20/11/2017

Bauherrenpreis 2017
PreisträgerInnen

Sechs Projekte aus den 23 Nominierungen wurden mit dem BHP '17 gewürdigt.

Zu den Preisträgern zählt auch Basilika & Geistliches Haus, Mariazell, der Architekten Feyferlik/Fritzer, Graz

Der Preis wird jährlich seit 1967 vergeben und honoriert Persönlichkeiten oder Personenkreise, die sich als BauherrIn, AuftraggeberIn oder MentorIn in besonderer Weise für die Baukultur in Österreich verdient gemacht haben.

Ausloberin
ZV - Zentralvereinigung der Architektinnen und Architekten Österreichs

Ausstellung
Die Preisträger und alle nominierten Projekte (s. Artikel- empfehlung) werden im Ringturm, Schottenring 30, 1010 Wien vom 7.12.2017 bis 12.1.2018, Mo – Fr, 9–18 Uhr ausgestellt.

20/11/2017

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Catering Pavillon Wolke 7, Grafenegg, NÖ

Architektur: the next ENTERprise Architects©: Lukas Schaller

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Catering Pavillon Wolke 7, Grafenegg, NÖ

©: Lukas Schaller

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Evangelische Kirche Mitterbach, NÖ

©: Konrad Neubauer

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Evangelische Kirche Mitterbach, NÖ

©: Konrad Neubauer

BHP-PreisträgerInnen 2017
: 'Paradies' in der Nordturmkammer der Basilika Mariazell, St

©: paul ott photografiert

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Neue Sakristei, Mariazell, St

©: paul ott photografiert

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Kapelle Salgenreute, Krumbach, V

©: Adolf Bereuter Fotografie

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Kapelle Salgenreute, Krumbach, V

©: Adolf Bereuter Fotografie

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Sägerbrücke, Dornbirn, V

©: Günter König Fotografie

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Sägerbrücke, Dornbirn, V

©: Günter König Fotografie

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Erste Campus, Wien

©: Werner Huthmacher Fotografie

BHP-PreisträgerInnen 2017
: Erste Campus, Wien

©: Werner Huthmacher Fotografie
©: paul ott photografiert

Am 17. November wurden im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung im Odeon-Theater in Wien die diesjährigen GewinnerInnen des ZV-Bauherrenpreises ausgezeichnet. Aus insgesamt 82 Einreichungen wurden zuvor 23 Projekte für die Shortlist nominiert (s. Artikelempfehlung). Daraus ermittelte die Hauptjury, bestehend aus Tina Gregorič (dekleva gregorič arhitekti, Ljubljana), Architekturpublizistin Franziska Leeb (Wien) und Architekt Richard Manahl (ARTEC Architekten, Wien), die sechs PreisträgerInnen des Bauherrenpreises 2017.
„Die sechs ausgezeichneten Bauherrinnen und Bauherren ermöglichten jeweils einzigartige architektonische Lösungen mit Vorbildwirkung, die über die eigentliche Bauaufgabe hinaus Strahlkraft entwickeln. Mögen sie Inspirationsgeber für künftige Bauherren sein und Ansporn, gewohnte Wege zu verlassen, Bauaufgaben neu zu denken und dazu ermutigen, sich auch über Konventionen hinwegzusetzen.“ (Auszug aus dem Statement der Hauptjury)
Der Bauherrenpreis feiert heuer sein 50-jähriges Jubiläum. Die Auszeichnung der Zentralvereinigung der Architektinnen und Architekten Österreichs würdigt seit 1967 Auftraggeber, die herausragende Projekte realisieren, die Impulse setzen und somit Initiatoren von neuen Entwicklungen in Stadt und Land sind. Ein Großteil der rund 300 bisher ausgezeichneten Bauten ist zu einem fixen Bestandteil des Kanons der österreichischen Architekturgeschichte der jüngeren Vergangenheit geworden.
„Der Bauherrenpreis 2017 zeigt erneut die Vielgestaltigkeit der Bauaufgaben und das Qualitätsbewusstsein der österreichischen Szene: Auch in Zukunft werden Bauprojekte neue Räume der Mobilität bieten, dem Lebenszyklus von Gebäuden Augenmerk schenken und in vielerlei Hinsicht integrativ wirken – kurzum: kultivierte Räume für eine hohe Lebensqualität bereitstellen.“ (Maria Auböck, Vizepräsidentin Zentralvereinigung der Architektinnen und Architekten Österreichs

