnung und dem Austausch dient. Auch die Freibereiche bieten unterschiedliche Qualitäten und ermöglichen damit ein differenziertes Natur- und Umwelterlebnis. Das relativ große Volumen wird durch seine Farbgebung gegliedert. Dabei kommen sehr dunkle, fast schwarze Ziegelplatten und weiße gedämmte Putzbänder zum Einsatz, die die innere Struktur teilweise kontrastieren und damit für leichte Irritation sowie Lebendigkeit und Abwechslung sorgen. (Text: Barbara Feller)

Haus mabi&mibi 1130 Wien
Architektur: Klaus Leitner Architektur
Bauherr: Maria und Michael Bindlechner
Planungs- und Bauzeit: 2010–2011
Nutzfläche: 200 m2
Ein Haus am Hang, das auf der Gartenebene einen durchgehenden Sockel bildet, darauf zwei kubische Baukörper im Dialog. Die Terrasse dazwischen wird zum offenen Wohnzimmer mit Blick in die Umgebung. Unterschiedliche Bereiche auf Distanz zu halten scheint das Thema dieses Hauses zu sein: Wohnen und Essen liegen getrennt in jeweils einem Baukörper, ebenso die Arbeitszimmer der Bauherren. Selbst zur Natur gibt es keine fließende Verbindung, sondern raffiniert angelegte Barrieren aus Treppen und Brüstungen. Folgerichtig ist auch die Konstruktion mehrschichtig angelegt und hält die Schichten auf Distanz: 17 Zentimeter Ziegelmauerwerk für die tragenden Wände, eine hinterlüftete Vormauerung aus Klinker sowie präzis eingefärbte sichtbare Stahlbetonüberlager, die erst die großzügigen Glasflächen und offenen Ecken ermöglichen. Die Kombination von farbigem Stahlbeton mit dem erdigen Ton des Klinkers verleiht dem Haus eine noble Atmosphäre, deren Melancholie durchaus suggestiv wirkt. (Text: Christian Kühn)

Büro- und Wohngebäude Palzer
Marktplatz 3, 4212 Neumarkt im Mühlkreis, Oberösterreich
Architektur: Schneider & Lengauer Architekten, Peter Schneider, Erich Lengauer
Bauherr: Ing. Martin Palzer
Planungs- und Bauzeit: 2007–2009
Die Verödung der Ortskerne ist für viele Gemeinden ein zunehmendes Problem. Dieses kleine Projekt mit nicht mehr als 32 Quadratmetern Nutzfläche pro Geschoß ist ein homöopathisches Mittel zur Ortskernregeneration. Der verfallene Altbau, ein Symptom des mangelnden Vertrauens in den Standort, wurde weitgehend abgetragen. Der Neubau glänzt durch Einfachheit und gute Proportionen. In den unteren Geschoßen zwei Fensterbänder, ein parapethloses Prachtfenster im leicht auskragenden dritten Geschoß, darüber eine Dachterrasse, deren Zugangsturm in der Nacht zur leuchtenden Laterne wird. Mehr braucht es nicht, um einen markanten Punkt zu setzen, der in die Umgebung ausstrahlt. Konstruiert ist das Haus mit einfachen Mitteln: verputztes Ziegelmauerwerk mit 38 Zentimeter Wanddicke, Holz- und Betondecken, eine Treppe aus ein wenig Stahl und viel Luft. Das Ergebnis ist alles andere als traditionell, aber es steht gut da und hat – im Interesse eines lebendigen Ortskerns – bereits Nachahmung gefunden. (Text: Christian Küh)

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