29/08/2015

DIE RUINEN DER STATT PALMYRA
von Johann Bernhard Fischer von Erlach
(Graz 1656 – Wien 1723)

Das GrazMuseum zeigt von vom 28. bis 31. August 2015 in einer Gedenkausstellung Die Ruinen der Statt Palmyra mit dem gleichnamigen Stich aus dem 1721 erschienenen Entwurff einer Historischen Architectur des in Graz geborenen Barockbaumeisters Johann Bernhard Fischer von Erlach.

Ausstellungsdauer
28.08. - 31.08.2015

29/08/2015

DIE RUINEN DER STATT PALMYRA von Fischer von Erlach, 1721

©: GrazMuseum

Eine Gedenkausstellung des GrazMuseums

Die zwischen Euphrat und Mittelmeer, zwischen Orient und Okzident liegende antike Oasenstadt Palmyra, die Palmenreiche, soll nach dem wahnhaften Säuberungswillen der Terrormiliz Islamischer Staat nicht mehr sein. Zuerst nutzten diese Terroristen ausgerechnet das einst so weltoffene Palmyra als „Kulisse“ grauenhafter Massenhinrichtungen, dann folterten und enthaupteten sie den 82-jährigen großen palmyrischen Archäologen Khaled al-Assaad, stellten seinen Leichnam zur Schau und zerstückelten ihn schließlich. Vor wenigen Tagen hat der IS begonnen, die einzigartigen Zeugen der Verschmelzung griechischer, römischer und assyrischer Kultur demonstrativ zu zerstören.

Das GrazMuseum besitzt einen Kupferstich des 1656 in Graz geborenen Johann Bernhard Fischer von Erlach, der die Die Ruinen der Statt Palmyra im Zustand vor 1700 zeigt. Der Architekt der unvergleichlichen Wiener Karlskirche oder der Salzburger Kollegienkirche kommentiert seinen aus fremden Vorlagen entwickelten Stich: 
„Das unwiedersprechlichste Zeugnis ihrer (Palmyras) Wiedererbauung und alten Pracht leget die Herrlichkeit ihrer ansehnlichen Ruinen an den Tag; als welche weder die Zeit, noch die unwissende Grausamkeit der Barbaren gänzlich auszutilgen vermocht. Ihr gegen alles Fremde nicht weniger ausgelassenes Wüten ist Ursache, daß man biß anhero so wenig Nachricht erhalten, von dem vornehmsten Überbleibsel der Alterthümer, so an einem Ort der Welt zu sehen.“
Der hier ausgestellte Stich ist Teil der ersten großen Zusammenschau der Weltarchitektur, die Fischer von Erlach 1721 als Entwurff einer Historischen Architectur herausbrachte. In diesem Stich-Werk werden Rekonstruktionen von historischen und legendären Bauwerken der Juden, Ägypter, Syrer, Perser, Griechen, Römer, Araber, Türken, Chinesen und Japaner gezeigt und kommentiert. Die „alte Pracht“ und „Herrlichkeit“ der Oasenstadt Palmyra war schon vor drei Jahrhunderten unbestritten.

Wenn das GrazMuseum aus schrecklichem Anlass in einer spontanen Sammlungsauslegung Fischer von Erlachs Die Ruinen der Statt Palmyra präsentiert, soll damit ein museumsgemäßes Zeichen dagegen gesetzt werden, dass die tiefste Inhumanität des IS zur symbolischen Verstärkung seiner groß inszenierten Terrormorde und auch zur Ablenkung von seinem gigantischen Kunstraub laut UNESCO die „brutalste und systematischste Zerstörung von kulturellem Menschheitserbe seit dem 2. Weltkrieg“ vollbringt – in Mossul, in Ninive oder nun in Palmyra.

Was sich im kulturellen Gedächtnis der Menschheit eingeschrieben hat, ist aber unzerstörbar. Daran soll Fischer von Erlachs Blatt erinnern. Aus schier endlosen Säulenreihen gebildete Hauptstraßen, das Heiligtum für die semitische Gottheit Baal in griechisch-römischer Verkleidung, exakt ausgerichtet nach den Himmelsrichtungen, doppelte Säulenreihen vortäuschende Säulenordnungen sind Ideen. Wir bewundern sie nach der physischen Zerstörung noch viel mehr. Diese Ideen hat auch das „gegen alles Fremde nicht weniger ausgelassene Wüten“, diesen Geist hat auch nicht „die unwissende Grausamkeit der Barbaren gänzlich auszutilgen vermocht“. Palmyra lebt fort. (Text: GrazMuseum, Otto Hochreiter)

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