BHP-PreisträgerInnen 2017

Projekte in alphabetischer Reihenfolge nach Bundesland und Projekt
Jurytexte: Franziska Leeb
 
Niederösterreich

  • Catering Pavillon Wolke 7, Grafenegg
    Bauherr: Grafenegg Kultur Betriebs-GmbH: Paul A. Gessl
    Architektur: the next ENTERprise Architects, Wien
    Freiraumplanung: Land in Sicht, Wien
    Mit der Freilichtbühne Wolkenturm schufen the nextENTERprise Architects im Schlosspark Grafenegg vor zehn Jahren eine der beeindruckendsten Konzertarenen des Landes und zugleich ein Stück Land-Art, dass seinen Zauber auch außerhalb der Festival-Saison zu entfalten vermag. Konträr verhielt es sich stets mit einer notwendigen Begleiterscheinung von Kulturgenuss im Freien – der Veranstaltungsgastronomie. Am Weg zur Bühne bot die vom Pächter errichtete und mit der Zeit gewachsene Cateringinfrastruktur kein adäquates Ambiente, sie war eigentlich so etwas wie der Schandfleck im Schlosspark, was schließlich die zuständige Kulturbetriebsgesellschaft veranlasste, das bewährte Architektenteam erneut zu beauftragen, nebst Verbesserung der gastronomischen Infrastruktur auch einen gestalterischen Akzent zu setzen. Entstanden ist schließlich nicht bloß ein ansehnlicher Cateringpavillon, der sämtliche Auflagen eines Gastronomiebetriebes erfüllt, sondern ebenso – ganz in der Tradition der englischen Landschaftsparks – ein extravagantes Folly, das auch in unbewirtetem Zustand erfreut.
    Mit einem geschwungenen Dachschirm, der sich auf zarten Stahlstützen „wie ein Blatt zwischen die Bäume legt“, fügten the next ENTERprise Architects den Pavillon in die Parklandschaft ein. Die zweifach gekrümmte, nur 20 cm dünne Ortbetonfläche, die den natürlichen Biegeverlauf zum konstruktiven Prinzip erhebt, ist ein Meisterwerk kreativer interdisziplinärer Kooperation zwischen Architekten und Ingenieuren. Den Umriss geben die Bäume vor. Am Boden findet die Dachebene eine Entsprechung im weichen Granulatboden – wegen der Akustik und um Glasbruch zu minimieren. Zudem verstärkt der Belagswechsel das Gefühl, einen Raum zu betreten. Durch die Führung der Theke ergeben sich Visavis, das fördert die Kommunikation. Das von allen Seiten ansehnliche Ensemble ergänzen die Barschränke und Lager bergenden Boxen. Konzertbar, Rastplatz, Sonnenschutz und Regenschutz und untertags wie bei Dunkelheit ein faszinierender Ort der – auch konsumfreien – Begegnung für Einheimische und Besucher.
  • Evangelische Kirche, Mitterbach
    Bauherrin: Evangelische Pfarrgemeinde Mitterbach: Pfarrerin Birgit Lusche
    Architektur: Ernst Beneder/Anja Fischer, Wien
    Errichtet von Holzknechten aus dem Dachsteingebiet, die im 18. Jh. vom Stift Lilienfeld angeworben wurden, um in den Wäldern des Ötschergebiets Holz für Wien zu schlägern, haben wir es mit der ältesten evangeli- schen Kirche und zudem der einzigen Toleranzkirche in Niederösterreich zu tun. Die Holzarbeiterfamilien waren „Geheimprotestanten“, erst 1781 gestattete ihnen das Toleranzpatent Kaiser Josephs II. die Religionsausübung. Mit der Landesausstellung 2015, die sich der Geschichte der Evangelischen in der Region widmete, rückte die Geschichte des Bethauses wieder in den Fokus der Öffentlichkeit, was zusammen mit dem Lutherjahr 2017 eine günstige Konstellation bot, die längst fällige Renovierung der Kirche in Angriff zu nehmen. Ernst Beneder und Anja Fischer fanden die Kirche im Wesentlichen im Zustand von 1970 und in einer bedrückenden Raumstimmung vor. Damals wurden die Seitenemporen abgetragen, die Hauptempore nach vorn erweitert, was die Blick- und Klangbeziehung vom Altarraum zur Orgel beeinträchtigte.
    Nach eingehender Auseinandersetzung mit evangelischen Bautraditionen war für die Architekten klar, dass im praktischen wie konzeptionellen Sinn der Empore große Bedeutung zukommt und sie suchten dafür nach einer aktuellen Sprache, die im Geist der alten Holzfällerkirche die Funktionalität und Dramaturgie des Raumes verbessert. Neben vielen kleinen und größeren Maßnahmen ist die neue Empore die augenfälligste Maßnahme. Die lange Westempore wurde zurückgebaut, zwei neue Längsemporen kompensieren entgangene Fläche und bringen den durch die Lage der Kanzel asymmetrisch disponierten Raum wieder in Balance. Im feinen Gitterwerk der Brüstungen finden sich die Namen der ersten „Bekenner“ von 1782, die sich mutig offiziell als evangelisch meldeten; das wirkt bewusstseinsbildend und identitätsstiftend. Im Zusammenspiel aller Maßnahmen und beteiligten Akteure entstand eine raumplastische Komposition, in der Bestehendes und Neues wie selbstverständlich verschmelzen; mit hoher Sorgfalt, bis ins kleinste Detail überlegt und gestaltet. Bei bescheidenem Budget und trotz kleinem Maßstab der Bauaufgabe entfaltet das Projekt Strahlkraft weit über die Pfarre hinaus.

