02/10/2003
02/10/2003

Maßgebliche Grazer Kulturinstitutionen unterstützen eine Erklärung, in der seit der offiziellen Präsentation der Diagonale 04 erstmals auch in Graz eindeutig öffentlich Stellung bezogen wird. Vor dem Hintergrund einer eindeutigen Stimmungslage in Graz erklären die betreffenden Kulturinstitutionen, dass sie sich mit der großen Anzahl österreichischer Filmschaffender solidarisieren, die zum Boykott der Diagonale 04 aufrufen. Unterzeichnet wurde die Erklärung bislang vom Forum Stadtpark, dem Grazer Kunstverein, der IG Kultur Steiermark, KiG, dem Kulturzentrum bei den Minoriten, dem Kunstverein W.A.S., association for contemporary art, dem Theater im Bahnhof und der Zentralvereinigung Österreichischer Architekten - Sektion Steiermark. Weitere Institutionen werden sich der Erklärung in Kürze anschließen."Mit der Ablösung der Diagonale-KuratorInnen Christine Dollhofer und Constantin Wulff wurde eine kulturpolitische Entscheidung nach parteipolitischen, nicht aber nach inhaltlichen Kriterien getroffen. Eine solche Entscheidung ist künstlerisch nicht vertretbar. Kunst darf nicht als politisches Instrument vereinnahmt werden. Die Diagonale Dollhofer/Wulff hat bewiesen, wie der Spagat zwischen jungem und experimentellem Film und den sogenannten Mainstreamproduktionen herzustellen ist. Nie wurde dabei der künstlerische Ansatz vieler Filmschaffender an eine sogenannte 'Wirtschaftlichkeit' und 'Fernsehtauglichkeit' verraten."
Eva Maria Stadler, Grazer Kunstverein

"Diese 'Neuorientierung' der Diagonale resultiert aus einer Kulturpolitik, die gewachsene Strukturen zerstört und die wir nicht unterstützen können. Unsere Kritik gilt dabei keinesfalls der Präsenz südosteuropäischer (Film-)Kunst, die wir immer unterstützt und teils massiv gezeigt haben, allerdings erscheint der nun präsentierte Vorschlag eines Festivals für sowohl österreichisches als auch südosteuropäisches Filmschaffen insgesamt äußerst verunglückt. Die Diagonale muss als äußerst erfolgreiche Plattform, als Netzwerk und Forum des österreichischen Films erhalten bleiben!"
Herwig Höller, Forum Stadtpark
"Die Diagonale, das beliebteste Festival in Graz fällt der Willkür zum Opfer. Das jährliche Filmprogramm (vom Österreichischer Kinofilm über den Dokumentarfilm bis hin zum innovativen Kino) und viele Sonderprogramme (hier konnte man das deutliche Interesse der Programmmacher an den Filmszenen Südosteuropas ablesen!) waren für die österreichischen Filmschaffenden wie für viele Grazer KünstlerInnen und Institutionen ein nicht mehr wegzudenkender Treffpunkt. Als eine der Institutionen, die mit der Diagonale in engem Diskursverhältnis standen, solidarisieren wir uns mit der großen Anzahl österreichischer Filmschaffender, die zum Boykott der Diagonale 04 aufrufen."
Margarethe Makovec, association for contemporary art"Wie in anderen Kunstsparten üblich, sollte auch beim Film unserer Meinung nach keine Politik an den Kunstschaffenden vorbei betrieben werden. Unzählige positive Beispiele künstlerischer Selbstorganistaion auf institutioneller Ebene beweisen, dass gewachsene Strukturen (wie die bisherige Diagonale) die eigentlichen Träger des kulturellen Lebens sind. Diese gehören gestärkt und gefördert, Zerschlagungen sind nicht sinnvoll."
Martin Krammer, Zentralvereinigung Österreichischer Architekten - Sektion Steiermark"Ich sehe in der Ablöse der KuratorInnen einen politischen Willkürakt. Unverständlich, dass über Jahre gewachsene Substanz, die einen entscheidenden Bonus im Grazer Kulturleben ausmacht, mit einem Mal zunichte gemacht wird."
Michael Petrowitsch, IG-Kultur Steiermark

"es ist ihr spiel sie sind am drücker
und du wirst es nicht überstehn
sie lassen dir nicht eine chance
und bedienen dich extrem
sie setzen hoch sie schlagen tief
und keiner kommt da raus
nur ich hab sie gesehn
und weiss genau: sieger sehn anders aus
(franz morak: sieger sehen anders aus 1983)"
Theater im Bahnhof

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