01/02/2015

Im Onlineportal KOOPERATIVER RAUM wird derzeit über das Hochhauskonzept Wien diskutiert. max Rieder hat die Frage aufgeworfen, Erich Raith und Bernd Vlay gehen darauf ein.

Die Artikel sind über die unten stehenden Links zu lesen.

Das aktuelle Hochhauskonzept Wien kann über den Link ganz unten gelesen werden.

Außerdem ist im Spectrum der Tageszeitung Die Presse vom 31.01.2015 der Artikel Tanz der Türme von Christian Kühn zu lesen – online unter dem Link ganz unten.

01/02/2015

Hochhauskonzept Wien – Strategien zur Planung und Beurteilung von Hochhausprojekten

©: Stadt Wien, MA 19 – Architektur & Stadtgestaltung

Auch Blinde sollten vom Hochhauskonzept erzählen können…

Vorerst nochmals anerkennenden Dank, Max und Erich, für Euren Zündstoff zur Hochhaus-­‐Echodebatte. Endlich habe ich, dauerhaft angeregt seit dem Lesen Eurer Zeilen eine Lücke aufmachen können, um einige Zeilen in die Diskussion hineinzutragen.

J.G. Ballard hat uns in seinem Roman High-­Rise – eine Hommage an Ernö Goldfingers Balfron-­Tower in London – eingehend vor Augen geführt, dass der Typ des Hochhauses aufgrund seines „Eigensinns“ die guten Absichten der Planung exzessiver als anders Typen unterwandert: der vom Architekten wohlgeplante Mikrourbanismus des Wohnquartiershochhauses mit seinen an die Rue Vertical angelehnten, öffentlichen Zwischendecks mit Einrichtungen für das tägliche Leben (Einkaufen, Spiel, Sport, Freizeit) und seiner, der natürlichen Ordnung des Marktes folgenden Rangordnung – alle Bewohner sind exklusiv, jedoch wohnt man unten weniger exklusiv als oben – bricht total zusammen. Übrig bleibt der Turm als programmatisch nicht beherrschbares Zeichen, eine babylonische Geschichte (Ernö Goldfinger ist tatsächlich nach ein paar Monaten aus dem Penthouse des Balfron-­Towers ausgezogen, enttäuscht darüber, dass die Bewohnerinnen nicht in der Lage waren, seine Planung im Alltagsleben richtig zu praktizieren, zu leben).
Die Hochhausdebatte steht genau in diesem Spannungsfeld zwischen legitimierbarer Planung (guter Absicht) und der Musik des Zufalls als Amalgam unterschiedlicher, den Städtebau antreibenden Kräfte: das Geflecht aus Immobilienwirtschaft, politischen Ambitionen, günstigen Gelegenheiten, infrastruktureller Logik, angereichert mit allen möglichen, aus der spezifischen Kulturgeschichte unserer Gesellschaft hervorgegangenen, konfliktreichen Ansprüchen (individuelle Inszenierung, Normalität, Gestaltung, Durchmischung, Zonierung, Ökonomie…).
(.....)



Versuch einer Stellungnahme zur Frage der Legitimität von Hochhäusern in Wien
(nach max Rieder).

28. Jänner 2015, Erich Raith: Dein kurzer Text und sein Titel treffen den Kern der Auseinandersetzungen um ein Hochhauskonzept für Wien.

Einmal mehr fällt mir der lässig ausgesprochene Sager von Hans Hollein ein, den ich von der ersten Diskussionsveranstaltung zum Hochhauskonzept 1991 (Coop Himmelblau / Synthesis) sinngemäß so in Erinnerung habe: „Es gibt keine Begründungen dafür, warum man in Wien Hochhäuser bauen muss. Entweder man will sie, oder man will sie nicht.“
Aus heutiger Sicht hat der Satz mehr Tiefgang, als damals für mich erkennbar war. Ich sehe auch heute noch keine Chance, ein Bekenntnis zum Bau von Hochhäusern auf irgendeiner argumentativen Ebene ausreichend abstützen zu können. Was bleibt ist die Herausforderung, mit dieser Legitimationskrise auf möglichst hohem Niveau umzugehen, zumal seit 1991 ja eine beachtliche Zahl an Hochhäusern in Wien realisiert wurde und dieses Faktum eine grundsätzliche Infragestellung von weiteren Hochhäusern äußerst fragwürdig machen würde.
Man kann also Hochhäuser so bauen wollen, wie Kinder lustvoll Bauklötze so lange übereinanderstapeln, bis das Konstrukt einstürzt. Wenn man sie fragt, warum sie das machen, antworten sie: Weil sie es machen wollen (siehe Hollein). Dahinter steht Neugier, die Lust am Ausloten des Machbaren, am Machen – und am Scheitern – selbst. (Wir kennen diesen kindlich-naiven Zugang ja auch von jenen fernöstlichen Fremdenführern, die auf die Fragen nach den Beweggründen ihrer Vorfahren, gewaltige Bauwerke zu errichten, meist mit einem entwaffnend sonnigen Lächeln antworten: „Because they liked it!“.)
(.....)



Zur Frage der Legitimität von Hochhäusern in Wien.

26. Januar 2015 von max RIEDER: Eine solche Fragestellung sucht nach pro‐Argumenten die ein integrierendes bereicherndes Potential für die Stadt haben.
 Damit sind zwei Schlüsselbegriffe gefallen: Integration und Stadt.
 Die europäische Stadt versteht sich und funktioniert als Integrationsmaschine und Integrationsmotor (versus den internationalen Gated‐Community‐Bewegungen).
 Die europäische Stadt will Stadt sein und werden. Wer diese Grundsätze nicht mitträgt kann dem weiteren nicht folgen und soll nach Singapur, Houston oder Moskau emigrieren.
Integration bedeutet hier nicht Massstäblichkeit, Proportionsbezüge, moderate Höhenentwicklungen, sondern vielmehr eine kompensatorische Leistung einer Megastruktur des Vertikalen. Städte agieren wie kommunizierende Gefäße und komplexen organischen Vorgängen. Auf die Stadt heruntergbrochen, braucht es Niere, Leber und Galle, neben Herzmuskel und Lunge. Diese Komponenten unterhalten einen Stoffwechsel und unterschiedliche Kreisläufe der Energieerhaltung. Vertikales kann flächig Muskuläres entspannen, besser stapeln, effizient erschließen, aber auch die Umgebung verstopfen. Welche Erzeugnisse des Hochhauses sind in welcher Umgebung interaktiv integrierende und bereichernd. Dies ist die generelle Kernfrage.
(.....)

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+