Steiermark

  • Basilika und Geistliches Haus, Mariazell
    Bauherr: Superiorat Mariazell: P. Karl Schauer, P. Michael Staberl, BM Anton Nolz
    Architektur: Feyferlik/Fritzer, Graz
    In Zeiten, in denen bloß „schneller, höher, weiter“ zähle, sei es im Arbeitsleben eines Architekten ein Geschenk, ein Vierteljahrhundert mit einem Bauherrn an einem Projekt arbeiten zu können, so Wolfgang Feyferlik und Susanne Fritzer. Möglich war dies in Mariazell, katholische Hochburg und wichtigster Wallfahrtsort Österreichs mit über einer Million Besuchern pro Jahr. Das Projekt ist schwer zu fassen. Eingebettet in ein Gesamtkonzept wurden zahlreiche Einzelmaßnahmen im ganz kleinen wie im großen Maßstab umgesetzt. Die große Kunst bestand darin, nicht den Überblick zu verlieren, keinen schnellen Moden anheimzufallen und neben den Schöpfungen von Domenico Sciassia und Johann Bernhard Fischer von Erlach bestehen zu können. Bei allen Interventionen galt es selbstverständlich, Geschichte und Spiritualität des Ortes mit zu bedenken. Das alles geschah respektvoll und gleichermaßen angstfrei vor der Last der Geschichte. Über all die Jahre wurden unter anderem ein neues Raum-, Farb- und Klangkonzept für die Basilika geschaffen, das vom Altarraum bis zu den Turmkammern reicht. Der Außenraum erhielt eine barrierefreie Neugestaltung. Im Osten der Basilika entstand eine Tagespilgerstätte mit Sanitär- und Aufenthaltsbereichen, deren windgeschützte Terrasse von Chören gern zum „Einsingen“ benutzt wird. Mit unvorstellbarer Empathie und Akribie wurde daran gearbeitet, den Wallfahrtsbetrieb für alle Involvierten zu optimieren, ohne ein spirituelles Disneyland entstehen zu lassen. Alt und neu greifen kongenial ineinander und bilden im Zusammenspiel ein Erlebnis für alle Sinne. Gleiches gilt für das „Geistliche Haus“, wo historische Raumfolgen wiederhergestellt, über die Jahre zu Abstellkammern verkommene Räume aktiviert und die Privaträume der Patres und Gästezimmer je nach Erfordernis mit ausgetüftelten, stets für die Situation maßgeschneiderten Sanitärzellen, Küchennischen und zahlreichen Kleinigkeiten wie innenliegenden Fensterläden ausgestattet wurden. Pater Karl Schauer habe stets eine Vision für das gesamte Projekt gehabt, erinnern sich die Architekten. Auch einen visionären Finanzrahmen, am Beginn einen utopischen: „Wir trugen die Bausteine zusammen. Es gab immer den ganz großen Maßstab, um nicht den Überblick zu verlieren. Und es gab auch immer den ganz kleinen, um nicht von Beginn an Fehler im Detail zu machen.“

Vorarlberg

  • Kapelle Salgenreute, Krumbach
    Bauherr: Bewohner_innen der Parzellen Au, Zwing und Salgenreute
    Architektur: Architekt Bernardo Bader, Dornbirn
    Am Ende war noch die Energie da, als Dank an alle, die mitgeholfen haben, ein Buch herauszugeben, das den Bau textlich und bildlich tiefgehend dokumentiert. Über 100 Namen sind genannt, einige Vereine und andert- halb Dutzend Firmen, sie alle haben – jeder nach seinen Möglichkeiten – zusammengewirkt, um eine neue Kapelle zu errichten. Nur 24 Sitzplätze hat sie, genauso viele wie der Vorgängerbau, der anno 1880 von einer in der Nachbarschaft ansässigen Familie errichtet wurde. Seit jeher wurde sie für Maiandachten genutzt und zum Wetterläuten. 130 Jahre später ergriffen Anwohner der benachbarten Parzellen die Initiative, den einst mit bescheidenen Mitteln errichteten und in der Zwischenzeit schwer in Mitleidenschaft gezogenen Holzbau zu sanieren, was sich schließlich als sinnlos herausstellte. Es folgten viele Gespräche, Besichtigungen anderer Kapellen und schließlich ein Entwurf und ein Modell vom im Ort aufgewachsenen und immer noch ansässigen Architekten Bernardo Bader.
    Die Form der Kapelle leitet sich von der alten ab, ähnlich im Grundriss, aber statt Schiff und Turm nun mit einem hohen, turmlosen Steildach. Als Basis wurde ein Sockel aus Alberschwender Kalkstein als Trockenmauerwerk gefügt, darüber Wände und Decken eingehüllt in ein Wetterkleid aus handgeschlagenen Lärchenschindeln. Durch das Zurücksetzen des Eingangs entsteht eine schützende Vorhalle. Eine mit gehämmertem Messing beschlagene Tür führt ins Innere – in einen Raum von berührender Feierlichkeit und be- stechender Schlichtheit zugleich. Im Andachtsraumraum betonen zwölf Spanten, die das Faltwerk aus Kreuzlagenholz vor dem Durchbiegen bewahren, die Höhenentwicklung; unbehandelte Tanne kam als Decklage an den Wänden, als Boden und bei den meisterlich minimalistischen Bankreihen zum Einsatz. Wie eine textile Auskleidung erscheint im durch die verglaste Apsiswand einfallenden Streiflicht die weiß gekalkte sägeraue Schalung im Altarraum. Einfach gemacht hat man sich hier nichts. In jedem Detail und an jeder Oberfläche wird handwerkliches Wissen und Können gewahr, das sich im Zusammenspiel von Fachleuten und Freiwilligen zu einem Stück Baukunst fügte, in dem sich der Geist des Ortes auf vielschichtige Weise verdichtet.
  • Sägerbrücke, Dornbirn
    Bauherr: Stadt Dornbirn: Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, Stadtplaner Stefan Burtscher; Land Vorarlberg, Straßenbau: Armin Wachter
Architektur: Architekturwerkstatt Dworzak-Grabher, Lustenau
    An einer städtischen Schlüsselstelle überbrückt die Sägerbrücke die Dornbirner Ach und verbindet die Innenstadt mit dem Hatlerdorf. Nachdem sich die Sanierung der 1963 fertiggestellten Vorgängerbrücke als weniger wirtschaftlich als eine Neuerrichtung herausgestellt hatte, war es dem Dornbirner Bauamt ein Anliegen, den hochfrequentierten Ort funktionell und gestalterisch aufzuwerten. Die Konstruktionsweise in Beton war vom Straßenbauamt vorgegeben, womit es für die Architekturwerkstatt Dworzak-Grabher nahelag, die Gestaltung im gleichen Material weiterzudenken und seine Potenziale zu nutzen. „Eine Brücke als Insel“ war der Wettbewerbsbeitrag übertitelt, der den Grundgedanken und den gewonnenen Mehrwert exzellent ausdrückt: ein neuer öffentlicher Raum über dem Wasser, auf dem unterschiedliche Formen der Mobilität gleichberechtigt Platz finden. Breiter als lang signalisiert die Proportion, dass hier nicht bloß ein Verkehrsweg, sondern auch ein Dornbirner Verweilort, ein Platz entstanden ist. Ein ausgerollter Teig, aus dem die Ränder als Brüstungen hochgezogen sind und sich die Bushaltestellen herausentwickeln, lieferte die formgebende Idee. Wie aus einem Stück gegossen und mit einem Zuschlag aus hellem Granit versehen hebt sich die Brücke von den Straßen ab. Gestockt auf den Fahrbahnen, sandgestrahlt im Fußgänger- und Fahrradsektor, geschliffen im Haltestellenbereich und – zur Reflexion der Beleuchtung – poliert an der Dachunterseite der Bushaltestellen wird eine Bandbreite an Oberflächenbehandlungen demonstriert und unterschiedlichen Anforderungen Rechnung getragen. Minimierte Niveauunterschiede betonen die Gleichwertigkeit der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer und wirken temporeduzierend. Nischen in den Brüstungen erlauben den Rückzug aus dem Verkehrsstrom, hölzerne Lehnen laden zur Beobachtung des durchfließenden Wildbaches ein, der sich vom sanft plätschernden Gewässer zum reißenden Fluss entwickeln kann. Das Lichtkonzept aus indirekt beleuchteten Brüstungen und Haltestellen sowie zwei diagonal außerhalb der Brücke angeordneten Pylonen sorgt auch bei Dunkelheit für angenehme Stimmung. Ein vertikales Zeichen an der Pforte zur Innenstadt setzt die Skulptur „Do.Helix“ des Künstlers Hubert Lampert und das jährliche „Brückenplatzfest“, ein Architekten- wunsch, feiert diesen besonderen, in jeder Hinsicht vorbildhaften, öffentlichen Raum.

Wien

  • Erste Campus
    Bauherr: Erste Group Bank AG, Wien: Andreas Treichl, Peter Bosek, Herbert Juranek, Boris Marte
    Architektur: Henke Schreieck Architekten, Wien
    Freiraumplanung: Auböck + Kárász, Wien
    Erst die Stadtentwicklung im Zuge der Errichtung des neuen Hauptbahnhofes bot eine Chance, die zuvor durch die weitläufigen Anlagen von Süd- und Ostbahn getrennten Bezirke Favoriten und Wieden zusammenwachsen zu lassen. Der Erste Campus, auf dem die Bank 25 Standorte in einem neuen Headquarter bündelt, nimmt dabei zwischen dem neuen Wohn- und Büroviertel im Westen und der Parkanlage des Schweizergartens eine Schlüsselposition ein. An diesem historisch interessanten und städtebaulich herausfordernden Standort wollte es die Erste Group anders als die anderen Banken machen. „Über die Herstellung von Charakter“ lautete der Untertitel des rund 170-seitigen Kompendiums, das man den Wettbewerbsteilnehmern als Leitfaden mit auf den Weg gab. Darin enthalten auch das Faksimile eines handgeschriebenen Briefes von Generaldirektor Andreas Treichl an die „Lieben Kandidatinnen und Kandidaten“. Er schließt mit der Hoffnung, das neue Hauptquartier möge den Beginn einer neuen Ära für Wiens Architektur markieren. Und tatsächlich gelang ein architektonisch-städtebaulicher Meilenstein von internationalem Format. (Wie weit er in der Stadt gleich- rangige Nachfolger finden wird, ist indes ungewiss). „Schon beim ersten Hearing zum Wettbewerb spürten wir, dass es der Bauherr ernst meint“, erzählen die Architekten, die sich davon angespornt dem Masterplan wider- setzten. Der sah nämlich eine Stadtkante zum Schweizergarten vor, eine Bedingung, die es weder zugelassen hätte, 5000 Mitarbeitern gleichwertig angenehme Milieus, sprich weiten Ausblick in die Umgebung anzubieten, noch eine mit dem Umfeld interagierende städtebauliche Struktur zu schaffen. Sie gliederten das Bauvolumen als Ensemble von in der Höhe gestaffelten Baukörpern in geschwungenen Formen, das einen Landschaftsgarten umschließt und sich – ohne eine Rückseite auszubilden – zur Stadt öffnet. Der Campus wird Teil der Stadt und die Stadt Teil des Campus, so die Philosophie, die gelebter Alltag ist. Das Gebäude strahlt dank seiner Materialität eine in diesem Maßstab selten erreichte Sinnlichkeit aus. Nicht mit Logos und Firmenfarben setzt sich der Bauherr in Szene, sondern mit herausragender Architektur, wohltemperierter Atmosphäre und – auf höchstem Niveau omnipräsent – Kunst.

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